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Nevada

Perior, 28.10.2014

Mein Blickt haftet sich auf das einst so saftig grüne Gras, welches mit einer Schicht aus Watte bedeckt ist. Vereinzelt fallen Schneeflocken auf das kleine Fensterbrett, während das Glas von einer dünnen Schicht Eis besetzt ist. Die Bäume schütteln ihre letzten Blätter von sich ab. Es ist mittlerweile Ende Oktober, somit sind fast drei Wochen vergangen, seit dem ich in Chicago war- seit dem Vorfall mit Michael, Liam und zuletzt Mike war. Ein Schauder überkommt mich, als ich wieder daran denke, welche Dreistigkeit er sich genommen hatte. Welche Angst er mir gemacht hatte. In welcher Lage ich mich überhaupt befand. Er hätte sonst was machen können, er hätte Gewalt anwenden können und mich zu seinem Gebrauchsgegenstand machen können. Doch er tat es nicht und dennoch glaube ich daran, dass er es getan hätte. Er hätte es getan, wenn er nicht seinen Drogen erlegen war.

„Hatte Mike dich noch einmal angesprochen?" Überrascht blicke ich von der Schaumigen Creme auf. Amber blickt mich mit großen Augen an, wodurch ich ihre brennende Neugierde spüre, aber auch den verwirrten Blick von Rylan. ,,Nein, ich habe ihn nicht einmal gesehen, wahrscheinlich auch besser so." grübelnd lege ich den Löffel neben die Tasse, um meine Finger darum zu wickeln und mir ein wenig wärme zu spenden.

„Ich finde es ziemlich Absurd von ihm." gibt Amber zu, doch ich zucke mit meinen Schultern. Bisher habe ich mir einfach noch keinen Kopf darum gemacht, weil ich es nicht wollte. ,,Vielleicht liegt es an Oliver?" Fragend hebt sie ihre Brauen hoch, als wolle sie meine Meinung zu ihrer Theorie hören, doch ich zucke wieder nur meine Schultern. Es kann sein, dass er bemerkt hat, dass alles irdische ein Ende hat und es dann doch für Richtig hält, eine Freundin zu haben, aber auch hier bei kann man sich nicht Sicher sein. Mike war schon immer eine Person, die sich selten Bindet und auch selten die Regeln befolgt. Und wenn er was haben möchte, dann nimmt er das ungefragt. In diesem Fall war ich es wohl. Was ich damals ziemlich anziehend fand, finde ich nun umso lächerlicher. Sein Macho gehabe kann er bei jemand anderem abziehen, ich werde jedenfalls nicht noch mal durch die Scheiße gehen, die er mir angetan hat und die er nun erneut zu versuchen scheint.

„Was weiß ich." Murmle ich gleichgültig. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, doch seit Olivers Tod, hat sich sein Drogenkonsum verdreifacht. Er nimmt alles zu sich, was er bekommt, er nimmt keine Rücksicht auf sich oder seine Zukunft und diese Tatsache lässt mich immer wehmütiger werden. Ich weiß wer der Mörder von Oliver ist und ich habe ihn wie einen normalen Menschen behandelt. Doch für Henry ist gerade dieses Verhalten Normal. Sein Verhalten. Er Flüchtet vor der Wahrheit und das nur weil wir Menschen dies können, ist es Normal. Es klingt absurd und unglaublich Einfach. Er macht sich keine Mühe über diese Menschen nachzudenken. Er macht sich nicht einmal Gedanken über seine Folgen und das schlimmste daran ist, ich habe es auch nicht getan.

Matthew hätte auch ohne meine Hilfe Michael umgebracht. Doch er wollte es, damit ich mich immer weiter in diese Welt verstricke. Er macht mich Hilflos, bis ich letztendlich nichts mehr habe. Ich sehe es doch bei allen anderen der Anhänger. Ob es nun Edward oder Rodery ist. Sie haben nichts anderes, als dieses Leben. Und würden sie dagegen ankämpfen, dann würden sie genauso wie Xavier verfolgt werden. Sie würden ihre Familien verlieren- wenn sie es nicht schon haben.

Würde ich dagegen ankämpfen, würde ich verfolgt werden. In meinem Kopf hämmert es, während meine Gedanken ins unerkenntliche steigen. ,,Ade." überrascht blinzle ich gegen den Schleier an, sodass ich zu Rylan schaue, welcher seine Augenbrauen zusammen gezogen hat. ,,Tut mir leid, was hast du gesagt?" Fragend hebe ich mein Kinn und mustere ihn kurz, bevor ich meinen Blick auf die Tasse in meinen Fingern richte. ,,Du siehst müde aus." Stellt er kritisch fest, was mich aufseufzen lässt. Mein Blick gleitet unruhig durch das Café. ,,Habe nur nicht so gut geschlafen." ratlos zucke ich mit meinen Schultern, bis meine Augen bei dem Tisch hängen bleiben, wo Liam und ich saßen. ,,Du erzählst uns nicht, was momentan bei dir vorgeht, richtig?" Dieses mal blicke ich zu Amber, die ihre Lippen aufeinander presst.

Make Me Yours - Keep breathingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt