Fragen über Fragen

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Ich ging mich Duschen und dann in den Gemeinschaftsraum. Dort waren auch schon die meisten anderen Versammelt. Lukas erzählte ihnen gerade von unserem Fund und wurde dabei Tatkräftig von Markus unterstützt. Als ich eintrat klatschten alle und riefen mir ‚Gut Gemacht’ zu. Ich denke, das gibt es sonst nirgends ein zweites Mal, das man wegen ein paar Steinen so hoch gelobt wird. Elfriede winkte mich zu sich. Sie hatte mir einen Platz auf der Sitzbank frei gehalten.

„Ihnen müssen ja alle Knochen weh tun. Sie sollten doch eigentlich nicht so hart arbeiten.“

Sie lächelte mir aufmunternd zu.

„Ja sicher, aber es ist eine gute Art von Schmerz. Wenn ich mich für meine Arbeit verausgabe, fühle ich mich danach meist richtig gut, obwohl alles schmerzt.“

„Das kann ich gut verstehen. Meine Knie fühlen sich an, als wären sie doppelt so groß wie heute Morgen, aber es macht mir fast nichts aus.“

Wir lächelten uns gegenseitig an. Ich drehte mich zu Fred Meinhard um, der an der Arbeitsfläche stand.

„Fred, du stehst mal wieder günstig.“

„Willst du einen Kaffee? Dachte ich mir schon. Moment, kommt sofort.“

Er drehte sich um und gab mir eine Tasse. Endlich, danach hatte ich mich schon den gesamten Nachmittag über gesehnt.

„Hattest du den etwa schon bereit?“

Ich musste lächeln. Sein Gesicht verzog sich zu dem breitesten Grinsen das ich je an ihm gesehen hatte.

„Für unsere erste Fundverwöhnte Mitarbeiterin ist mir nichts zu schade.“

Nun lachten wir beide. Der Tag war ausnehmend produktiv gewesen, keinerlei Probleme waren bisher in Sicht, sodass wir alle entspannt auf den nächsten Tag warteten.

Ich sah zu Lukas hinüber, er lächelte mich an. Man sah, dass er Zufrieden war und innerlich freute ich mich darüber, dass ich dafür Verantwortlich war. Wieder eines dieser Gefühle, die ich eigentlich unterdrücken wollte.

Ich sah wieder auf meine Tasse. Es wäre besser, ich würde so wenig wie möglich zu ihm hinüber sehen. Ich musste diese Gefühle ja nicht noch heraufbeschwören.

Alle unterhielten sich über den Fund. Jeder hatte seine eigene Theorie, um was es sich dabei handeln könnte. Paul vertrat seine These natürlich am lautesten. Er war sich sicher, dass es ein Opferplatz gewesen war. Wahrscheinlich den alten Germanischen Göttern gewidmet. Da half es auch nicht, dass Elfriede und ich ihm erklärten, dass man so etwas noch nicht direkt neben einem Grabhügel gefunden hatte. Opferstätten waren meist tiefe Löcher in der Erde gewesen. In diese wurden die Opfergaben oder Opfer, tierisch oder menschlich, eingebracht und entweder erst verbrannt und dann zugeschüttet, oder ohne vorheriges verbrennen. Die Menschen waren früher wenig zimperlich.

Das störte Paul aber wenig, dass wir seine Meinung nicht vertraten. Er ging davon aus, dass dies das Grab eines bedeutenden Priesters oder Schamanen sei und deshalb eine Opferstelle sein Grab zierte. Es war wirklich typisch für ihn, sich schon jetzt eine ausgeklügelte These zu Recht zu legen.

Aber es ging im Ganzen recht fröhlich zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass jemand fehlte. Frau Münthing war nicht anwesend. Ich hatte sie total vergessen. Dabei wollte ich Lukas fragen, was er mit ihr besprochen hatte. Jetzt war dazu wieder keine Gelegenheit. Musste ich es wohl auf Morgen verschieben.

Es hatte noch lange gedauert, bis ich in mein Bett gekommen war. Nun kroch ich schon wieder verschlafen, aus meinem Bett. Am liebsten würde ich noch ein zwei Stunden weiter schlafen. Aber ich wollte ja noch vor dem Arbeitsbeginn mit Lukas sprechen. Also quälte ich mich jetzt aus meinem Bett.

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