Fehlende Teamleiter

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Der nächste Morgen brachte keine erhellenden Neuigkeiten. Die Bewusstlosen erwachten und konnten sich an so gut wie gar nichts erinnern. Sie hatten Kopfschmerzen und waren uns überhaupt nur wenig von Nutzen. Elfriede und ich übernahmen die Leitung, bis wir Lukas wieder gefunden hatten. Da die anderen Herren, lieber weiterschliefen, war das auch besser so.

Wir erkundigten uns wegen des Nummernschildes bei der Polizei, doch erhielten wir nur die Auskunft, zu dieser Nummer gebe es keinen Eintrag, er wäre wohl gefälscht. Das passte, zu einer gefälschten Grabung, Kidnapper mit gefälschten Schildern.

Langsam wurde mir alles zu viel. Ich versuchte erst gar nicht über die Situation nachzudenken, da sie mir nur Kopfschmerzen, Bauchweh und Übelkeit einbringen würde. Mir fiel auch zu dem Zeichen noch immer nichts ein. Ich hatte es auf einem Blatt Papier skizziert aber niemand erkannte es. Es war zum verrückt werden. Wir drehten uns im Kreis. Am Nachmittag schlug Fred vor, der endlich seine Kopfschmerzen überwunden hatte, dass wir am besten weiter am Grab arbeiteten, da doch wahrscheinlich auch dort der Grund für das Verschwinden von Lukas zu finden sei. Da niemand eine bessere Idee hatte, machten wir uns, eher unkonzentriert, an die Arbeit.

Wir arbeiteten an meist anspruchslosen Dingen, Fotografieren und Dokumentieren. Elfriede befand sich die meiste Zeit über in meiner unmittelbaren Nähe, wohl um auf mich aufzupassen. Sie und Elizabeth bildeten sich irgendwie ein, ich wäre anfällig für einen Zusammenbruch. Doch eigentlich fühlte ich mich gar nicht so schlecht. Wenn man davon absah, dass unser Grabungsleiter entführt worden war, und das von dem Mann, der den Mordfall an Dr. Kleis aufdecken sollte, welcher dann auch noch verschwand, so musste ich sagen, waren ja eigentlich alle Störfaktoren, welche mich unsicher machten, eliminiert. Das hört sich unbarmherzig an, gefühllos, aber genau das entsprach meiner momentanen Gefühlslage. Beide Männer, welche mir ständige Bauchschmerzen einbrachten, waren weg, auf nicht sehr angenehme Weise, aber darüber, wie gesagt, wollte ich momentan lieber nicht nachdenken.

Elizabeth kam mit einer Flasche und drei Plastikbechern auf uns zu. Sie wirkte frisch, wie eh und je, es schien, als tat ihr die Aufregung richtig gut. Wahrscheinlich wirkt sich das bei allen Wissenschaftlern so aus, da wir meist sitzen und lesen oder über Zeichnungen und Berichten brüten. Da ist Feldforschung eben, was ganz anderes was einen richtig aufbaut, die Hirnwindungen wieder in Schwung bringt und den Kreislauf erst recht, ob mit Unterbrechungen wie bei dieser oder nicht, sei mal außen vor gelassen.

„Durst?"

„Und wie! Du bist unsere Rettung, endlich eine Gelegenheit zum Unterbrechen."

Ich setzte mich auf und nahm den Becher, den sie mir breit grinsend reichte.

„Wie geht es mit den Schriftzeichen? Schon alles übersetzt?"

Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse und drehte die Augen nach oben.

„Naja, eher nicht. Ich komme nicht so voran, irgendwie kann ich mich nicht richtig konzentrieren. Da dachte ich mir, euch geht es sicher nicht anders, ihr seid auch schon viel länger hier, kennt alle viel besser, da wollte ich euch mal ein wenig ablenken."

Elfriede streckte sich neben mir aus. Wir saßen auf der Erde, besser gesagt auf den wenigen Flecken des Hügels auf denen noch Gras lag und ruhten uns aus.

„Was wir hier machen, kann man ja auch schlecht als Arbeit bezeichnen. Würde sagen es sind mehr Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Alle wollen sich krampfhaft ablenken."

Wir nickten ihr zu, dann hing jeder wieder seinen Gedanken nach. Wir lagen dort und sahen uns nach den anderen um. Wirklich, keiner sah sehr enthusiastisch aus. Die Bewegungen der Meisten waren matt, antriebslos. Noch immer verdrängte ich die Gedanken über letzte Nacht und versuchte über den Hügel und das Grab nachzudenken. Gut gelang mir das nicht, aber es lenkte meine Gefühle in sichere Bahnen, denn so musste ich nicht über Lukas nachdenken.

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