Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, standen wir eine Weile einfach nur da und sahen uns an. Ich konnte dabei einfach nicht aufhören zu lächeln. Ich war so glücklich wie nie. Kyle und ich waren zusammen. Ich hatte einen Freund. So etwas hatte ich noch letzte Woche nicht einmal zu träumen gewagt. Ich wusste nicht, ob es auch wirklich funktionieren würde, doch im Moment war es mir egal. "Ich würde zwar liebend gern noch weiter einfach nur mit dir in meinen Armen hier stehen bleiben, aber es wird langsam kalt und ich will nicht, dass du krank wirst. Außerdem wird mich Fynn umbringen, wenn ich dich nicht bald nach Hause bringe.", flüsterte Kyle mir ins Ohr. Ich wollte eigentlich noch nicht gehen, sondern länger mit Kyle allein sein, aber ich wusste, dass er recht hatte. Also machten wir uns auf den Weg zu seinem Auto und fuhren zurück. Während der Fahrt schwiegen wir. Es war aber kein unangenehmes Schweigen und immer, wenn er gerade nicht schalten musste, griff Kyle nach meiner Hand, um sie mit seiner zu verschränken. Nach fünfzehn Minuten Fahrt hielt er schließlich vor meinem Haus an. "Der Abend war wunderschön. Das müssen wir unbedingt mal wiederholen. Also wenn du willst." "Natürlich will ich. Du hast mich heute Aband so glücklich gemacht wie schon lange nicht mehr. Danke Kyle." Er beugte sich zu mir rüber und gab mir noch einen letzten Kuss, bevor ich dann ausstieg und reinging.
Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen rief Fynn aus dem Wohnzimmer auch schon meinen Namen. "Ava? Bist du das?" "Ja, wer denn sonst." Ich lief zu ihm und sah ihn auf dem Sofa liegend einen Film schauen. "Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Wo wart ihr denn so lange?", wollte er wissen. "Wir waren Pizza essen und sind dann noch ein bisschen spazieren gegangen und haben geredet." Bei der Erinnerung daran musste ich direkt wieder anfangen zu lächeln. "Worüber habt ihr denn gesprochen, dass du so lächeln musst?", fragte Fynn nach. "Kyle hat mich gefragt, ob ich seine Freundin sein will und ich hab ja gesagt.", platzte es aus mir raus. Er strahlte mich glücklich an. "Das freut mich so für dich. Du hast es verdient endlich mal etwas Glück zu haben." Er nahm mich kurz in den Arm, bevor er sich wieder löste und mich gespielt streng ansah. "Aber jetzt ab ins Bett. Es ist schon spät.", scheuchte mich Fynn liebevoll aus dem Wohnzimmer. Schmunzelnd lief ich nach oben und machte mich bettfertig.
Schwankend kam mein Papa in mein Zimmer, wo ich gerade Hausaufgaben machte. "Du hast mein Leben zerstört! Wegen dir ist sie abgehauen!", warf er mir vor. "Aber ich hab doch gar nichts gemacht. Warum sagst du das immer?", ängstlich und gleichzeitig aber auch traurig sah ich ihn an. Zwei Jahre lang sagte er das nun schon, aber ich verstand nicht warum. Ich hatte doch nie etwas getan weshalb Mama weggehen könnte. Warum sagte er dann immer ich sei Schuld? "Du bist uns nur eine Last gewesen! Du hast uns nur gestört und bist uns ständig auf die Nerven gegangen! Deshalb ist sie abgehauen! Weil sie dich nicht mehr ertragen wollte!" "Aber sie hat doch immer gesagt, dass sie mich lieb hat.", weinte ich. Hatte Mama mich die ganze Zeit angelogen. Aber ich hatte sie doch so doll lieb. Und meinen alten Papa auch. "Dich lieb haben!", lachte er nur hämisch. "Als ob man so jemanden wie dich lieb haben könnte! Du wirst immer einsam bleiben! Niemand wird dich je lieben! Niemand kann dich lieben! So wie ich und deine Mutter es nie getan haben!" Zum Schluss verpasste er mir noch eine Ohrfeige, bevor er das Zimmer verließ und mich weinend darin zurück ließ. An solchen Abenden wünschte ich mir immer, dass er mich lieber geschlagen hätte, denn das hätte nicht halb so doll weh getan wie seine Worte.
Aufgewühlt wachte ich am nächsten Morgen auf. Ich hatte nun schon länger nicht mehr von meinem Vater geträumt, doch diese Erinnerung rief mir meine Vergangenheit wieder allzu deutlich ins Gedächtnis. Fast täglich hatte er diese Sachen zu mir gesagt. Dass niemand mich je lieben könnte. Dass niemand mich freiwillig bei sich haben wollte. Irgendwann hatte ich ihm geglaubt, denn warum sollte mein Vater mir diese Dinge immer wieder an den Kopf werfen, wenn sie nicht stimmten. Und doch hatte Kyle mir gestern gestanden, dass er Gefühle für mich hatte. Ob ich ihm das wirklich glauben konnte wusste ich nicht, aber ich wollte es. All die Jahre hatte ich mir jemanden gewunschen, der mich lieb hatte und so akzeptierte wie ich war. Ich hatte die Hoffnung diese Person nun in Kyle gefunden zu haben. Seufzend stand ich auf und machte mich fertig. Ich hatte absolut keine Lust auf Schule. Allerdings würde ich Kyle heute wiedersehen und dieser Gedanke ließ augenblicklich ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen. Dann jedoch dachte ich daran, was letztes mal passiert war, als ich mich darauf gefreut hatte ihn wiederzusehen und wie sehr er mich dann verletzt hatte. Aber das würde er nicht nochmal tun. Er hatte es mir schließlich versprochen. Deshalb schob ich diesen Gedanken beiseite, doch selbst als ich mit Fynn auf dem Weg zur Schule war, konnte ich ihn immer noch nicht ganz vergessen. Wie würde Kyle bloß reagieren? Vor der ganzen Schule zeigen, dass ich jetzt seine Freundin war? Mich so wie immer behandeln? Oder doch ignorieren? Ich wusste es nicht. Konnte bloß auf das beste hoffen und das machte mich unglaublich nervös. Doch in ein paar Sekunden würde ich es erfahren, denn gerade bogen wir auf den Parkplatz ein und Kyle wartete schon auf uns.
Bei mir fängt jetzt die Klausurenphase, die bis Mitte Dezember dauert, an, weshalb ich es vielleicht nicht immer schaffe ein Kapitel hochzuladen, da ich teilweise bis zu drei Klausuren innerhalb einer Woche schreibe. Ich versuche natürlich trotzdem regelmäßig zu updaten, aber ich hoffe ihr versteht, dass ich es nicht immer schaffen werde. Hoffe euch hat das Kapitel gefallen.
Eure Lili
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Ava - My life with fear
RomanceSeit ihre Mutter vor zehn Jahren verschwunden ist wird Ava von ihrem drogenabhängigen Vater misshandelt und vergewaltigt. Sie lässt niemanden an sich ran, redet kaum und hat starke Berührungsängste. Doch als ihr Vater an einer Überdosis stirbt, muss...