Wir wurden alle enttäuscht. Lukas schlief den ganzen nächsten Tag durch. Er war nicht wach zu bekommen. Wir hatten aus Angst den Arzt gerufen, welcher uns sagte, er sei wohl sehr stark unter Stress gestanden, da komme es vor, das der Körper einen in Tiefschlaf versetzte, um sich zu erholen. Das sei auch nötig und wir sollten ihn nicht stören, sondern einfach abwarten, bis er von alleine wieder aufwachte. Er gab ihm eine Infusion mit Kochsalzlösung und irgendeinem Stärkungspräparat, und als diese durchgelaufen war, ging er wieder und ließ uns mit ihm allein. Wir konnten nicht mehr tun. Also machten wir uns wieder an die Arbeit. Nicht alle, jeder hielt abwechselnd bei Lukas Wache. Paul hatte dies in der Nacht schon begonnen. Wie er sagte, hatte er nicht schlafen können, ohne zu wissen, dass ihm nichts weiter passieren könne, also war er in sein Zimmer gegangen und hatte sich mit Decke und Kissen in einer der Ecken postiert. Zwar war er immer mal eingedöst, aber nie sehr lange. So sah er auch aus. Total übernächtigt.
Ich schickte ihn erst mal seinen versäumten Schlaf nachholen, da er uns so nicht sehr von Nutzen war. Die anderen fragten mich aus, was er gesagt hatte, aber ich konnte natürlich keine sehr befriedigenden Antworten geben, da er nicht sehr viel gesagt hatte. Das machte nicht nur die anderen nervös, auch mich. Ich erzählte Elfriede und Elizabeth von dem Auto und wir sahen uns in der Gegend, wo ich es gesehen hatte, den Boden an, doch die Spuren, waren auch nicht sehr ergiebig. Nichts unterschied sich von den Spuren unserer Autos, daher war anzunehmen, dass sie ähnliche oder sogar dieselben gefahren waren.
Da keines der unseren fehlte, war es wenigstens niemand von uns. Wir nahmen an, dass man Lukas hier abgeladen hatte, dann noch beobachtete, ob ihn jemand fand und dann wieder verschwunden war. Sehr fürsorglich diese Vorgehensweise, was es noch verwirrender machte. Warum diese Sorge? Erst bringen sie ihn in diesen Zustand, dann haben sie Angst, ihm könnte etwas zustoßen?
Wir wussten nicht, was wir davon halten sollten und beschlossen abzuwarten, was Lukas berichten würde, wenn er wieder aufwachte. Das machte das Warten für uns zur Qual. Fred begann derweilen den Krater zu erweitern, sodass wir besseren Zugang zu dem Gang bekamen und zu den beiden Eingängen in das Grab. Wir würden das Grab ohne Lukas zwar nicht öffnen, doch wäre es gut, wenn die Vorarbeiten schon fertig wären, wenn er wieder einsatzbereit war. Auch hatten wir damit in der Zwischenzeit etwas Sinnvolles zu tun, was uns von den restlichen Gedanken ablenkte, die jedem von uns durch den Kopf schwirrten.
Wie verbissen arbeiteten wir, um endlich hinter die Geheimnisse zu kommen, die dieser Hügel immer noch so vorzüglich vor uns zu verbergen wusste. Ich war mir bewusst, dieses Grab, oder dieser Fund an sich, musste etwas damit zu tun haben, was mit Lukas geschehen war und nur, wenn wir endlich in dieses Grab sahen oder den Hügel abtrugen, konnten wir Licht in dieses Dunkel bringen. So wie die anderen arbeiteten, dachten anscheinend einige dasselbe wie ich. Besonders Fred und Paul, jedenfalls als dieser wieder wach war, arbeiteten intensiver als normal. Völlig auf ihre Aufgabe konzentriert, sahen und merkten sie kaum, was um sie herumgeschah. Paul rannte mich beinahe um, als er zum Probencontainer wollte. Er sagte nur abwesend, ‚Tschuldige' und schon war er weg.
Ich sah mal wieder nach meinen Studenten, welche ich in letzter Zeit sträflich vernachlässigt hatte, diese jedoch, sahen es mir nicht sehr nach. Ich wurde mit Fragen bombardiert, als ich nur in ihre Sichtweite kam, besonders nach Professor Stanton, ihrem allseits verehrten Grabungsleiter. Einige fragten auch mich, wie es war, als er mir mitten in der Nacht gegenüberstand, ob ich unter Schock stehen würde, was sofort zur Folge hatte, dass man mir einen Stuhl holte und mich nötigte mich zu setzten, da stehen doch viel zu anstrengend für mich sei. Ich glaube, ich werde nie wieder in meinem Leben, einen Haufen so zuvorkommender Studenten gegenüberstehen, daher genoss ich die unerwartete Aufmerksamkeit. Als sie sich endlich soweit beruhigt hatten und ich ihnen alles, was sie sicher sowieso schon gehört hatten, erzählte, fragte ich nach ihren Ergebnissen. Ein stolzes Lächeln ging durch die Gruppe und man reichte mir feierlich ein Fundprotokoll.
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Zeitbarrieren
AdventureWas ist Zeit? Kann man einen Krieg um Sie führen? Was, wenn einige dank einer natürlichen Fähigkeit durch die Zeit reisen könnten? Was, wenn andere dies ausnützen wollten? Die Archäologin Margie wird zu einer Ausgrabung hinzugezogen. Zwar scheint es...