Jagos

32 6 0
                                    


Als ich wieder erwachte, war es noch Nacht. Ich machte Licht und sah noch verschlafen auf die Uhr. Es war kurz nach vier. Ich ließ mich zurück auf das Kissen fallen und sah angestrengt an die Decke. Was sollte ich machen, bis zum Morgen? Noch mal versuchen zu schlafen? Es war meist recht anstrengend wieder einzuschlafen, wenn man mitten in der Nacht aufwachte. Ein unbefriedigender Schlaf, der auf solch eine Wachperiode folgte. Also lag ich wach und grübelte nach, über die letzten Tage. Besonders über Lukas! Machte es mir etwas aus, was mit ihm geschah? Mein lautes Ich schrie, nein; doch etwas in meinem Magen sagte, ja. Irgendwie war ich geneigt, mehr meinem Magen zu glauben. Ich hatte sehr viel für ihn empfunden, da hatte Fred recht, auch wenn ich mich gegen ihn entschieden hatte, auch wenn er verdient hatte, was sie mit ihm nun taten, doch es war mir nicht völlig egal, das er eingesperrt wurde. Dass er Dinge getan hatte, die nicht richtig waren, war mir klar, obwohl ich mir über deren Ausmaß auch nicht im Klaren war. Alles, was ich wusste, war, dass er den Abtrünnigen angehörte und dass deren Methoden nicht mit denen übereinstimmten, was ein normaler Mensch als Recht und gerecht empfinden würde. Allein die Eingriffe in die Zeit. Welche sie mir gegenüber sogar zugegeben hatten, oder war dies nichtig, nachdem ich in der Zeit zurückgegangen war? Ich war mir in diesen Paradoxien noch etwas unsicher, doch ich hatte es gehört, von ihnen, also war es wahr. Warum er an so etwas teilnahm, überstieg noch immer mein Vorstellungsvermögen, da es zu nichts passte, was ich von ihm zu wissen gedacht hatte. Doch, wie ich schon festgestellt hatte, was hatte ich schon von ihm gewusst? Nicht viel! Ich war so naiv gewesen. In was hatte ich mich nur verliebt? Ich konnte es beim besten Willen nicht mehr sagen, oder mich wirklich daran erinnern, er war eben einfach auf einmal in meinem Leben und hatte sich in alles eingemischt. Wollte alles wissen. Das war es vielleicht, das war ich nicht gewohnt, die meisten liefen weg, sobald sie meiner Krankheiten nur ansatzweise gewahr wurden. Er nicht!

Ich weinte. Es war fürchterlich, noch vor wenigen Stunden hatte ich mich daran erfreut ihn in einer Zelle zu sehen und nun weinte ich eben über diese Tatsache. Ich hatte ihn dorthin gebracht, hatte ihn ausgeliefert und er hatte es verdient, für alles, was er mir angetan hatte, den Schmerz, die Lügen und auch dieses Grab. Der arme Fred! Schuftete sich halb Tod, wegen nichts! Einem Zeittouristen, der sich in seiner Lieblingsepoche begraben lassen wollte. Das war einfach übertrieben, wer dachten die denn, dass sie sind? Dass Sie machen durften, was sie wollten? Nur wegen dieser Fähigkeit? Sie war ein Geschenk und keine Waffe! Oder Ähnliches! Schon regte ich mich wieder auf, was mir viel besser tat. Das weinen hörte wenigstens auf.

Lukas hatte mir einmal gesagt, auch er nehme die Zeit ähnlich, wie ich war. Fast wie eine Person. Warum tat er dies also alles? Warum handelte er gegen ihren Willen? Sie ließ ihn sicher spüren, dass sie dies nicht wollte, doch er stellte sich doch dann absichtlich gegen sie! Warum? Sah ich etwas nicht? Wusste ich wie immer etwas noch nicht? Auch dies war natürlich eine Möglichkeit, eine die ich noch nicht in Betracht gezogen hatte und sie lieber auch nicht als wahr annehmen wollte, denn sie barg die Möglichkeit des Irrtums in sich. Doch was hätte ich übersehen können?

War die Zeit tatsächlich eine Person und Müller wusste es nicht, doch Lukas schon! Sie versuchte mich zu beeinflussen, doch in welche Richtung und war sie wirklich die Richtige? Oder, Lukas gehörte einer mir noch unbekannten, vierten Organisation an und arbeitete verdeckt in der Gruppe der Abtrünnigen um sie zu zerschlagen, vielleicht arbeitete er auch für die Zeit? Zu schöner Gedanke! Zu weiblich! Die Zeit hatte keine Persönlichkeit, ich bildete mir das tatsächlich ein und folgte nur Launen im Strudel! Schlechte Theorie! Ließ mich nicht besonders gut aussehen! Doch was blieb noch? Was auch immer mir einfiel, entweder war es meine oder Lukas Schuld, es ging nicht, das keiner von uns beiden schuldlos dastand.

Ich setzte mich ruckartig auf und suchte nach meiner Krücke, die ich am Abend achtlos hatte fallen lassen. Ich brauchte jetzt einen Kaffee, um meine grauen Zellen wieder ein wenig in Schwung zu bringen. Ich trat auf der Stelle. Durch Denken kam ich einfach nicht weiter, ich musste ihn noch einmal sprechen. Lukas! Ihn fragen, warum er dies alles getan hatte. Warum er mich belogen hatte, mich versuchte zu benutzen, zu den Abtrünnigen zu ziehen, obwohl er mir versprochen hatte, dass sie mich in Ruhe lassen würden, nicht drängen.

ZeitbarrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt