Nevada
„Nevada, was hast du bloß getan?" Ihre Augen sind vor Schock weit aufgerissen, ihre zitternden Hände vor ihren Mund geschlagen. Das Blut trieft ihr über ihre linke Gesichtshälfte. Sie wird sich wohl aus den Händen von Timothys Männern gerissen haben, sonst hätte ich keine Erklärung für ihr Aussehen. „Henry meinte ich soll es tun. Es ist Zeit für Rache." Murmle ich leise, während ich weiter an dem Bein des Mannes ziehe und ihn versuche hinter die Ecke zu bringen. Mein Blick streift Gwens. Sie schafft es nicht ihre Augen von der Spur des Blutes zu lösen, was meine Versteckungs-Aktion eigentlich vollkommen überflüssig macht. Aber es tut menem Gewissen gut.
„Du bist übergeschnappt, Henry wird doch kommen, du Störrisches Weib! Wenn sie dich finden, bringen sie dich um, verdammt!"
Meine Position verhärtet sich bei ihren Worten. Die Tränen brennen sich in meine Augen, während meine Brust mit einem Seil aus einer ätzenden Flüssigkeit zusammengezogen wird. „Verstehst du es nicht? Du sagst mir das, Tag für Tag, seit dem du da bist. Ich habe Hoffnung, Gwen! Ich habe Hoffnung auf ein Normales Leben, verdammte Scheiße! Aber er kommt nicht. Ich komme hier nicht raus und du auch nicht."
Das Bein fällt stumpf auf dem Boden, als ich mich aufrichte und meine Blutfinger an dem Spitzen Cardigan abschmiere. Die unschuldigen weißen Blüten, verfärben sich in den dunklen und einsamen Tod. Es ist beinahe ein Dilemma.
Zögerlich beginne ich meinen Blick wieder zu heben, um ihren zu begegnen. Die Wut und der Zorn scheint für einen Moment wie vergessen. Sie hat Mitleid. So großes, dass sie selbst die vergangenge halbe Stunde vergisst. „Ich bringe dich hier irgendwie raus." Ihre Hand ergreift meinen Arm, an welchem sie mich aus dem Raum zerrt. Laute Stimmen und eine stetische Unruhe breitet sich in dem Gebäude aus. Dann ein Schuss.
„Die Männer treiben die Frauen zusammen. Wir sollten darunter auch sein." Flüstert sie angestrengt. „Er wird nach mir als erster suchen." Irgendwie muss es hier raus führen. Irgendwie muss ich sie hier als erstes raus bekommen. Egal was seine Absichten mit mir sind, er wird sie dafür bestrafen lassen. Doch bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann, ertönt der nächste Schuss in meinen Ohren. Meine Lider reißen sich auf, hinterlassen eine Gänsehaut die mich bis in meine Knochen erreicht, als ich dabei zusehe, wie Gwens Fleisch durchbohrt wird.
Und sie fällt. Sie fällt vor meinen Augen, als würde sich ein Loch unter ihr auftun, das sie tiefer zieht. Immer weiter und immer rasanter, lässt es sie stürzen. In tiefe Qualen der Einsamkeit. Meine Kehle löst einen entsetzten Schrei aus, bevor ich auf die Knie sinke und versuche zu Atmen. Es ist als würde man mir jede Luft abschnüren, als würde ich die Atmosphäre des Hasses, des Zornes und der lebendigen Trauer an mich pressen lassen, um keinen anderen Moment an mich zu lassen. Meine Finger pressen sich auf ihre triefende Wunde. Das dunkle Blut überdeckt meine Finger, welche genug vom Tod gezeichnet sind. Doch das wollte ich nicht. Ihr Leben war es wert. Es ist Wert! Die Welt um mich herum verschwimmt immer mehr, in Schreien, die ich ausschütte, um den Balast von mir zu nehmen. Um die Wut in mir zu verdrängen, um einfach die tiefe Betroffenheit zu spüren. Den Herzschlag zu spüren, der sich ihren anzupassen versucht. Alleine weil sie es verdienen würde.
„Ich wollte das nicht. Gott, Gwen, vergib mir. Bitte, vergib mir!" Meine Worte werden weder ihren Körper, noch ihren Geist erreichen. Sie werden bloß mein Gewissen kratzen und selbst das, wird den elendigen Schmerz in meiner kratzenden Brust nicht lindern.
Hände schmiegen sich um meinen tauben Körper. Die Unruhe scheint an mir vorbei zu gehen, als ich mich gegen den Körper zu wehren versuche. Als ich schreie, trete, um mich winde, nur um bei ihr zu sein. Nur um das letzte Mal, in ihre so faszinierenden Augen zu blicken. Um den Geist zu sehen, den ich so sehr in mein Herz geschlossen habe. Um zu sehen, wie schwer diese Bindung wirklich war. Ich kann sie nicht alleine lassen. Nicht in dem Wissen, sie auf Ewig zu verlieren. Sie auf Ewig in der Dunkelheit zu wissen. In einem Fluss. Verstückelt unter der Erde. Sie verdient besseres. Für alles was sie mir schenkte. Für jede Hoffnung. Für jedes Gesrpäch. Für jede Minute, die sie mir widmete.
„Gwen." Es ist bloß ein Hauch, der mich dazu bringt meine Augen weiter zu öffnen, den Schleier zu ignorieren und dem Mann in den Magen zu treten. Es reicht aus, um seinen Griff zu lockern. Um die Meter zu überbrücken, die ich zu ihr brauche.
Meine Blutverschmierten Finger fahren zitternd über ihre blasse Haut. Ihre Augen suchen das Licht. Sie sucht den Frieden, den sie endlich verdient hat und ich verdränge den Gedanken an ihren Eingeweiden auf einem Markt, in einer dunklen und stinkenden Halle. Tränen tropfen auf ihren verstummenden Körper. „Ich danke dir, Gwen. Ich danke dir für so vieles."
Und es sollen die letzten Worte sein, die ich an sie jemals richten werde. Meine Arme werden auf meinen Rücken gezerrt, meine Schulter kugelt sich bei dem tauben Schmerz aus. Doch es ist kein Vergleich zu dem Verlust, der Schlange, der Besten Freundin.
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Make Me Yours - Keep breathing
ChickLit•Abgeschlossen• Spin-off von He owns my World ❀ The beauty and the criminal ❀ Illusion ❀ Shattered Hearts "Atme Nevada." "Atme." • Das Buch handelt von und über Drogen und Alkoholkonsum, Gangs und Mafias, Manipulation, Intrigen innerhalb der Famili...