15. Mental Breakdown

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"Alles in Ordnung?", fragte mich plötzlich zögernd eine Stimme. Sofort verstummte ich und blickte auf.
Da war er. Er sah mich an, wie es mein Bruder getan hatte, wenn er besorgt war.

Ich stand auf und ging langsam auf ihn zu. Seine Augen weiteten sich ein wenig und er sah mich nun etwas ängstlich an. Nun stand ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. Ich legte meine Hand an seine Wange.

"Jimin..." flüsterte ich leise und wieder rollten mir Tränen über die Wange. Ich starrte in sein geschocktes Gesicht und nahm dann meine Hand wieder weg und realisierte erst jetzt was ich getan hatte.

Nun starrte ich ihn auch mit weit aufgerissenen Augen an, ehe ich aus dem Zimmer rannte und die Tür hinter mir zuschlug.

Wieso?

Wieso erinnerte er mich so an ihn.
Ich wollte das nicht mehr. Ich hatte als Bruder versagt. Ich konnte ihn nicht beschützen. Er war doch noch so jung und es war alles meine Schuld.
Die Schuldgefühle fraßen mich von innen auf.

Der Grund weshalb ich so geworden bin war der Tod meines Bruders, da ich Schuld war. Seit dem Tag bekam ich mein Leben nicht mehr auf die Reihe. Ich hasste jeden und wollte jeden leiden sehen.

Meine Mutter hasste mich, was ich ihr nicht übel nehmen konnte. Immerhin war ich Schuld, dass mein Bruder nicht mehr hier war.

Seit dem Tod meines Bruders war ich viel aggressiver. Ich war in ein tiefes depressives Loch gefallen. Hatte mir etliche Tattoos und Piercings stechen lassen, meine Haare gefärbt, Schule abgebrochen, Drogen genommen und wurde von Zuhause rausgeworfen und... drei Menschen getötet und es tat mir nicht mal leid. Niemals würde ich es bereuen. Sie hatten nichts anderes verdient!

So konnte ich recht gut mit dem ganzen umgehen. Ich kam stark rüber und ließ mir nichts anmerken. Ich war stark. Jetzt jedoch brach wieder alles zusammen und ich wurde wieder schwach.

Das alles nur wegen Luhan.

-

Nachdem ich im Bad zusammengebrochen war und mich dort erstmal ausgeheult hatte, ging ich wieder zurück in mein und Luhans Zimmer.

Luhan saß auf seinem Bett und umarmte seinen Hasen. Als ich die Tür öffnete und das Zimmer betrat schaute er sofort zu mir auf. Ich ignorierte ihn, lief zu meinem Koffer und fing an meine Sachen zu packen.
Ich konnte spüren, wie er mich verwirrt anstarrte.

Nachdem ich endlich fertig war ging ich zu den anderen, die im TV-Raum einen Film schauten und verabschiedete mich von ihnen.

"NEIN!! Du kannst mich doch nicht einfach so verlassen!", schrie Chen hysterisch und warf sich auf mich.

"Sorry Chen... Ich muss jetzt gehen...", sagte ich traurig
und wollte mich von ihm lösen.

"Nicht bevor du mir einen Abschiedskuss gegeben hast!" Er schmollte und versuchte mich zu küssen. Ich jedoch stieß ihn angeekelt von mich, warf nochmal jedem einen Blick zu und verließ dann den Raum.

Vor dem Stationszimmer warteten schon die Betreuer mit einer Frau auf mich.

"Das ist Frau Wang. Sie ist die Leiterin der Wohngruppe und wird dich jetzt mitnehmen.", meinte ein Betreuer und gab mir die Hand. "Ich wünsche dir viel Glück."
Zögernd schüttelte ich seine Hand und Frau Wang und ich verließen das Gebäude.

Jimin... Langsam liefen mir während der Fahrt immer wieder Tränen über die Wangen. Ich hielt den Schmerz einfach nicht mehr aus.

Jimin... Komm zurück!

Different | HunHanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt