Neue, alte Freunde

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Der Nachmittag brachte weitere harte Arbeit, wieder vornehmlich auf den Knien, was mir meine Beine in schwere Klumpen verwandelte, mit denen ich alles, nur nicht gehen konnte. Wir legten die Falltür in ihrer Gesamtheit frei, sie lag nach vorne hin in Richtung Eingang geneigt, was uns erstaunte, da das Gefälle welches unsere Aufmerksamkeit erregt hatte, nach hinten gelaufen war, in Richtung der Rückwand. So lag die Tür schließlich beinahe einen halben Meter, genauer sind es exakt 62 Zentimeter, unter Eingangsniveau. Die Falltür reichte bis auf 20 Zentimeter an den Eingang heran. Es tat uns etwas um das Pflaster leid, dass wir hierfür entfernen mussten. Doch da die Tür nun vor uns lag, waren wir doch wieder alle neugierig, was darunter wohl verborgen war. Da das gesamte Grab die Prüfung der Datierung bisher immer bestanden hatte, war, so sah sie jedenfalls aus, diese Tür wohl ebenso alt. Oder war das Grab geöffnet worden, und all diese Anlagen nachträglich entstanden? Doch hatten wir für diese These keine Anhaltspunkte gefunden. Keine Verfärbungen der Erde im Hügel, welche auf Abtrag und Neuaufschüttung hinweisen würde.

Wir standen vor einem großen Rätsel, doch hatten wir ein gutes Gefühl, das wir der Lösung nun endlich einen Schritt näher waren. Es wurde wieder Abend, bis wir endlich soweit waren, die Tür zu öffnen. Wir hatten alle Daten und Funde eingetragen, hatten ausgiebig Fotos geschossen und alles dokumentiert, jede Handbewegung. Nun standen wir unschlüssig vor unserem Fund und ein jeder sah den anderen fragend an, ob wir es nun wirklich öffnen sollten, ohne dass Lukas, unser Grabungsleiter, hier war. Dies war unüblich, eigentlich geschah ein so wichtiger Akt nur im Beisein des Leiters. Er müsste im Normalfall derjenige sein, der die Tür nun anhob.

„Was machen wir jetzt? Auf Morgen warten und hoffen, dass er endlich kommt oder wenigstens anruft?"

Wir waren alle einigermaßen wütend. Wir wollten da hinein, unbedingt. Zwei Tage hatten wir geschuftet, bis uns alles schmerzte, der Rücken, die Beine und die Arme. Wir hatten es uns verdient, zu sehen, was sich dort verbarg. Es war der Lohn harter Arbeit.

„Wir gehen da rein, wenn er sich aufregen will, dann soll er doch. Er meldet sich doch nicht."

Fred sah mich entgeistert an. Zwar wollte er auch da hinunter, aber er war ein Mann, der es mit den Vorschriften schon ernster nahm. Nicht wie bei mir oder Paul, denen diese eigentlich nur lästig waren. So reagierte Paul auch dementsprechend gereizt auf Freds Einwand.

„Das können wir nicht machen, er ist immer noch der Leiter!"

„Warum nicht? Sicher können wir, er hat doch gesagt wir sollen rausfinden, was sich da drin verbirgt, genau das waren seine Worte, und wir schauen jetzt nach, was sich da verbirgt. Wie er das auch wollte!"

Wunderbare Interpretation! Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Er hatte meine volle Zustimmung. Besonders da ich den Sog wieder wahrnahm, schwach, aber doch wieder stärker als am Vortag. Also hatte ich mit meinen Annahmen, dass sich der Sog verstärkte, je länger man nicht reiste, absolut recht. Ich musste jetzt hinein, wer weiß was passierte, wenn ich die Kontrolle nicht mehr über meine Fähigkeit hatte, jetzt hatte ich diese noch.

„Er hat Recht, Fred. Außerdem haben wir es alle verdient. Schau uns an, total fertig und ausgelaugt. Wir brauchen ein wenig Aufmunterung."

Er grinste mich an.

„Na, wenn ihr so nett bittet, kann ich mich nicht recht sträuben."

Er wollte ja auch nicht. Wir lachten alle und ein jeder beugte sich in Erwartung dessen nach vorne, was uns nun erwartete. Fred griff nach dem Henkel und zog fest daran. Er gab nicht nach. Die Tür steckte fester, als wir angenommen hatten. Paul holte ein Ritzwerkzeug und umfuhr die Rahmung der Tür, nochmals. Immer tiefer umrandete er die deutlichen Abgrenzungen der Tür, bis endlich ein Luftzug hörbar wurde.

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