Zeitbarrieren

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Kapitel 1

Es war ein trüber Morgen, die Wolken hingen schwer und dunkel am Firmament. Trotz allem musste ich mal wieder viel zu früh aufstehen, was mir persönlich überhaupt nicht liegt. Ich bin eher ein Langschläfer.

Aber ich hatte diese erste Herausforderung des Tages gemeistert und stand nun in meiner kleinen Küche und trank Kaffee. Ohne dieses braune Gebräu bin ich nur ein halber Mensch. Ich kann sogar behaupten, dass ich geradezu süchtig auf dieses Getränk bin. Ich lümmelte also so in meinem lilafarbenen Morgenmantel auf einem Stuhl und trank, als das Telefon klingelte. Um halb acht; wenn es nach mir ginge, wären diese Dinger erst ab zehn Uhr frei geschalten.

"Margaret Keller, Hallo"

Eigentlich nennt mich keiner so, die meisten sagen einfach Margie.

"Guten Morgen, Frau Keller. Mein Name ist Olsen. Ich arbeite für die Landentwicklungsgesellschaft in Hannover. Wir möchten sie gerne zu einem unserer Seminare einladen, sozusagen als Fachmann für eventuell geschichtliche Funde. Ich hatte ihnen schon Informationsmaterial zugesandt, aber ich weiß ja, wie beschäftigt sie sein können, daher melde ich mich lieber persönlich bei ihnen."

"Ah ja, ich glaube das habe ich gelesen. Sie wollen das Ich ihren Leuten erkläre, wie sie mit archäologischen Funden umgehen müssen, nicht wahr!? Wann war das noch gleich?"

"In zwei Wochen. Wir wären hocherfreut, wenn sie zusagen und würden ihnen natürlich ein angemessenes Honorar zahlen inklusive Aufenthalt und Verpflegung. Es wären auch nur vier Tage. Ich hoffe inständig, dass sie uns nicht hängen lassen, Frau Keller. Ich wüsste nicht, wen ich sonst bitten sollte."

Was so viel heißt, wie ich bin ihre letzte Hoffnung, da alle anderen abgesagt haben. Ich weiß das und er wahrscheinlich auch, aber so läuft dieses Spiel nun mal.

"Nun gut, ich denke es wäre ja etwas Erfreuliches, wenn ihre Leute unsere Funde nicht immer halb zerstören, bis wir sie sehen können. Stehen die Daten in ihrem Brief?"

"Ja das tun sie. Oh, sie wissen gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass sie zusagen. Wir wollen ja, dass unsere Mitarbeiter mit allen Eventualitäten fertig werden und besonders wenn es um ihr Fachgebiet geht. Ich schicke ihnen ein Bahnticket zu und regle auch sonst noch alles. Benötigen sie irgendetwas Spezielles?"

"Wenn es geht, ein Hotel mit nicht allzu vielen Treppen, ein Fahrstuhl wäre ideal, ansonsten nichts, Danke."

"Natürlich, ich werde persönlich dafür sorgen. Bis in zwei Wochen also, auf Wiederhören Frau Keller."

Schon hatte er aufgelegt. Wenigstens fragte mal jemand vorher, ob ich noch etwas brauche, die meisten entschuldigen sich immer erst hinterher, für die 'Unannehmlichkeiten'.

Da ich unter einer seltenen Muskelerkrankung leide, sie nennt sich Myotonie, bin ich nicht ganz so fit wie andere. Man hatte mir zwar gesagt, ich werde durch meine Erkrankung keinerlei Einschränkungen in meiner Lebensführung erfahren, aber so war es 'natürlich' nicht. Diese Prognose sagte man mir vor zwölf Jahren, damals fingen meine Muskelprobleme an, seitdem verschlimmern sie sich von Jahr zu Jahr. Mittlerweile benötige ich eine Krücke als Gehhilfe, da meine Muskeln in den Beinen oftmals zu schwach sind, um mich zu 'tragen'. Was nicht heißt, dass ich nicht noch mit Vorliebe Auto fahre und da ich meinen Führerschein noch habe, mache ich das auch mehrmals die Woche. Natürlich hat meine Krankheit mich behindert und tut es noch, aber ich habe studiert und verdiene mein eigenes Geld, was mir ein gutes Gefühl gibt, da ich selbstständig bin.

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