109. Fallen

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Ich wurde von einem Kitzeln geweckt.
Brummend öffnete ich die Augen und starrte auf Ace's Haare, die sich auf meinem Gesicht befanden und an der Nase kitzelten.
Naserümpfend kratze ich mich und drehte mich schläfrig um.
Langsam kamen die Erinnerungen an letzte Nacht wieder und rückte besorgt von ihm weg.
Er war noch immer etwas blass, aber er sah etwas gesünder aus, als gestern.
Er war nicht mehr so völlig durchnässt und seine Wunden hatten ebenfalls Krusten gebildet.
Ich legte meine Hand auf seine Wange und strich über seine warme Haut.
Ein schmales Lächeln legte sich auf meine Lippen.

Hoffentlich ging es ihm bald besser.

Ihn musste wohl eine der höheren Tiere erwischt haben, sonst wäre er jetzt wohl schon fit.

Aber wieso?

Und wer?

Sein Vater war ja wohl außer Frage, aber sonst...

Die Browns?

Brad war wohl nicht der Alpha, sonst würden Ace's Wunden immernoch seine Haut zieren.
Die Verletzung an meinem Oberarm war fast verheilt, nur noch eine schmale Kruste bedeckte die Haut und es tat auch nicht sonderlich weh.
Meine Hand fuhr behutsam von seiner Wange zu seinen flauschigen, wild abstehenden Haaren und ich streichelte ihn schmunzelnd.
Ich war so froh ihn zu haben.
Oder ihn gar meinen Freu- Mate nennen zu dürfen.

Mein Herz gehörte ihm und ich wollte es nicht das geringste zurück.

Auf einmal hörte ich wie ein leises Brummen von ihm ausging.
"Ace?" Murmelte ich und gähnte einmal.

Hatte ich mich verhört?

Eine Weile war es wieder ruhig.
Mit Sicherheit hatten meine Ohren mir einen Streich gespielt.
Er sollte ja erst Abends-
"Luna...? Was... Was machst du hier?" Hörte ich seine raue Stimme leise sagen.
Erschrocken schaute ich ihn an.

Sollte er wohl nicht  am Abend aufwachen?

Hatte ich etwas vertauscht?

Seine Augen waren immernoch geschlossen, aber seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, angespannten Lächeln.
Er hatte Schmerzen.
"Geht es dir besser? Hast du Schmerzen? Kann ich irgendetwas für dich tun? Hast du Durst?" Behutsam und etwas aufgeregt, weil er aufgewacht war streichelte ich über seine in der Dunkelheit schwarzen Haare.
Sein etwas angestrengtes Lächeln wurde etwas breiter.
"Beruhige dich, Liebling. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Gegen ein Glas Wasser hätte ich nichts einzuwenden." Flüsterte er und ich krabbelte aus dem Bett.
Meine Schuhe zog ich hastig an.
"Bin gleich wieder da."
Ich wusste immernoch nicht was hier überhaupt abging.
Oder warum ich mitten in der Nacht hier her gelaufen war.
Seufzend schloss ich leise die Tür hinter mir.
Gott sei dank, war das Zimmer leicht wiederzufinden, da es sich am Anfang des ersten Flurs war und die Treppe vor mir direkt herunter zum Wohnzimmer und der Küche führte.

Ich tapste leise in die Küche, denn überall war das Licht noch ausgeschaltet.
Niemand war wach.
Ich füllte zwei Gläser mit Wasser und nahm die Flasche gleich mit.
Ace hatte die hübschen, funkelnden Augen geöffnet, als ich wieder ins Zimmer kam.
Ich stellte die Gläser auf den schwarzen Nachttisch und knipste die kleine Lampe an.
Dann half ich ihm sich aufzusetzten, wobei er ein leises Zischen von sich gab.
Schweigend hielt ich ihm das Glas hin und trank auch von meinem.
Er schaute mich danach eine Weile an, als könne er nicht glauben, dass ich wirklich hier war.
"Wie... Warum bist du hier?" Er wollte sich etwas gerader hinsetzen und kniff dann aber die Augen fest zusammen.
"Vorsichtig. Soll ich dir helfen?" Ich half ihm sich wieder aufrecht hin zu setzen und schaute ihn dann eine Weile an, bis ich das Gefühl von Enttäuschung und Verwirrung in meiner Magengegend spührte.

"Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Was zur Hölle ist los? Warum bist du verschwunden? Warum darf ich nicht in den Wald? Und wieso verflucht noch mal bist du verletzt?" Fauchte ich und stieß dann ein Seufzen aus.

Es hatte keinen Zweck.

"Ich... Es tut mir leid, Luna. Ich wollte... Ich wollte nur nicht, dass du verletzt wirst, deshalb..." Druckste er herum und ich hob eine Augenbraue.
"Jetzt sag mir endlich was hier los ist." Herschte ich ihn an.

Das wurde langsam wirklich haarsträubend.

Ace schluckte und wich meinem Blick aus.
"Du erinnerst dich doch noch an Brad, dieser verfluchte Bastard, als er dich verletzt und bedroht hat."
Schnaubend legte er den Kopf in den Nacken.
"Mhm." Eine Antwort erwartend musterte ich ihn wie er wieder zu mir blickte.
"Und... Erinnerst du dich noch an diese Regel, die ich ihm dann genannt habe?" Wieder stimmte ich zu.

Jedes Wort musste man ihm aus der Nase ziehen, das war ja nicht auszuhalten.

"Jetzt komm zum Punkt, Ace." Drängte ich ihn und zog die Augen zu Schlitzen.
"Es gibt noch eine zweite Art von Konsequenz, da heutzutage niemand mehr durch einen Regelverstoß umgebracht wird.
Naja... Als ich meinem Vater alles erzählt habe, hat er entschieden diese Konsequenz einzufordern.
Das Brown Rudel sollte als Strafe einen Teil ihres Reviers an das Black Rudel abgeben und hat sich geweigert.
Statt uns das zu geben, was uns nach dieser abartigen Aktion zusteht, haben sie einen von uns angegriffen und wirklich schwer verletzt."
Ace schaute kurz wieder zu Seite und ich sah wie er mit seinen Fingern spielte.
"Das war in der Nacht, als ich dir gesagt habe, dass du dich vom Wald verhalten sollst.
Anfangs hatte ich nur bedenken, dass sie dich erneut angreifen würden, aber jetzt sind wir in einer Art Krieg. Derjenige der aufgibt, beendet ihn.
Und du musst wissen, Wölfe sind ziemlich stolze Wesen, sie geben so gut wie nie auf.
Keiner der Rudel wird aufgeben bis der Alpha, der Beta oder die Luna fällt."

•Moonnight•✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt