Different | HunHan

26. Ain't so different

Sehun pov

Ich öffnete meine Augen und brauchte einen Moment, bis ich richtig wach war. Irgendetwas schweres lag in meinen Armen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah Luhans Gesicht. Ganz nah an meinem.
Ich betrachtete sein Gesicht genauer. Er war hübsch. Wie mein Bruder...

Ich seufzte leise, weshalb Luhan langsam seine Augen öffnete.

"Huh?", kam es von ihm, während er verschlafen seine Augen rieb.
Ich unterdrückte ein lächeln und starrte ihn einfach nur an.
Als er realisierte wo er war, zuckte er schreckhaft weg und starrte ängstlich zurück.
"W-was...?", fragte er und schien nachzudenken, wie er seine Frage formulieren sollte.

Ich schmunzelte leicht und setzte mich auf.
"Danke, dass du mir vertraust." Ich lächelte ihn leicht an. Er schien einen kurzen Moment zu brauchen, um sich an vorhin erinnern zu können.

"I-ich... Ich weiß gar nicht wieso ich dir alles erzählt habe. Wir kennen uns eigentlich gar nicht und sind auch viel zu verschieden, aber... trotzdem hatte ich so das Gefühl, dass es r-richtig war.", sagte er etwas nervös und spielte mit gesenktem Kopf mit der Decke.

"Ich hoffe, dass ich wenigstens dieses mal nichts falsch mache.", flüsterte ich leise zu mir selbst. Dennoch konnte es Luhan hören.

"W-was meinst du damit?", fragte er mich und schaute mich verwirrt an.

"Ich hab dir noch nicht von meiner Vergangenheit erzählt oder?", fragte ich ihn nun. Daraufhin schüttelte er nur seinen Kopf.

"Na gut. Ich erzähle es dir jetzt.", meinte ich und er schaute mich gespannt an.
"Ich hab- ...hatte einen Bruder. Er war erst 14 Jahre alt.
Ich musste ihn mal abends nach der Schule abholen, aber ließ mir viel Zeit. Als ich dann an der Schule ankam, war er nicht mehr da, weshalb ich geglaubt habe, dass er schon nach Hause gegangen war.
Doch als ich ihn dann in einer dunklen Gasse, blutverschmiert auf dem Boden liegen sah..." Ich schloss die Augen und holte kurz tief Luft.

"Er... er lag da auf dem kalten Boden und hatte überall Wunden und ich erinnere mich noch genau wie er mich anlächelte. Er lächelte mich an, als wäre er glücklich... als wäre er glücklich zu sterben." Ich musste mich zusammenreißen, um nicht gleich loszuheulen.

"Das haben ihm drei Typen angetan. Sie haben ihn zusammengeschlagen und ich... ich hab sie dann gefunden und... ich hab ihnen das gleiche angetan. Nein. Schlimmer. Ich hab ihnen schlimmeres angetan. Ich hab sie leiden lassen und sie haben es verdient." Stumm liefen mir Tränen meine Wangen hinunter, aber dennoch musste ich grinsen, als ich an die von schmerz verzogenen Gesichter der Jungs dachte.

"Seine Hose war zerrissen und darunter konnte ich Narben erkennen. Tiefe Schnittwunden. Er schien es schon seit längerer Zeit zu tun... ich wusste nie etwas davon.
Er hatte sein Zimmer immer abgeschlossen, aber ich hab mich nie gefragt warum. Jetzt weiß ich es...
Sein Bett war voller Blut. Überall lagen Klingen und Tabletten rum.
Er war eigentlich immer glücklich. Ich wusste nicht, dass sich das dahinter verbarg. Ich wusste nicht, dass alles nur eine Maske war. Ich wusste nicht, dass... dass er bald nicht mehr da sein würde." Ich machte kurz eine Pause und schaute zu Luhan. Als ich ihn ansah wischte er sich schnell die Tränen weg, die ebenfalls stumm seine Wangen hinunter liefen.

Dann drehte ich meinen Kopf wieder weg und fuhr fort.
"Es war alles meine Schuld. Ich habe als Bruder versagt. Ich hätte ihn beschützen können, doch ich habe versagt.
Ich vermisse ihn so sehr..."
Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Ich ließ meinen Tränen freien lauf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
"Jimin... es tut mir so leid!", schluchzte ich.

Ich spürte, wie sich zögernd eine Hand auf meinen Rücken legte.
"I-ich erinnere dich an deinen Bruder... kann das sein?", fragte er vorsichtig und unsicher.

Ich verstummte und schaute ihn an.
"Ja...", flüsterte ich leise, woraufhin er nur nickte.

Ich starrte ihn eine Weile an, während er nervös auf seine Hände starrte.

"Weißt du was?", unterbrach ich die Stille.
Er hob seinen Blick und schaute mich kurz fragend an, ehe er wieder wegschaute.

"Wir sind gar nicht so verschieden wie wir dachten."