114. Hilfe

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Lächelnde Gesichter schauten mich an, als Ace und ich das Wohnzimmer betraten.
Gina, die Frau mit der ich mich bei der Feier der Blacks unterhalten hatte, kam auf uns zu und begrüßte uns.
Ihre roten Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Sie war zu uns gehumpelt und ich machte mir Sorgen.
War das vielleicht meine Schuld?
Ich erinnerte mich an die Stimme, die mir zugezischt hatte, ich solle mich von Ace fernhalten.
Hätte ich auf sie gehört, dann...
Ich schüttelte den Gedanken ab und lächelte Gina stattdessen an.

"Wie geht es euch allen?" Fragte ich nachdem ich alle anderen ebenfalls begrüßt hatte und Ace, nach etwa hundert Fragen ob es mir nicht doch etwas ausmache, zu seinen Freunden gegangen war.
Ihr strahlendes Lächeln wurde immer schmaler, bis es vollkommen von ihrem freundlichen Gesicht verschwand.
"Es... Es gab viele Verletzte. Auf unserer Krankenstation herscht Chaos und... Ich bin besorgt. Luciana, ich will dir nicht vormachen, dass alles gut ist. Du bist bald die Luna dieses Rudels, lasse nicht zu, dass dir von irgendwem etwas vorgespielt wird. Aber nimm es Ace nicht allzu übel. Er will dich nur schützen." Etwas überrascht über diese Antwort schaute ich sie an.
Verlegen lachte sie und wurde dann wieder für einen Moment ernst.
"Manche Wölfe besitzen etwas ausgeprägte Fähigkeiten. Das hat etwas mit den Vorfahren zu tun. Es gibt stärkere und schwächere Rudel.
Ich... Ich habe eine Art Menschenlese Fähigkeit. Zwar kann ich nicht deine Gedanken lesen, jedoch kann ich einschätzen was du fühlst.
Es dauert allerdings eine Weile bis ich ganz genau weiß wie du denkst." Erklärte sie und ich staunte.
Würde das mit der Magie je normal werden?
"Das ist unglaublich. Gibt es noch mehr Wölfe mit magischen Fähigkeiten in diesem Rudel?" Neugierig musterte ich sie.
Spannend war es ja.
Und gewöhnungsbedürftig sowieso.
Gina schmunzelte.
"Cathrin hatte die Fähigkeit zu heilen. Aber sonst gibt es in unserem Rudel keine weiteren Wölfe mit solchen Kräften."
Ich runzelte die Stirn.
"Hatte?" Gina nickte.
"Ja. Mit der Zeit verlor sie die Kräfte, weil sie so stark waren, dass sie jemanden, der kurz vor seinem Tod stand retten konnte.
Es ist meist so, dass je schwächer die Kraft, desto länger ihre Dauer ist, wir erhalten sie von der Mondgöttin."
Sie legte eine Pause ein.
"Deshalb arbeitet Cath auch viel und oft auf der Krankenstation."
Verstehend nickte ich.
"Wann bekommt man diese... Kräfte?" Gina schaute mich an.
"Man bekommt sie nach der ersten Verwandlung, jedoch entwickeln sie sich. Sie sind nicht sofort da.
Bei mir hat es etwa ein oder zwei Jahre gedauert bis ich anfing sie zu nutzen." Erzählte sie und blickte zurückblickend aus dem Fenster.
"Wollen wir auf die Krankenstation? Sie werden sich mit Sicherheit freuen dich zu sehen. "
Wie Ace auch sagte...
Ich nickte und Gina führte mich durch die Flure.
Wir kamen in einem Raum an, welcher ungefähr die Größe eines Klassenzimmers hatte und mit einigen Betten und einem Tisch besetzt war.
Es waren etwa fünf Liegen auf jeder Seite und jede, bis auf zwei waren besetzt.
Besorgt schaute ich mich um.
Die meisten schliefen, einige hatten ihre Nasen in Büchern oder Laptops versteckt und hörten Musik.
Ich entdeckte Cathrin, Hailey, Avery und Lilian, die sich um alle kümmerten.
"Kommt ihr klar? Ich hab euch eine kleine Überraschung mitgebracht." Gina grinste sie an.
Ein breites Lächeln erschien auf Hailey's und Cathrin's Gesicht.
Hailey kam sofort auf mich zu und begrüßte mich.
Cath kam etwas belustigt hinterher und die anderen beiden winkten uns zu, blieben aber dort.
Sie waren dabei die Verbände zweier Kranker zu wechseln.
Wieso musste alles mit Gewalt gelöst werden?
Hätten sie stattdessen geredet oder etwas anderes, gewaltfreies, getan, würden hier nicht so viele...
Sam lag in einem der hinteren Betten.
Ich hob erschrocken die Brauen, hoffentlich war es nichts Schlimmes.
"Was führt dich zu uns?" Cathrin lächelte etwas müde und legte die Hand auf meinen Rücken.
"Ich habe mir Sorgen gemacht.
Nachdem ich wegen Ace hier gewesen war, wusste ich nicht mehr wie es hier ist.
Zurecht, wie ich sehe."
Ich schluckte.
Cathrin presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und niclte dann.
"Ja. Ich bin so froh, dass wir noch niemanden... verloren haben. Dem Mond sei Dank haben sich James und Blake ja auf ein vorübergehendes Friedensabkommen einigen können." Murmelte sie und ich nickte.
Dem Mond sei Dank...

Den restlichen Nachmittag kümmerte ich mich um die Verletzten und kochte Sam auch einen Tee.
Ihre Wunde am Bauch hatte sich entzündet, aber sie war stabil.
Bald würde sie gesund sein, auch wenn sie vom Beta verletzt wurde.
Sicher weil sie mit Tony zusammen war.
Als es schon dunkel war, verabschiedete ich mich von allen und umarmte Gina, sie war wirklich eine gute Freundin für mich geworden.
Ich mochte sie.
Cathrin und James bedankten sich persönlich, was mir etwas peinlich war, für meine Hilfe, die meiner Meinung nach nicht so wichtig gewesen war, dass man sich bei mir hätte bedanken müssen.
Sie sahen irgendwie stolz an, was sich merkwürdig anfühlte.
Doch merkwürdig war mittlerweile auch normal.

Ace und ich traten in die kühle Nachtluft.
Die Tür schloss sich hinter uns und er nahm meine Hand.
"Das heute war echt... Danke. Mum und Dad waren total stolz. Ich hab wohl meine perfekte Luna gefunden." Augenblicklich wurde mein Gesicht ganz warm und ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
Weil ich nicht wusste, was ich antworten sollte drückte ich seine Hand sanft und küsste ihn auf die Wange.
Er lachte und wir gingen nachhause.

•Moonnight•✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt