Die beiden drehten sich um und lächelten mir entgegen. Lukas bemerkte erst jetzt, dass ich gekommen war, und ging mir einen Schritt entgegen. Er nahm mich am Arm und zog mich unerbittlich mit sich, wogegen ich mich nicht wehren konnte, ohne ihm meine Krücke in den Unterleib zu rammen, was ich momentan nicht ohne hysterischen Anfall erklären konnte. Die beiden Männer lächelten immer noch, was mir langsam eigenartig vorkam. Ich sah mich um und bemerkte, dass Paul verschwunden war. Er hatte mich verraten. Ich hatte ihm Hilfe angeboten, und er lieferte mich denen aus, die mich genauso zu etwas zwingen wollten wie alle anderen. Ich sah es deutlich in ihren Augen, sie waren nicht besser, nein im Gegenteil, ich hatte mich völlig täuschen lassen. Wem auch immer Lukas angehörte, sie waren nicht die Guten! Wie war er nur zu ihnen gekommen? Warum? Wie hatte er seine Ideale, die er doch früher immer gehabt hatte, verraten können?
Mein Gehirn suchte fieberhaft nach einer Lösung, doch ich wusste wie immer noch zu wenig. Ich musste abwarten, was sie von mir wollten, was sie mir zu sagen hatten oder mir anbieten wollten, denn darum ging es hier wohl. Sie wollten etwas von mir, meine Fähigkeit zu ihrer Verfügung. Doch eines spürte ich deutlich, die Zeit wünschte dies nicht, ließ mich spüren, dass ich dies nicht tun durfte. Der See vor mir war in Aufruhr, alles schien sich zu bewegen, als koche die Zeit, ein Strudel nach dem anderen öffnete und schloss sich wieder, es herrschte Chaos. Ich spürte Verzweiflung, Angst und Schmerz. Mein Magen begann sich dagegen aufzulehnen doch ich unterdrückte das Gefühl der Übelkeit, das sich, schon wieder, bilden wollte.
„Dr. Keller, es freut mich sie endlich kennenzulernen."
Die Stimme hatte ich schon gehört, in Köln, vor sehr vielen Jahren, doch nur wenigen Stunden.
„Was wollen sie?"
Er lächelte.
„Sehr direkt gefällt mir."
Als ob mich das interessieren würde! Ich unterdrückte ein Gefühl, ihm in sein dumm grinsendes Gesicht schlagen zu wollen und lächelte nur.
„Wir wollen schon sehr lange mit ihnen sprechen, ihnen unsere Möglichkeiten unterbreiten, unseren Schutz anbieten."
„Habe ich diesen denn nötig?"
Wieder dieses lächeln.
„Das wissen sie doch, Dr. Keller, nachdem was sie schon erlebt haben, in den letzten Tagen."
„An dem Sie ja nicht ganz unschuldig waren!"
„Nun, das tut uns aufrichtig leid, dass sie dies so sehen. Doch ich versichere ihnen, dass dem nicht so war. Lassen sie mich ihnen erklären!"
Er erzählte mir nun, in epischer Länge, von den Vorzügen einer Gruppe, welche sich gegenseitig hilft und unterstützt, ohne mich auch nur einmal zu Wort kommen zu lassen. Er erzählte mir, von Caritativen Einrichtungen, Schulen und Krankenhäusern, welche sie unterstützen, und berichtete mir von den vielen Helfern und Mitwirkenden in ihrem Netzwerk des gegenseitigen Schutzes. Er stellte sie dar, als seien sie nur eine Organisation, welche sich half, sich schützte und andere unterstützte. Als er endlich mit seiner Werbetätigkeit endete, taten mir meine Beine vom Langen stehen schon richtig stehen und der See an meinem Blickfeldrand kochte schon beinahe über. Die Zeit schien die Anwesenheit der beiden kaum zu ertragen.
„Das hört sich alles sehr nett an, doch habe ich eine Frage!"
„Sicher!"
Doch so sicher schien dies nicht. Seine Stimme vibrierte leicht.
„Warum greifen sie in die Zeit ein? Was für einem Schutz soll dies dienen?"
Er sah mich an, als sei ich eine dicke, fette Made. Ich hatte mitten ins Schwarze getroffen. Eine Welle durchfuhr mich, als sandte er Hilferufe aus, oder war er einfach nur wütend?
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Zeitbarrieren
AdventureWas ist Zeit? Kann man einen Krieg um Sie führen? Was, wenn einige dank einer natürlichen Fähigkeit durch die Zeit reisen könnten? Was, wenn andere dies ausnützen wollten? Die Archäologin Margie wird zu einer Ausgrabung hinzugezogen. Zwar scheint es...