Noch mehr Puzzleteile

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Elfriede und ich arbeiteten bis in die Morgenstunden. So gegen drei Uhr legten wir uns endlich zu Bett, um Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Unsere Köpfe waren schon heiß gelaufen, imaginäre Rauchfahnen stiegen davon auf.

Doch hatten wir auch einiges erreicht, wir hatten per E-Mail einiges an Bild Material von unseren Unis geschickt bekommen und begonnen es durchzulesen. Besonders Marie half mir wie immer sehr. Auf diesem Weg erinnerte sie mich auch gleich an einige Termine, die ich noch hatte, wie zum Beispiel das Seminar für diese Landgestaltungsfirma, dem ich ja leider schon zu gesagt hatte. Es war mir als wäre es gestern gewesen, als sie mich anriefen, dass sie mir in zwei Wochen diesen Job anbieten möchten. Doch nun waren fast zwei Wochen um, in fünf Tagen begann das Seminar. Ein wenig Zeit hatte ich also noch und großartig vorbereiten musste ich mich bei dem Thema ja nicht, außerdem hatte den Rest schon Marie für mich vorbereitet. Ihre Art kam mir wie immer zugute, das wusste sie auch. Ich werde ihr wohl oder übel einen Bonus zahlen müssen. Da ich das Geld sehr gut gebrauchen konnte, währe es nicht sinnvoll es abzusagen. Daher ergab ich mich in mein Schicksal. Ich musste nur noch Lukas um eine Woche Urlaub bitten. Ich hoffe nach dem gestrigen Tag gab er ihn mir auch noch!

Wie immer nach so viel Stress schlief ich nicht gut und wachte um 7 Uhr schon wieder auf. Da ich sowieso nicht wieder einschlafen würde, ging ich Frühstücken, in der Hoffnung allein zu sein, da die meisten anderen nicht viel früher, oder sogar später, als wir schlafen gegangen waren.

Als ich den Gemeinschaftsraum betrat, wurde ich enttäuscht, sogar doppelt, denn Lukas stand da und machte gerade Kaffee.

„Guten Morgen. Kaffee ist gleich fertig."

Ich holte Brötchen und stellte auch noch das restliche, was man so zum Frühstück brauchte, auf den Tisch.

„OK. Du konntest wohl auch nicht schlafen, ist ja sehr ungewöhnlich."

Ich versuchte, ganz ungezwungen zu reden. Es klappte auch weit besser als gestern.

„Mir geht sehr viel durch den Kopf."

Er stellte den Kaffee auf den Tisch und setzte sich, mir gegenüber, hin.

„Auch sehr vieles von früher weißt du. Diese Grabung ist, alles in allem, völlig anders als alles, was ich bisher hatte."

Er betrachtete das Brötchen, das auf seinem Teller lag. Ich hatte das Gefühl, er vermied es, mich anzusehen. Auch ich bekam schon wieder Bauchschmerzen, wie es schien, meine ständigen Begleiter auf dieser Grabung.

„Das empfinde ich auch so. Auch bei mir sind in den letzten Tagen viele alte Erinnerungen aufgewühlt worden. Besonders diejenigen, welche ich tief vergraben wollte."

Warum sollte ich es vor ihm verheimlichen. Manchmal war die Direktmethode am besten.

Er saß eine ganze Weile schweigend da und trank nur Kaffee. Ich aß etwas, wer weiß, sollte er doch noch etwas zu diesem Thema sagen wollen, verschlug es mir vielleicht den Appetit. Er sah die ganze Zeit nach unten, scheinbar auf seine Tasse. Mit seinen Fingern umspielte er den Rand, fuhr immer wieder nervös auf und ab. Auch ihm schien dieses Thema unangenehm. Was mir nur recht war, sollte doch auch er dabei Bauchschmerzen bekommen. Nachdem was Paul mir gesagt hatte, war es möglich, dass er etwas für mich empfand und es anscheinend unterdrücken wollte. Sollte er nur Leiden, das war Balsam für mich!

„Man schafft es einfach nicht, manche Dinge ungeschehen zu machen, nur indem man nicht mehr darüber spricht. Ich habe es versucht, aber es geht einfach nicht. Wir sollten über einiges aus unserer Vergangenheit sprechen, ich weiß, aber es fällt mir schwer es selbst zu verstehen, was da alles passiert ist und warum. Du musst mir nur ein wenig Zeit geben, damit ich es verstehe, nicht viel, nur ein wenig."

ZeitbarrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt