Nevada
Perior, 31.09.2014
„Amber, ich brauche etwas Geschäftliches." Betone ich erneut, was sie augenrollend nicken lässt. „Das war Geschäftlich." Meine Augen bleiben für einen Moment auf ihr liegen, wodurch ich das wachsende Grinsen beobachte, bevor ihre Zunge über ihre Lippen fährt. „Etwas für den ganz heißen Chef, der dir die Arbeit ganz nah bringt. Absolut nah."
„Amber!" Ihre Augenbrauen zucken abwechselnd nach oben, während ich ihr das knappe Kleid aus den Händen reiße. „Mein Chef ist mein Vater, verdammt noch mal und ich möchte niemanden in seinem Betrieb verführen."
„Stimmt. Das hast du mit Rylan an deiner Seite auch gar nicht mehr nötig." Frustriert seufze ich bei ihrem amüsierten Ton auf. Hauptsache sie hat ihren Spaß bei ihrem Gedanken, murmle ich leise.
„Wie wäre es damit?" Ich halte einen grauen Rock nach oben, jedoch verziehen sich ihre Gesichtszüge. „Du bist nicht die Büroschlampe, Vade." Sie ignoriert die empörten Blicke auf sich, ebenso wie ich, immerhin werden wir diese Leute hoffentlich nie wieder sehen.
„Sagt die jenige, die mir das Kleid vor die Augen gehalten hat." Ich nicke auf das wieder zurück gehängte Kleid. „Ähm, ja? Der Rock schreit: Ich habe nicht viel Stoff. Aber das Kleid sagt: Himmel, ich bin die Kirsche der Sahnetorte und als Frau, besonders als Praktikantin, muss man sich durchsetzten können. Sprich, du siehst aus wie die Löwin und du beißt wie der Löwe. Sonst läuft es so wie bei Rachel." Rachel wurde in ihrem ersten Praktikum von der Männerdomäne fallen gelassen. Sie wurde auf der einen Seite fortgestoßen, um auf der anderen Seite als Puppe zu fungieren. Nach dem siebten Tag hat sie gekündigt.
„Also gut, ich probiere es an." Erfreut quietschend klatscht sie in ihre Hände, während ich es mir erneut nehme.
Ich habe meinen Vater am Freitag angerufen und ihm mitgeteilt, dass ich den Job annehmen werde. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, sodass es dazu kam, dass Rylan eine Liste erschaffen hat. Positiv und Negativ. Es waren mehr Positive Aspekte, weswegen ich mich dafür entschieden habe. Ich bekomme genügend Geld. Ich habe stetigen Kontakt zu meinem Vater. Ich sammle Berufserfahrung. Ich kann mein Pensum an Sprachen ausbauen. Ich komme von Oliver und dem Stress hier weg. Und wenn es mir nicht weiter gefällt, kann ich Kündigen und alles so machen, wie es vorher war. Matthew hat mich sogleich zu sich eingeladen, sodass Amber mir unter die Arme greifen wollte und wir zusammen in die Stadt fuhren. Problem ist lediglich, dass es in den Second Hand Läden kaum etwas gibt, womit man Seriös und Qualitätsreif aussieht- die Kleidung versteht sich. So musste ich tiefer in die Tasche greifen und zum ersten Mal einen wirklich Eleganten Laden gehen. Und dieser ist sogleich, verdammt teuer.„Kann ich ihnen helfen?" Eine ältere Dame kommt uns zur Hilfe und schaut uns kurz musternd an. Sie macht einen Sympathischeren Eindruck, als ihre Jüngeren Kolleginnen. „Ich suche etwas... Geschäftliches." Gebe ich ihr bescheid und lasse meinen Blick wieder durch den Raum gleiten. „Inwiefern? Ein Kleid oder doch lieber einen Anzug?" Ich schaue sie voller Überforderung an. Weder möchte ich ein Kleid, noch einen Anzug. Viel lieber hätte ich eine bequeme Jeans und einen Pullover, der bei den kalten Temperaturen seinen Zweck erfüllt.
„Ein Kleid." Kommt es prompt von Amber, der ich einen warnenden Blick schenke. Aber sie sucht schon die ganze Zeit etwas, womit ich die Büro- Schnösel neidisch machen kann. Die ältere Frau nickt lächelnd und deutet mit einem nicken an, ihr zu Folgen. Widerwillig verlasse ich die Rabatt Ecke.
„Was halten sie von diesem hier?" Sie nimmt ein rotes Kleid von der Stange und zugegebener Maßen, es sieht wunderschön aus- so sehr ich Kleider meide. „Wie teuer ist es denn?" Hake ich leise nach und versuche es erst gar nicht ihren Blick zu deuten. „235 Dollar." Ich verschlucke mich hastig an meinem eigenen Speichel und schüttle meinen Kopf. „Nein, tut mir leid, aber das liegt nicht mehr in meiner Preisklasse." Die Demut steigt in mir, aber ich versuche es mit dem Üblichen zu kaschieren. Ich bin Studentin, ich habe kein Geld, weder für Trinkgeld, noch für sowas wie überteuerte Kleider, die von Kindern genäht wurden.
„In Ordnung. Ich glaube ich kann dann nicht mit Kleidern dienen, aber wir haben momentan eine ältere Kollektion, die im Rabatt ist. Ich glaube da könnte ich was für Sie haben." Sie schenkt mir erneut ein aufmunterndes, warmes Lächeln, das ich sanft erwidere.
Dieses Mal zeigt sie mir einen schwarzen Hosenanzug, dessen Rücken frei liegt. Es ist nicht das was ich gesucht habe, aber er ist wirklich schön. „Hier liegt der Preis bei 95 Dollar." Noch immer habe ich kein Verständnis für diese Preise, aber ich möchte mich nicht wieder diesen Blicken aussetzten, sodass sich ein lächeln auf meine Lippen stiehlt und ich das Kleidungsstück zur Anprobe mitnehme.
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Erleichtert atme ich durch, als ich mich auf mein Bett werfe und das Pochen meiner Füße spüre. Nachdem ich den Hosenanzug gekauft habe, hatten wir in dem Second Hand Laden noch einen schönen weißen Blazer gefunden, welcher vorne länger ist als hinten und sanft fällt. Dazu schlicht, schwarze Pump.
Ich bin zum Glück damit gesegnet, damals ein Fabel für hohe Schuhe gehabt zu haben, sodass ich das laufen darauf recht gut beherrsche.
„Du musst bald los." Murmelt sie müde, was ich mit einem erschöpften nicken quittiere. „Nur noch eine Minute." Murre ich, doch spüre bereits ein Kissen, das auf meinem Kopf gelandet ist. „Vade, komm schon!" Ruft sie aufgebracht, was mich lachend aufstehen lässt, um die Tüten auf mein Bett zu werfen und die Sachen daraus zu holen. Da der Rücken frei ist, nehme ich mir einen schönen Spitzen BH, der von hinten toll geschnürt ist. Diesen tausche ich gegen meinen Gemütlichen, sodass ich hastig in den Hosenanzug steige und den Stoff an mir spüre, wie er sich wie eine zweite Haut anfühlt. Man bemerkt den Qualitätsunterschied sofort.
Es kratzt nichts und es fängt keine Fänden, die dann an meinem Körper kitzeln.
Anschließend gehe ich ins Bad und schminke meine Augen dunkler, sowie meine Lippen in einem schönen dunklen Ton. Meine rot- braunen Haare locke ich und lasse sie dann über meine Schultern fallen. Matthew hat mich in ein Restaurant eingeladen und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er ein verdammt Teures ausgewählt hat. Dazu ist meine Sorge groß genug, dass ich Alaska treffe, die schon immer mit mir in der Konkurrenz stand. Zumindest ist das Gefühl da, dass dem so ist.
Ich lasse meine Augen an meinem Spiegelbild verweilen. Der Anzug lässt meine kurvenbetonte Hüften und meine schöne Ausreichende Oberweite gut betonen, während meine Beine unglaublich lang darin erscheinen. Ich bin mehr als zufrieden und freue mich jetzt schon den Schnöseln zu zeigen, dass auch arme Studenten mehr sind, als Dreck. Das ich mehr bin, als das, was mir die Jahre über eingetrichtert wurde.
„Wow, du siehst echt heiß aus." Komplimentiert Amber mein erscheinen, was ich mit einem nervösen Lächeln quittiere. Ich schlüpfe zuletzt in meine Converse, greife nach meiner Tasche, die ich zum Übernachten benötige und nach meinen Schuhen, so wie meiner Clutch, wo alles nötige drinnen ist.
Aufgeregt greife ich noch nach meinem Handy, bevor ich mich verabschiede und die Tür aufreiße, jedoch bleibe ich stehen, als Rylan mich schmunzelnd in seinen Augen hält. „So was aber auch." Murmelt er, was mich schmunzelnd meinen Kopf in den Nacken legen lässt. „Ich muss los, Rylan." Gebe ich grübeln von mir, als ich mich an ihm vorbei schiebe und die Tür hinter mir schließe.
„Ein Date?" Anzüglich wackelt er mit seinen Augenbrauen, was mich auflachen lässt. „Ich habe zugesagt. Wir sehen uns also erst Morgen wieder, dann erzähle ich dir alles." Entschuldigend lächle ich ihn an, als er neben mir her läuft. „Ernsthaft?" Ich nicke zustimmend und zusammen laufen wir die Treppen hinunter und aus dem Gebäude raus. „Du kommst ohne mich auch gut zurecht." Zwinkernd hauche ich einen Kuss auf seine Wange, bevor ich meine Schritte beschleunige und zu meinem Ford hetzte. Ich bin schon viel zu spät dran, um pünktlich zu erscheinen.
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Make Me Yours - Keep breathing
ChickLit•Abgeschlossen• Spin-off von He owns my World ❀ The beauty and the criminal ❀ Illusion ❀ Shattered Hearts "Atme Nevada." "Atme." • Das Buch handelt von und über Drogen und Alkoholkonsum, Gangs und Mafias, Manipulation, Intrigen innerhalb der Famili...