115. Halloween

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Montag.

Halloween

Die schaurige Zeit im Jahr.
Nach der Schule begann ich alles zu schmücken.
An den Fenstern hingen Spinnenweben und funkelnde, silberne Girlanden aus Fledermäusen, Sternen und Monden.
Seit Ace wieder da war, war ich viel beschwingter.
Ich freute mich auf die Tage am See und heute. Ich verdrängte jeden Gedanken an den Krieg, da es mich verzweifelt fühlen ließ, wenn ich daran dachte wie nutzlos ich war.
Marco und Henry besorgten Essen und Getränke, da diese Trottel es verpeilt hatten früher zu besorgen.
Ich hatte mich schon verkleidet und geschminkt.
Heute trug ich einen schwarzen, kurzen mit glänzenden Pailetten besetzten Rock und einem bauchfreiem Oberteil, das ärmellos und mit Spitze und Strass bestickt wurde.
Ich hatte es in einem der Läden entdeckt und mich gleich verliebt.
Meine Haare hatte ich zu Locken gemacht.
Außerdem trug ich einen Kranz mit dunkelroten Rosen aus meinem Kopf, der zu meinem Make up passte.
Es war fast alles fertig und auch Henry und Marco kamen an und halfen mir die Snacks in Schüsseln zu verfrachten.

Ich war aufgeregt.
Auf Partys war ich noch nicht sehr oft gewesen, vielleicht fünf oder sechs mal?
Um ehrlich zu sein war ich kein Party Mensch, es machte mir nur Spaß solche vorzubereiten und Zeit mit meinen Freunden zu verbringen.
Marco hatte sich als Zombie verkleidet und Henry als Vampir.
Natürlich hatte ich sie schminken müssen.
Ich wollte unbedingt wissen was Ace sich hatte einfallen lassen.
Es klingelte an der Tür und ich machte etwas panisch die Musik lauter, während Marco und Henry die ersten Gäste herein ließen.
Mum und Dad waren zu Freunden gefahren und würden erst morgen Abend wiederkommen.
Es waren Klassenkameraden von Marco, die aus San Diego gekommen waren.
Es würde ganz schön voll werden...
So viel stand fest.

Und das wurde es, von meinem kleinen DJ Pult konnte ich kaum noch weg.
Ich kümmerte mich um das Ausschenken der Getränke und die Musik.
Henry wollte mich gleich ablösen.
Ich fragte mich wo meine Freunde waren.
Und wo Ace war.
Naja, erkennen würde ich sie ja sowieso nicht.
Es war halb neun und die Party war schon im vollen Gange.
"Buh!" Ich erschrak und schaute neben mich.
Fast hatte ich nicht erkannt wer da vor mir stand.
Mila trug ein weißes kurzes Kleid und war mit Blutspuren überseht.
An ihrem Hals klaffte eine gefälschte Wunde und ihre Haare waren hochgesteckt.
"Whoa, hi." Lachte ich.
Ihre sonst dunkelbraunen Augen waren weiß und es sah ziemlich gruselig aus.
Sie lachte und umarmte mich.
"Hey. Eure Party ist echt der Hammer. Dein Kostüm ist unglaublich!" Grinste sie und ich lächelte.
"Danke, ich habe dich fast nicht erkannt du siehst wirklich gruselig aus. Bist du Bloody Marry?" Sie nickte.
Die Musik war ziemlich laut, weshalb wir rufen mussten um den anderen zu verstehen.
"Ist Henry auch hier?" Fragte Mila bemüht beiläufig und ich konnte mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
"Klar, er müsste da vorne sein. Kannst du ihm sagen, dass jetzt seine Schicht anfängt?" Sie nickte mit einem breiten Lächeln und stampfte gleich los.
Ich war mir sicher, dass es nicht lange dauern würde bis sie zusammen kommen würden.
Schmunzelnd schenkte ich einer Voodoo Hexe Bier ein und wechselte den Song zu einem romantischen.
Von hier aus sah ich, wie Henry Mila verlegen um einen Tanz bat und die Beiden zur freigeräumten Fläche gingen.
Mission completed.
"Hey, meine Süße. Das bist doch du?" Hörte ich hinter mir eine bekannte Stimme und drehte mich breit grinsend zu Ace um... Du meine Güte.
Ich begann zu kichern und auch er lachte leise.
"Zwei Dumme, ein Gedanke, was?" Ich nickte und fuhr mir durch die Haare.
Ace trug ein schwarzes Shirt und eine ebenso schwarze Jeans.
Er hatte sich ebenfalls als Totenkopf geschminkt.
Es gab nur einen Unterschied zwischen unserem Make up.
Ich hatte die neue Art mit den bunten Blumenkreisen um die Augen und den Mund gewählt und Ace hatte sich traditionell geschminkt, wobei das sicher Cathrin oder jemand vom Rudel übernommen hatte.
Ace zog mich an meiner Tailé zu sich und flüsterte leise: " Du siehst übrigens echt hübsch aus. Wollen wir nicht auch tanzen?" Ich nickte grinsend und wir begaben uns auch auf die improvisierte Tanzfläche.
Der Song hatte erst begonnen, erfreulicherweise.
Ace steckte mir eine Haarsträhne, die sich aus meinem Kranz gelöst hatte, hinter mein Ohr und legte seine Arme um mich.

"Bist wohl doch nicht als Wolf gekommen?" Neckte ich ihn und er schmunzelte.
"Hab's mir anders überlegt. Aber wer weiß, ich kann den Entschluss immernoch ändern und mich hier und jetzt verwandeln?" Er hob die schwarz geschminkte Augenbraue.
Seine Augen wirkten durch das viele Schwarz noch strahlender als sonst.
"Bitte nicht." Grinste ich und kuschelte mich an ihn.
Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab.

Nach dem Song, tauschte Henry mit mir und ich war endlich frei.
Ace und ich holten uns ein paar Snacks und gingen nach oben, um einen Horror Film anzusehen, schließlich war es Halloween.

Ich hasste Horrorfilme.

Nächte lang konnte ich dann immer nicht schlafen.
Vielleicht konnte ich ihn ja noch zu etwas anderem überreden.
Ace schmiss sich lachend auf mein Bett und ich setzte mich kopfschüttelnd neben ihn.
Er gab mit einen Kuss auf die Wange und ich schnappte mir den Laptop.
"Müssen wir einen Horrorfilm gucken?" Vorwurfsvoll schaute ich ihn an.
Er hob die Augen und zog einen Schmollmund.
"Ich beschütze dich auch, keine Sorge." Versuchte er mich zu überreden.
Ich kniff die Augen zusammen und seufzte.

Letztendlich saßen wir doch auf meinem Bett und schauten uns irgendeinen grauenvollen Film an, in dem ich ständig erschrak und mich hinter der Schüssel Chips, meinem Kissen oder Ace versteckte.
Als er endlich zuende war schaute ich Ace böse an, der scheinbar vollkommen unerschrocken blieb.
"Was ist los mit dir? Bist du mutiert? Du hast dich kein einziges Mal erschrocken." Ace grinste nur und nahm mich in den Arm.
" Das sind doch nur Schauspieler, Lunchen." Ich hob die Augenbraue.

Jep, ich würde definitiv nicht mehr für die nächsten Monate schlafen oder alleine in den Keller gehen können.

"Sicher." Beleidigt brummte ich vor mich hin.
"Komm, wir gehen zu anderen. Ich bin gespannt was sie gerade machen." Ace nahm mich an der Hand und wir gingen ins Wohnzimmer.
Es war etwa kurz nach Zwölf.
Einige tanzten, manche unterhielten sich und saßen in Grüppchen zusammen und der Rest saß in einem Kreis um eine Flasche.

Das hatte mir gerade noch gefehlt.




•Moonnight•✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt