6. Schöner Morgen

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Ich streckte meine noch schläfrigen Glieder und gähnte.
Dann stand ich ausgeschlafen und gut gelaunt auf.
Was ich geträumt hatte wusste ich nicht mehr, was bei mir nun wirklich keine Seltenheit war.
Ich ging zum Schrank um meine Klamotten für den heutigen Tag auszuwählen, als mein Blick zum Fenster glitt.
Die grauen Jalousien waren bereits hochgefahren.
Er war also schon wach.
Ich konnte von hier aus genau in sein Zimmer blicken.
Ace saß auf der pechschwarzen Tagesdecke seines gemachten Betts und schaute noch etwas schläfrig auf den Bildschirm seines Handys, dann fuhr er sich durchs dichte Haar.
Als er es neben sich auf die pechschwarze Decke legte und aufstand, blickte ich aufgeschreckt zu meinem Schrank, dessen glasige Oberfläche in dem morgendlichen Sonnenlicht glänzte.

Jetzt spionierte ich ihm schon nach. Was war nur los mit mir?

Das merkwürdige Gefühl abschüttelnd, wand ich mich wieder dem Fertig machen zu.

Ich öffnete die Schranktüren und entschied mich für eine ausgefranste, himmelblaue Jeans Shorts und ein schneeweißes Oberteil, welches bis zu den Rippen eng verlief und dann um meine Hüfte umher flatterte.
Dann machte ich mich im Bad fertig.  Bereit für den Tag betrat ich die Küche, in der alle außer mir und Henry am Essen waren.
Ich gesellte mich dazu.

"Guten Morgen Luana. Wie hast du geschlafen?" Fragte Mum, während sie sich ein weiteres Brot schmierte. "Gut. Und ihr?" Fragte auch ich.
"Auch ganz gut." Nuschelte Marco kauend.  
"Wir wollten heute ins Garten Center und Blumen für den Garten kaufen. Kommst du mit?" Fragte Dad und sah von seinem Handy auf.
Ich schüttelte den Kopf.
"Nee. Gärten sind nicht so meins. Ich würde gern hier bleiben. Aber natürlich nur, wenn das okay für euch ist." Mum nickte und nahm sich die fast noch unberührte Flasche Orangensaft.
Ich könnte vielleicht weiter in meinem Buch lesen und mich schon so langsam auf die Schule vorbereiten.
Auch wenn ich nicht unbedingt Lust dazu hatte.

Es würde nicht so sein wie zuhause.
Da wäre keine Terry, die mich lachend in den Arm schließen würde und mich zum schwarzen Brett zerren würde, damit ich nicht die wichtigsten Informationen verpasse -ohne sie wäre ich warscheinlich sogar an den freien Tagen in die Schule gekommen- und auch keine Lin, die mir in Mathe die Aufgaben zuschiebt, damit ich zumindest mündlich nicht allzu schlecht stehe.

" Keine Sorge. Du kannst hier bleiben. Cathrin hatte die Idee das Ace dir die Stadt ein wenig zeigt. Was hälst du davon?" Sie sah mich mit ihrem typischen Bitte-stimme-zu-sonst-ist-sie-enttäuscht Blick, den sie bei mir wirklich oft anwand, an und somit war mein Schicksal so gut wie besiegelt.
Niedergeschlagen nickte ich und rührte seufzend in der heißen Tasse grünen Tee, die Mum mir schon eingegossen hatte.

"Toll! Ihr werdet euch sicher wunderbar verstehen." Freute sie sich.
Verübeln konnte ich es ihr wohl kaum, sie wollte nur, dass ich Freunde fand, da sie wusste, dass ich nur ungern alleine war.
Vor allem wenn ich nichts und niemanden kannte.

"Eh... Ja, sicher werden wir das." 
Murmelte ich und schenkte ihr ein halbes Lächeln.

•Moonnight•✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt