Ermittlungen

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Wir gingen in den Gemeinschaftsraum. Elfriede machte ohne zu fragen Kaffee, wir sahen wohl alle so aus als brauchten wir einen. Ich tat es jedenfalls.

„Wie lange das da draußen wohl noch dauert? Werden die uns jetzt auf Schritt und Tritt beobachten? So kann doch kein Mensch arbeiten."

Paul war außer sich. Er ging auf und ab. Ich erinnerte mich, dass er in manchen Situationen klaustrophobische Anwandlungen bekam. Das war wohl jetzt der Fall.

„Setz dich, du machst uns alle nur Nervös. Wenn sie alle Spuren gesichert haben, gehen sie wieder. Nur die Ruhe."

Lukas schien, als besänftigte er mehr seine eigenen Nerven. Was aber nicht verwunderte, da wir hofften und beteten, dass die Polizei bloß nicht hinter die Containerverkleidung unterhalb sahen, ansonsten machte dies unsere einzige Chance zunichte zu erfahren, warum man ihn getötet hatte. Wahrscheinlich jedenfalls. Außerdem, woher sollten wir sonst erfahren, was Dr. Kleis gefunden hatte. Elfriede knabberte an ihren Nägeln, erntete dafür von Lukas einen strafenden Blick und ich trank wie immer Kaffee als Beruhigung, was diesmal nicht ganz funktionierte. Mir war bewusst, dass die Polizei, sollte sie erfahren, dass wir vorsätzlich etwas verschwiegen, nicht eben erfreut sein würde. Das Nachspiel wollte ich lieber nicht erleben.

„Ich denke, es nützt nichts wenn wir hier jetzt stundenlang warten. Wir könnten doch genauso gut an unserem Grab weiter arbeiten. Wenn uns die Polizei braucht, sind wir ja sowieso hier."

Ich konnte es einfach nicht aushalten, hier zu sitzen und zu warten. Geduld war nicht eben eine meiner Stärken. Also stand ich auf und sah die anderen fragend und ein wenig herausfordernd, an.

„Ganz deiner Meinung, Margie. Das hält uns auch davon ab, Paranoid zu werden. Also los, wer kann, geht wieder an die Arbeit."

Was hieß, alle Abmarsch! Es blieb auch keiner zurück, da Arbeit das beste Mittel war, um nicht verrückt zu werden, oder gar zu weinen. Lukas stürmte geradezu auf das Zelt zu, was von der Polizei wachsam und augenscheinlich Bemerkt wurde, da sie uns jemanden zum beobachten hinterher schickten. Ich versandte kurze Stoßgebete zum Himmel, dass sie ihm das nur nicht als Negativ anrechneten.

Wir arbeiteten zwar äußerst langsam, aber das war auch besser so, da keiner die nötige Aufmerksamkeit hatte um wirklich konzentriert bei dem zu sein, was er tat. Ich saß wieder die meiste Zeit in meinem Stuhl und überwachte alles, besonders meine Nervösen Studenten, welche den Aushub durchsiebten. Ein paar von ihnen hatten schon Tränen in den Augen und das war für etwaige Funde gar nicht von Vorteil. Die Zeit verging nur schleppend und es wurde, zwischendurch, immer irgendjemand von uns, von der Polizei nach draußen gebeten, um dessen Aussage und die Fingerabdrücke aufzunehmen.

Gegen Abend riefen sie dann auch mich nach draußen. Mir war schon recht mulmig Zumute und ich war diesmal wirklich froh über meine Krücken, da ich etwas zum festhalten hatte. Auch konnte ich mich auf meine Krankheit rausreden, falls jemand fragte, warum ich ein wenig schwankend ging.

Herr Müller hatte sich seine Kommandozentrale vor Dr. Kleis Container aufgebaut. Ein Tisch mit zwei Stühlen und überdacht mit einer Plane.

„Setzen Sie sich, Dr. Keller. Ich hoffe ich mute ihnen nicht zu viel zu, sagen sie es, wenn sie etwas brauchen."

Er lächelte höfflich und wirkte bedeutend sympathischer als noch vorhin.

„Danke, es geht schon. Ich bringe es lieber schnell hinter mich. Sehr viel weiß ich sowieso nicht."

Auch ich lächelte ihn an, oder versuchte es zumindest.

„Nun gut. Dann nehmen wir zuerst ihre Fingerabdrücke. Bitte zuerst denn entsprechenden Finger hier auf das Tintenpad und dann auf diesen Feldern abrollen, Danke."

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