Zeichen der Zeit

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Fred war aufgeregt, als er davon hörte, auch Paul lief fast kopflos umher, wie aufgescheuchte Hühner, denen man nach langer Zeit wieder ein paar Körner hinwirft. Ich versuchte ebenso Begeisterung für diesen erneuten Fund aufzubringen, versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mich in Wahrheit ganz andere Dinge beschäftigten. Doch schon allein der Blick Elfriedes genügte, um mir klar werden zu lassen, dass es mir miserabel gelang. Mein Enthusiasmus war gespielt, obwohl mich die Möglichkeiten, welche dieser Fund barg, faszinierten. Nichts war mehr wie früher, als mich eine archäologische Stätte fest in ihren Bann ziehen konnte und es nichts gab, was diesen Eifer abmildern oder bremsen konnte.

Doch vieles hatte sich in der letzten Woche geändert. Ich hatte Dinge erfahren, welche eindeutig Einfluss auf mein weiteres Leben nehmen würden. Ich konnte nicht davor davonlaufen, was ich jedoch wirklich gerne getan hätte. Während die Anderen intensiv diskutierten, was sich hinter dieser Absenkung verbergen mochte, überlegte ich völlig andere Themen. Was sollte ich nun weiter unternehmen? Wie sollte ich mich Lukas gegenüber verhalten? Was fühlte ich für ihn und sollte ich dies forcieren?

Elfriede riss mich aus dieser Agonie meiner Gedanken. Sie setzte sich neben mich und beobachtete mich eingehend, während ich völlig in meine Gedankenwelt versunken war. Mein Blick war fest auf mein eigenes Inneres fixiert, sodass ich sie kaum bemerkte.

„Was ist los? Du solltest da vorne, bei den Männern hocken und ihnen zeigen, was es heißt, sinnvolle Einfälle beizusteuern. Stattdessen sitzt du still hier hinten und bläst Trübsal. Langsam reicht es, entweder du sagst endlich, was los ist oder ich muss dich unter die kalte Dusche stellen, damit du endlich aufwachst."

Sie hatte zwar leise, aber nicht ohne einen gewissen Ärger in der Stimme gesprochen. Da alle so sehr auf den Fund bedacht waren, hatte uns niemand zugehört. Ich sah sie unglücklich an.

„Wirklich Elfriede, ich würde es dir gerne erzählen, aber es geht einfach nicht. Es betrifft nicht nur mich, sonst wäre es mir ja egal."

„Lukas! Was hat er denn wieder angestellt, das du so neben dir stehst?"

„Sicher, mit ihm hat es auch zu tun, ein wenig. Es ist, ich weiß einfach nicht was ich denken soll? Kennst du dass, wenn du anfängst, an dir selbst zu zweifeln."

„Wer kennt das nicht. Jeder steckt irgendwann in einer Phase, in der er sich selbst neu definieren muss. Aber das sollte nicht durch jemand anderen geschehen, du musst schließlich mit dir zufrieden sein."

„Aber es geht auch um andere. Wenn man jemanden liebt, zum Beispiel, dann definiert man sein Ich auch über den anderen."

Sie machte eine abwehrende Handbewegung.

„Was ist, wenn er der Falsche ist? Margie pass auf, wenn du an dich heran lässt. Lukas kann dich sehr verletzten, er ist in vielen Dingen sehr unbeständig. Kannst du so jemanden wirklich an deiner Seite gebrauchen?"

„Ich weiß, wie er ist, aber da ist noch mehr und ich will einfach alles über ihn wissen. Ich bin niemand, der sich sofort hinreißen lässt. Ich lasse mich nicht überrennen, aber ich will mich nicht so sehr gegen den Einfluss eines anderen Stämmen, das ich am Ende doch wieder allein dastehe. Verstehst du nicht? Wenn ich immer nach einem Ideal suche, werde ich niemals einen Partner finden."

„Das meine ich ja auch nicht, ich rede eher von diesem speziellen Fall. Dass was ich nun schon über euch beide weiß, lässt nichts gutes Ahnen."

„Das weiß ich auch. Aber Menschen können sich ändern, der Vorfall ist neun Jahre her. Wer weiß..."

„Ja, du bist nicht sicher, daher meine ich, du solltest doppelt wachsam sein."

„Das bin ich, danke Elfriede. Du weißt es nicht, aber du hast mir sehr geholfen."

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