Zeitlos

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Ich richtete mich auf. Es war hell, also war es Tag. Ich sah aus dem Fenster auf einen wunderschönen Park hinaus. Einige Menschen schlenderten dort umher und genossen den schönen Tag. Doch ich fand, sie sahen nicht sehr nach Patienten aus. Die anderen Gebäude, die ich sah, waren aus schönen alten rötlichen Backsteinen erbaut. Ich wusste nicht, wo ich war. Wahrscheinlich in einem Krankenhaus, wie Lukas und der Arzt es gesagt hatten. Doch wie lange schon? Hatte ich wieder so lange geschlafen? Ich klingelte.

Nicht lange und eine Frau, nicht in weißer Schwestern Tracht, kam herein und sah mich freundlich Fragend an.

„Sind sie endlich wach, Dr. Keller? Geht es ihnen besser? Noch Übel?"

Sie maß meinen Puls. Zufrieden nickte sie und trug das Ergebnis in eine Tabelle ein.

„Danke, mir ist nicht mehr Übel. Wo bin ich?"

„Im Krankenhaus. Der Arzt wird bald zu ihnen kommen, legen sie sich ruhig hin, sie müssen sich noch schonen. Soll ich ihnen etwas zum Trinken bringen?"

„Bitte, das wäre nett."

Sie ging. Ich sah mich wieder um. Kein Telefon. Auch sah ich keine Sachen von mir. Wahrscheinlich waren die in dem Schrank am anderen Ende des Zimmers. Ich versuchte aufzustehen, fiel aber bald erschöpft zurück. Ich war total entkräftet. Also blieb mir wirklich nichts anderes übrig, als hier zu liegen und zu warten. Die Schwester kam wieder, immer noch freundlich lächelnd und brachte mir etwas zu trinken. Ohne ein Wort strich sie die Decke wieder glatt und half mir einen Schluck zu trinken. Ich fühlte mich matt und ausgelaugt. Als sie das Zimmer wieder verließ, schlief ich wieder ein.

Ich schlief unruhig und sah immer wieder eigenartige Bilder an mir vorbei ziehen. Zwar nicht mehr so, wie vor Kurzem, doch hatte ich auch hier wieder dass Gefühl, als ziehen sie mich an. Doch ich versuchte mich auf keines der Bilder zu konzentrieren, so passierte nichts mehr. Doch einige der Bilder verwirrten mich, als könne ich mich an Dinge erinnern, an denen ich nicht beteiligt war. Ich sah Dr. Kleis, wie er an den Proben arbeitete, tief über seine Aufzeichnungen gebeugt. Ich sah Paul und Fred, wie sie Fotos in dem geöffneten Grab machten, ich sah das Grab und Lukas, immer wenn ich ihn sah, erwachte ich urplötzlich, als stoße er mich weg, wenn ich ihn in meinen Träumen sah.

Als ich wieder einmal erwachte, stand der Arzt neben meinem Bett. Er sah noch immer besorgt aus. Lukas saß auf einem der Stühle, nicht unweit des Bettes.

„Wie fühlen sie sich, Dr. Keller? Konnten sie schlafen?"

Ich richtete mich schwerfällig auf, wieder schmerzten alle Glieder, doch mein Magen blieb ruhig.

„Nicht so richtig, ich Träume so unruhig."

„Unruhig? Was träumen sie?"

Ich sah ihn unsicher an.

„Ist das wichtig?"

„Ich denke schon."

Wieder so ein esoterischer Mist. Wohin hatte Lukas mich da nur gebracht? Ich sah irritiert zu ihm hinüber, doch auch er beobachtete mich fragend und besorgt.

„Ich weiß nicht genau. Ich träume Dinge, die ich nie erlebt habe. Ich sehe zum Beispiel, wie die Anderen der Ausgrabung das Grab öffnen, obwohl ich da nicht dabei war. Ich habe auch Dr. Kleis gesehen, ich denke, in der Nacht als er starb. Er hatte jedenfalls die Kleidung von damals an. Ach, das klingt seltsam, ich verstehe es ja auch nicht."

Ich schüttelte verwirrt und verärgert den Kopf. Doch der Arzt nickte bloß und notierte sich scheinbar, was ich gesagt hatte.

„Nein, das ist sehr hilfreich, Dr. Keller."

ZeitbarrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt