Tratsch und Klatsch

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„Na, was steht ihr hier so Ratlos herum. Je eher ihr anfangt, umso schneller findet ihr euer erstes Fundstück. Und wer weiß, vielleicht ist es das Puzzleteil, das dann alles erklärt! Oder habt ihr noch nichts über die großen Ausgrabungen Gelesen, besonders die, in denen genau dieser Berg Dreck, den ihr jetzt so verächtlich anseht, den Ausschlag brachte.“

Ich sah sie mit Begeisterung in den Augen an. Sie sahen sich gegenseitig an und dann den Berg und dann wieder mich. Es hatte etwas komisches an sich, aber ich verkniff mir das Lachen.

„Meinen sie ehrlich, Dr. Keller, oder sagen sie das bloß um uns aufzuheitern?“

Sie sahen mich gespannt und mit einem Funken an Hoffnung an.

„Aber ‚Natürlich’ meine ich das ernst. Ich selbst war schon auf einer dieser besagten Grabungen. Das war vor circa zehn Jahren in Cornwall, das ist in England. Nur weil wir den Aushub nochmals durchsiebten, fanden wir das Entscheidende Fundstück. Deshalb legt Professor Stanton auch solchen Wert auf diese Arbeit. Also seien sie nicht Betrübt wegen dieser Aufgabe, sondern zeigen sie was in ihnen steckt.“

Sie waren auf einmal alle hellauf begeistert von meiner Rede und fingen auch gleich mit der Arbeit an. Ich war wirklich Stolz auf mich. Nun begab ich mich an meine Aufgabe und packte meine Fotoausrüstung aus. Ich fing gerade an zu knipsen als Lukas zu mir kam.

„Na, die hast du ja animiert. Was hast du ihnen den gesagt? Wieder das mit Cornwall?“

„Ja, und wie du siehst, wirkt es wie immer Wunder. Also sprich nicht so abschätzig von meiner Story. Sie müssen ja nicht wissen, dass es ein wenig geflunkert ist. Auf alle Fälle, waren die Funde aus dem Aushub immer Hilfreich, wenn sie auch noch nie sehr Spektakulär waren.“

Er lachte.

„Wer war eigentlich der Mann in diesem feinen Anzug, mit dem du hier rein kamst?“

Ich sah ihn ein wenig entgeistert an. Er schreckte zurück und sah mich mit entschuldigendem Blick an.

„Was, darf ich nicht Fragen?“

„Sicher, aber der wollte doch zu dir? Hat er dich nicht gefunden. Oh Gott, ich muss ihn suchen, sonst irrt er noch Tage hier rum.“

„Zu mir. Ehrlich. Was will solch Einer den von mir?“

„Er sagt, er wäre von EZ Produktions, Herr Klemend, er müsse einen Bericht über das alles hier schreiben.“

Lukas sah mich erstaunt an.

„Wirklich? Von dem hab ich noch nie gehört. Für uns ist Herr Gräuber zuständig.“

„Ja, das hat er mir gesagt. Nicht den Namen, aber er meinte, der zuständige sei krank und nun müsse er einspringen.“

„Ach, Krank. Hab ihn gestern noch gesehen, da sah er noch in Ordnung aus. Werd ihn nachher mal anrufen. Jetzt such ich diesen, wie heißt er noch mal?“

„Klemend. Und sei nett zu ihm, er kam mir ziemlich Nervös vor.“

„Ich bin doch immer nett. Das weißt du doch.“

Wieder dieses schelmische Grinsen. Das konnte er wirklich gut.

„Deswegen sage ich es ja extra. Deine Art von Nettigkeit gegenüber Beamten ist geradezu legendär.“

Er verdrehte spielerisch die Augen und ging.

Ich machte mich nun endlich ernsthaft an meine Arbeit und hatte binnen einer Stunde die gesamte Fundstelle neu Photographiert. Dann setzte ich mich auf meinen Klappstuhl, der extra wegen mir neben die Stelle des Aushubes gestellt worden war, damit ich das Geschehen gut überwachen konnte. Ich lächelte den Studenten aufmunternd zu, was sie eigentlich nicht brauchten, da sie noch immer mit vollem Eifer bei der Arbeit waren. Sie organisierten sich Mappen, skizzierten jeden noch so kleinen Krümel den sie fanden, baten mich immer wieder um die Kamera und arbeiteten verbissen und emsig wie die fleißigsten unter allen Arbeiterbienen die ich je beaufsichtigt hatte.

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