Funde ohne Sinn

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Die nächsten Tage vergingen ereignislos, wir fanden nichts Neues und es passierte auch nichts Aufregendes, wie in den Tagen zuvor. Das Einzige, was es zu berichten gibt, ist die Tatsache, dass mir dieses Grab immer mehr zusetzte. Die Kontrolle zu wahren fiel mir immer schwerer. Ich hatte schwere Schlafstörungen, da ich Angst hatte, im Schlaf über die Barriere zu gleiten, ohne dies zu wollen. Der Sog war sehr stark und je öfter ich mich dem Grab näherte umso stärker wurde er. Langsam begann ich Lukas Nähe schon zu spüren, bevor ich ihn sah. Dies bedeutete nichts Gutes! Er sah mich skeptisch an, wenn ich ihm begegnete, sagte aber nichts. Den andern Leuten seiner Organisation ging ich aus dem Weg, denn auch sie konnte ich spüren, und ich vertraute nicht darauf, dass sie dies nur mit Schweigen quittieren würden, wie Lukas. Aber ich konnte mir auch bei ihm nicht sicher sein, ob er dies nicht schon längst gemeldet hatte. Aber, da niemand kam, um mich zu holen, nahm ich es stark an und dies irritierte mich. Warum meldete er mich nicht?

Er spielte also ein eigenes Spiel, ohne das Mitwissen seiner Vorgesetzten, wenn er denn welche hatte. Ich kannte die Struktur dieser Organisation nicht, dachte mir aber, dass sie wohl wie alle anderen hierarchisch aufgebaut war. Warum? Was führte er im Schilde und was hatte es hiermit zu tun? Ich nahm an, dass es mit diesem Fund zu tun haben musste, da dieser Fund immer mehr vor Kuriositäten strotzte.

Noch hatte ich immer noch nicht mit ihm gesprochen, da auch er mir aus dem Weg ging. Er saß so weit entfernt wie nur möglich, wenn wir abends im Gemeinschaftscontainer waren, arbeitete an der anderen Seite der Grabungsstelle und ging mir auch ansonsten auf seine charmante Art und Weise aus dem Weg. Mich störte das wenig, da es mir ja nicht daran lag, in seiner Nähe zu sein. Über meine Gefühle für ihn wollte ich nicht nachdenken, aber ich denke, die Ereignisse haben jeglichen zärtlichen Empfindungen einen Dämpfer verpasst. Wie mir schien, bei ihm auch.

Ich konzentrierte mich auf die Arbeit, den sachlichen Teil meiner Arbeit. Fachmännisches ausgraben, verwerten der Funde, vorbereiten zur Restauration und Analyse von Proben. Ich klammerte den zeitlichen Aspekt aus meinen Überlegungen aus, um dem Sog nicht noch Vorschub zu leisten. Meine Studenten betrachteten mich, als wäre ich ihr Studien Projekt, ängstlich besorgte Blicke folgten mir auf Schritt und Tritt, wohin ich auch ging, ständig wurde ich beobachtet. Nicht nur von den Leuten der Organisation, sondern auch von allen anderen. Als würde ich jeden Moment vor Erschöpfung umfallen. Das wurde mir langsam wirklich lästig. Da sich Elfriede und Elizabeth daran auch beteiligten, schnappte ich sie mir in einem günstigen Augenblick.

„Denkt ihr, ich falle gleich um? Ich bin doch nicht aus Zucker. Hier, ich habe meine allseits geschätzte Krücke, noch so ein Blick und ich verprügel euch damit."

Sie grinsten schuldbewusst.

„Nur nicht so aufregen, sonst haben wir ja allen Grund an eine Überdrehtheit deinerseits zu glauben. Aber wenn du nicht willst, dass wir dir aufmerksamen Blickes folgen, dann achten wir natürlich deine Wünsche."

Ich grummelte.

„Na schön, versteckt es wenigstens, wenn ihr es schon nicht lassen könnt."

Sie lachten. Das tat gut, endlich wieder mal ein normales Gespräch. Die beiden fehlten mir so, obwohl sie nun wieder in meiner Nähe waren, fehlte mir die Vertrautheit von früher. Ich wollte ihnen so gerne alles erzählen, sie an meinem Leid teilhaben lassen. Ihre Blicke verrieten mir, dass sie ebenso fühlten. Ihnen war klar, dass mich etwas bedrückte, aber dass ich nicht mit ihnen darüber sprechen wollte. Ich konnte mir denken, dass sie das verletzten würde, aber ich konnte es nicht ändern, durfte es nicht. Zwar spürte ich von ihnen keine Schwingungen, doch ich konnte mir auch nicht sicher sein, ob sie nicht doch eine der beiden Gruppen angehörten. Jemand hatte der Firma Informationen über die Grabung und über mich beschafft und zwar aus erster Hand. Ich wusste noch immer nicht von wem, daher durfte ich niemandem trauen. Auch Lukas nicht, da er sich so seltsam benahm, konnte er ja auch ein Doppelspion sein. Langsam wurde ich paranoid!

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