Mysterien

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Als ich in den Container zurückging, sah ich Frau Münthing mit Paul reden. Was sie ihm wohl erzählte?

Ich setzte mich an den Tisch und bat Fred, der an die Arbeitsplatte gelehnt stand, um einen Kaffee. Er sah mich entsetzt an.

„Jetzt noch?“

„Ja, ob sie es glauben oder nicht, aber der macht mich Müde. Also Bitte, könnte ich noch eine Tasse bekommen?“

„Sicher, mit Milch?“

„Nein, schwarz ohne alles. Danke.“

Paul kam rüber und setzte sich neben mich. Er sah ein wenig verwirrt aus, oder verärgert, das war bei ihm recht ähnlich. Seine Stirn lag in Falten und seine Wangengrübchen, die ihn so jung wirken ließen, wurden noch tiefer.

„Was ist denn, Paul? Hast du was gehört, was dich verwirrt?“

Die direkte Methode ist manchmal am einfachsten, um zu erfahren was man wissen möchte.

„Ja, besonders da ich es anders weiß, besser. Ich war ja dabei. Ich muss nachher mal mit Lukas reden. Weißt du, Frau Münthing hat mir etwas Eigenartiges erzählt, wohl weil sie nicht weiß, dass ich Lukas auf Schritt und Tritt folge. Aber keine Sorge, das bekommen wir schon in den Griff!“

Er spielt gerne den Helden, der keine Hilfe braucht, denkt wohl, das lässt ihn männlicher und vor allem, erwachsener wirken.

„Ich kann mir schon Vorstellen, was sie dir erzählt hat. Auch ich hab diese Info von ihr erhalten und sie Lukas erzählt. Er war auch verständlicherweise Wütend. Was mir Sorgen bereitet ist die Tatsache, das sie, wo sie doch ansonsten eigentlich so Schweigsam ist, gerade das, weitererzählt.“

Paul sah mich erstaunt und mit einem gewissen Respekt an.

„Wie immer einen Schritt voraus, Dr. Homes. Ja, ich finde es auch eigenartig. Sie hat es mir auch ohne Umschweife erzählt. Ich hatte mich nur Zufällig neben sie gestellt. Sie spricht ja meist wirklich kaum ein Wort und ist von daher nicht meine Bevorzugte Gesprächspartnerin.“

„Ach, und ich dachte gerade das prädestiniert sie dazu. Wo du so gerne Monologe hältst.“

Ich lächelte ihn ein wenig boshaft an.

„Nett, wie immer. Aber mal im Ernst. Schon eine Theorie? Ihr Frauen habt doch ein Gespür für so was.“

„So was? Du meinst Intrigen? Ja, das bekommen wir schon im Kindergarten beigebracht. Scherzkeks! Ich kann mir eigentlich keinen triftigen Grund vorstellen, der sie zu solch einem Gerücht veranlassen könnte. Kennt sie Lukas vielleicht von früher?“

„Nicht das ich wüsste. Aber ein guter Ansatz. Wir sollten Lukas sagen, er soll sein löchriges Gedächtnis mal strapazieren. Könnte ja ein Racheakt sein. Diese Grabung bekommt immer mehr seinen Reiz. Intrigen, Mord und Skandale. Wie im Film. Wir sollten unsere Rechte vermarkten lassen.“

„Du kommst auf Ideen. Nicht sehr konstruktiv.“

„Ach, aber deine Sticheleien sind das, ja.“

„Ich wehre mich nur. Lach nicht. Da kommt ja Lukas wieder. Wir können ihn ja gleich mal Fragen. Aber erzähl es nicht rum. Sonst gibt es hier noch Chaos und Streitereien. Wäre kein gutes Arbeitsklima.“

Er sah mich Verschwörerisch an und zwinkerte mir versonnen zu.

„Schon klar.“

Lukas steuerte direkt auf uns zu und setzte sich auf den Platz neben mich. Nicht gerade unauffällig, da er sich durch eine ganze Reihe zwängen musste und sich den Platz frei kämpfte. Fred sah ihn getroffen an, sagte aber nichts, da Lukas keine anstalten machte, sich zu entschuldigen. Er wandte sich sofort mir zu.

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