5.Träume

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Während des Essens hatten Ace und ich kaum gesprochen.
Ich versuchte noch immer zu verstehen was vorhin im Flur geschehen war.
Ab und zu warf ich ihm musternde Blicke zu, um so vielleicht an die Antwort zu gelangen.
Ace starrte die ganze Zeit über ohnehin schon auf die Lasagne, die Mum gemacht hatte, sodass er dies womöglich auch gar nicht bemerkte.

Cathrin konnte ich nach dem Essen als sehr offene und liebenswerte Person einschätzen und ihre Tochter kam ganz nach ihr.
Ich hatte unsere Nachbarn jetzt schon ins Herz geschlossen, auch wenn ich noch immer sehr irritiert von der Sache im Flur war.

"Es hat mich wirklich gefreut sie kennenzulernen. Wer weiß? Vielleicht sieht man sich öfters." Verabschiedete Cathrin sich mit einem breiten Lächeln auf den korall-farbenen Lippen.
"Aber Mami! Ich wollte doch mit Lucy spielen!", quengelte Heather und ich schmunzelte.
"Wenn du magst können wir morgen im Garten spielen. Komm einfach vorbei wenn du Zeit hast.", lud ich sie ein, ihren treuen, rehbraunen Augen konnte man kaum etwas abschlagen.
"Ou ja!", rief sie sofort lachend, sodass die lückenhaften, weißen Zahnreihen zu sehen waren.

"Ähm. Tschau.", murmelte ich, der Höflichkeit halber, leise an Ace gewandt.
"Eh ja. Gute Nacht.", räusperte er sich und wich meinem Blick erneut aus während er sich durch dunkelbraunen Haare fuhr.
Dann war die Tür auch schon geschlossen und die Black's auf dem Weg zu ihrem mausgrau-gestrichenen Haus.

"Und? Was hälst du von Ace?" Fragte Mum augenzwinkernd, als wir wieder ins Esszimmer gingen um aufzuräumen.
"Mum!" Empört sah ich sie an.
Sie zuckte nur mit den Schultern und lachte kurz.
"Was? Wäre doch gut wenn du schon ein paar Kontakte hier hast, Liebes."
Mit einem leichten, zögerlichen Nicken räumte ich mit ihr den Tisch ab.
Ja, aber nicht unbedingt mit einem Typen wie ihm.
Die Jungs und Dad waren schon oben und räumten die restlichen Kartons aus.

Als der Tisch sauber war ging ich in mein Zimmer und konnte an nichts anderes als an Ace Black denken, wofür ich mich selbst verfluchte.

Was war das nun vorhin?

Dieses Kribbeln im Bauch und dieses merkwürdige Gefühl.
Verwirrt ließ ich mich auf das neue Bett fallen.

Seine schönen, grünen Augen waren fast schon hypnotisierend.

Mit einem Seufzer machte ich mich bettfertig.

Was dachte ich denn da bitteschön?

War ich denn jetzt vollkommen verrückt geworden?

Ich durfte mich nicht von seinem Aussehen und seinem Auftreten verwirren lassen.
Sonst würde ich nur schon wieder, so wie immer verletzt werden...

So wie bei Kyle.

Ein Stechen machte sich in meiner Brust breit und ich schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.
Ich war wirklich nah am Wasser gebaut, was ich schon immer verdammt hatte.
Selbst wenn ich mit jemanden stritt oder jemand mir eine Moral Predigt hielt, kam dieses miese Gefühl in meiner Brust auf, das mich zum Weinen verleitete.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich die widerspenstigen Gedanken zurück dorthin zu treiben wo sie herkamen.
Kyle gehörte nun der Vergangenheit an.
Voller Fragen und Gedanken schlief ich ein.

Er lächelte mich an. "Du weißt doch dass ich dich nie verlasse Lu. Mein kleiner Abendstern."
Ich nickte mit großen Augen.
Er beugte sich vor um mich zu küssen und ich sah unbehaglich in seine braunen Augen.
Unsicher wich ich ihm aus.
Ich wollte meinen ersten Kuss für den perfekten Moment aufheben.
Kyle seufzte  fast schon genervt und ich schluckte.

Um mich verschwamm alles und ich saß auf einmal auf dem Dach der kleinen Hütte.
Der Ort an dem er es mir erzählt hatte.

"Es gibt da jemand anderen, Mauerblümchen." Und meine kleine Welt brach zusammen.
Nur sechs Wörter, die so viel in mir verursacht hatten.

"Du bist meins." Hörte ich dann eine andere Stimme.
Sie war rau und tief und sie gehörte dem dunkelhaarigen Jungen von nebenan.
Ich hob eine Augenbraue und blickte irritiert auf.
"Deins? Warum sollte ich deins sein?" Wollte ich wissen.
"Weil wir zusammengehören. Nur wir beide für.."
Ich unterbrach ihn verstört.
"Ähm. Nein. Erklär es mir: Warum sollte ich deins sein und zu dir gehören?" Stellte ich verwirrt klar. "Weil du mein Mate bist." Hauchte er und alles verschwamm.

•Moonnight•✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt