148. Uhren

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"Hey! Ich bin Avery, schön euch alle kennenzulernen!"
Ich lächelte, als ich sah wie aufgeregt Avery war.
"Hi, Avery. Ich bin Mila und das sind Chelsea und Liz." Mila lachte leise und blickte zu mir.
"Na dann auf geht's. Mögen die Weihnachtseinkäufe beginnen." Eröffnete ich die anstehende Tour und seufzte.
Wir begannen durch die Gassen zu schlendern und schauten uns nach geeigneten Geschenken um.
Ich hatte wirklich nicht den Hauch einer Ahnung was ich Ace schenken sollte.
Naja vielleicht würde ich ja etwas sehen und sofort wissen, dass es das war, was ich suchte.
Mein Blick schweifte über die zugestellten Schaufenster und ich gähnte leise.
Nachdem ich mich noch ein bisschen in der Bibiliothek umgeschaut hatte waren wir Essen gegangen und ich hatte mir einige Bücher mit nachhause genommen, weshalb ich meine Müdigkeit mir selbst zuschrieb.
Irgendwie kam es mir einfach so vor als würde ich ein ganz normales Buch lesen. Es fühlte sich nicht so an als wäre das alles real.
Doch wenn ich mir diese eine Nacht ins Gedächtnis rief, wurde mir wieder bewusst, dass es das war.

"Ich hab was!" Liz zerrte uns in einen Schnick Schnack Laden und kaufte ihrer Mutter einen herförmigen Türschmuck, der nach Lavendel roch.
Nachdenklich sah ich mich nach etwas Passendem um und wippte mit dem Fuß zu der im Hintergrund laufenden Musik.
Ich spielte mit dem Gedanken Mum und Dad einfach einen Wellnessurlaub zu schenken.

Die Idee gefiel mir immer besser und ich beschloss nur noch für meine Brüder, Freunde, Ace und Heather etwas zu suchen.
"Ich hab Hunger!" Maulte Liz nach einer Weile Gesuche und ich musste lachen.
"Pizza?"
"Pizza!"

Die Pizzeria war recht geräumig und hatte hell beige Holztische, an die wir uns setzten.
An den Wänden hingen Bilder von irgenwelchen Künstlern.
Die junge Frau, welche ihre Haare zu einem braun-roten Knäul zusammengesteckt hatte, kam lächelnd zu uns und fragte nach unseren Bestellungen.
Ich beschloss mir mit Avery eine Hawaii Pizza zu teilen.
Seufzend spielte ich mit dem Mondanhänger meiner Kette.
Er fühlte sich angenehm kühl zwischen meinen Fingerkuppen an.
Meine Gedanken schweiften zu Ace und dem Moment, meinem Geburtstag als er mir die täglich von mir getragene Kette geschenkt hatte.
Ein schmales Lächeln, welches immer größer wurde formte sich auf meinen Lippen.
"Was grinst du denn so?" Mila kicherte leise und ich errötete um die Nase herum.
"Ähm... Nichts, Nichts..." Murmelte ich und versteckte mein Gesicht in dem purpurnen Schal, der leicht an meinem Hals kratzte.
Mila giggelte leise und nickte.
"Sicher."

Der Kellner, welcher goldblondes Haar und leuchtend blaue Augen hatte, trug die Pizzen auf zwei großen, runden Keramik-Tellern zu uns und stellte sie mit einem leises Klirren auf dem hellen Holztisch ab.
"Guten Appetit." Er nickte uns höflich zu und verschwand wieder hinter dem Tresen.
Liz beäugte ihn von der Seite, während wir die Pizza noch einmal in Dreiecke schnitten, da die schon zuvor getrennten Teile noch zu sehr aneinanderhingen um sie auseinander zu reißen.
"Huhu, Lizzy?" Mila kicherte über ihren intensiven Blick, der auf den jungen Mann ausgerichtet war und schnipste vor Liz's Gesicht herum.
Auch Avery und ich verkniffen uns ein Lachen.
Der Kellner bekam von dem, zu Liz's Erleichterung, nichts mit.
Sie selbst wurde knallrot und schlug mit der flachen Hand auf Mila's Oberschenkel.

"Wie läuft's eigentlich mit Henry, hm?" Liz hob die Augenbrauen und beäugte die nun selbst verlegene Mila.
"Das wüsste ich auch gern." Bemerkte ich und stützte neugierig meine Ellenbogen auf die Tischplatte.
Mila wich meinem stechenden Blick aus und rieb über ihren Nacken.
"Eh.... Es könnte sein, dass...  er mich... gefragt hat ob wir zusammen sein wollen undichjagesagthab." Sie sprach so hastig und leise, dass ich verwirrt blinzelte und versuchte zu entziffern was sie gerade gebrabbelt hatte.
Avery schien es mit ihrem Wolfsgehör scheinbar verstanden zu haben und lächelte.
"Ist ja süß. Wer ist denn, dieser Henry?" Mila blickte zu mir und hielt ihre Hände vors scharlachrote Gesicht.
Liz öffnete ihren Mund. "OH MEIN GOTT, HELA IS REA-" Mila presste hastig ihre Hand auf Liz's plappernden Mund, woraufhin ich mich beinahe an dem Stück Pizza verschluckte, das ich soeben in meinen Mund geschoben hatte.
"Du-... und-... mein Bruder?" Hustete ich und Avery klatschte aufgeregt.
Mila mutierte zu einer knallroten Johannisbeere und gab keinen Mucks von sich.
Mein Husten hatte sich mitlerweile beruhigt und ich begann wie verrückt zu grinsen.
"Ich wusste es. Henry wird heute Abend verhört. Meinen Segen habt ihr."

Als ich Abends mit den vollen Tüten zuhause ankam, fiel es mir etwas schwer den Schlüssel aus meiner Tasche zu fischen, weswegen ich mit meiner Stirn gegen die Tür hämmerte.
Ein leises Lachen ertönte hinter mir.
"Aber sonst geht's dir noch ganz gut, oder?" Ich wurde wahrscheinlich genauso rot wie Mila zuvor unf drehte mich um.
"Eigentlich schon, warum?"
"Ich weiß auch nicht. Vielleicht weil du soeben wie eine Verrückte mit deinem Kopf an der Tür-"
Die besagte Tür wurde von einem gähnenden Marco geöffnet, welcher von Ace zu mir sah.
"Alles okay?"
Ich nickte und huschte herein, während Ace weiter vor sich hin kicherte.
"Gute Nacht, meine Süße." Brachte er noch hervor, dann hatte Marco die Tür auch schon wieder zu gemacht.
"Sieht so aus, als hättest du was gefunden." Murmelte Marco mit einem Blick auf die Taschen.
"Jap. Weshalb ich jetzt ganz schnell nach oben verschwinde." Rechtfertigte ich meinen schnellen Abgang, der über die Treppe nach oben führte.

In meinem Zimmer holte ich alle Sachen aus den Tüten heraus und legte die Tüten gefaltet auf einen Haufen.
Für Ace hatte ich eine schwarz-silberne Uhr gekauft.
Zugegebenermaßen war ich ziemlich ratlos was ich ihm den sonst schenken sollte und hoffte deshalb einfach, dass es ihm gefallen würde.

Uhren waren schon eine schöne Sache.
Ein Gegenstand mit dem man sehen konnte wie schnell die Tage an uns vorbeizogen.
Etwas mit dem man bemerkte, dass wir wirklich lebten und dass die Zeit nie still stand.
Dass wir nie wieder denselben Moment erleben würden und wir nie wieder dieselbe Person wie jetzt sein würden.

Leise seufzend versteckte ich die Geschenke in meinem Zimmer, nachdem ich die noch nicht eingepackten Dinge mit Geschenkpapier und Bändern verziehrt hatte.
Dann setzte ich mich auf mein Bett und gähnte ausgiebig.
Die Müdigkeit war nicht mehr so stark vertreten wie in der Zeit nach dem Kampf, doch verschwunden war sie ebenfalls nicht.

Meine Augen reibend, lauschte ich den gedämmpften Klängen, die mich ungaben.
Dad und Marco diskutierten über irgendetwas im Wohnzimmer und Henry hörte in seinem Zimmer laut Musik.

Ich hatte ja ganz vergessen meinen Bruder auszufragen!

Mit einem müden Grinsen auf den Lippen stand ich auf und machte mich auf den Weg zu ihm.
Ohne Anzuklopfen betrat ich sein Reich und schloss die Tür hinter mir.
"Noch nie was von Klopfen gehört?" Murrte Henry, der an seinem Laptop  saß und zu mir aufblickte.
"Du hast Mila gefragt, hm?" Grinste ich breit und ließ mich auf sein Bett fallen.
Die Haut um seine Nase herum färbte sich leicht rot und ich musste lachen.
"W-Was?" Er vermied es mich anzusehen, woraufhin ich den Laptop zuklappte und ihn erwartungsvoll anschaute.
"Du hast mich gehört."
"Ja, aber... äh... was soll ich denn jetzt dazu sagen?" Henry versteckte sein immer größer werdendes Lächeln hinter dem Laptop, den er vor seinen Mund schob.
"Ich weiß auch nicht. Ja, ich liebe deine Freundin von ganzen Herzen und möchte sie irgendwann mal heira-"
Henry unterbrach mich etwas panisch, indem er ein Kissen auf meinen Kopf warf.
Immerhin nicht der Laptop.
"Autsch."
"Luanaaaa..." Quengelte er und starrte mich schmollend an.
"Waaas?" Mit hochgezogenen Augenbrauen warf ich das Kissen zurück.
"Ich mag Mila echt gerne und wäre dir sehr willkommen wenn du nicht gleich mit dem Heirate-Kram loslegst. Oder soll ich jetzt auch damit anfangen?"
Naserümpfend legte ich meine Beine auf seine.
"Womit?"
"Luna, sag mal wann willst du denn deinen Acie heirateeen?" Quietschte er mit verstellter Stimme, die wohl Meine darstellen sollte.
Brummend griff ich nach einem weiteren Kissen, traf jedoch nicht.
"War doch nicht so gemeint!"
"Sicher. Ich bin mir sicher Ace würde einen tollen Bräutigam abgeben."
Und das nächste Kissen traf.

•Moonnight•✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt