Artefakt

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Ich wusste nun, dass ich ihn lange nicht mehr sehen würde. Doch war ich selbst schuld, niemanden sonst konnte ich dafür bestrafen, als nur mich selbst. Weder hatte ich hinterfragt, was man mir sagte, was die Zeit mir zeigte, was er mir sagte. Nichts! Alles war so geschehen, da ich niemals mehr wissen wollte in den Momenten, in welchen es notwendig gewesen wäre. Zwar trug er Schuld an seinen Vergehen, doch dachte ich mir, vielleicht hätte ich ihn zum Aufhören überreden können. Die Gedanken einer Frau. Ich zerfleischte mich selbst, da sonst niemand da war, besonders nicht er. Es war nicht das Gefühl der Reue, das ich ihn für seine Taten bestraft hatte, nein, noch immer hatte er es verdient, doch ich hatte zu spät begonnen zu fragen. Ich hatte mich benutzen lassen, von allen Seiten. Auch von der Zeit selbst. Doch ihr konnte ich keinen Vorwurf machen, sie hatte sich geschützt, sie hatte ihm lange Zeit gegeben sich zu ändern, doch er hatte nicht hören wollen. Noch immer wusste ich vieles nicht, doch ein wenig mehr. Doch wer war Darius oder Arthur? Wo waren sie und was taten sie nun? Wen benutzte Arthur jetzt, da Lukas in Haft war? Wichtiger noch würde er etwas gegen mich unter Nehmen, da ich ihn aus dem Verkehr gezogen hatte? Ihm in die Quere gekommen war? Es schien als herrsche eine Art Krieg innerhalb der Zeit, was erlaubt war, inwieweit Eingriffe gehen durften. Ich tendierte mehr zu der Ansicht, dass wir nur Beobachter waren. Was geschehen ist, musste so bleiben. Man durfte nicht beginnen und Taten rückgängig machen. Denn, wer entscheidet, was geändert wird und was nicht? Dies ist eine zu tief greifende Frage, von fast religiösem Ausmaß. Spielen wir nicht Gott, wenn wir uns darüber erheben, uns anzumaßen urteilen zu können, was gut und was schlecht ist?

In diesem Zustand elementarer Fragen traf mich Elizabeth über meinem Kaffee brütend. Ich seufzte und sah sie traurig an. Sie setzte sich still neben mich und legte den Arm um mich.

„Was ist passiert? Etwas Neues erfahren?"

Ich nickte nur.

„Dacht ich es mir doch. Siehst danach aus, als ginge es um Lukas."

Ich seufzte wieder. Wie immer war ich wohl offen wie en Buch.

„Um wenn sonst!"

Sie sah mich mitfühlend an.

„Ich sehe ihn so schnell nicht wieder."

„Wolltest du das denn?"

Sie sah mich vorsichtig an. Ich lächelte.

„Schon. Ich hatte aber noch ein paar Fragen."

„Klar. Die müssen jetzt wohl warten."

„Hab mit jemandem gesprochen, der mir einige beantwortet hat."

Sie hob wissend den Kopf.

„Und?"

„Naja, er hat es verdient, aber wirklich besser fühle ich mich dadurch auch nicht. Er gehört eben zur falschen Seite, sozusagen."

„Sozusagen! Verstehe schon, besser fühlst du dich nicht!"

„Nein! Meinst du seine Leute schlucken das, mit mir, meine ich?"

Sie dachte kurz nach.

„Ich weiß nicht. Du meinst, sie rächen sich vielleicht?"

„Naja, oder zu weit hergeholt?"

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, so wie Elfriede vorgegangen ist, eher nicht!"

Ich seufzte wieder.

„Wir sollten eben auf dich aufpassen. Am besten, du wohnst erst mal eine Weile nicht allein."

„Eine WG. Sicher wird lustig."

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