19.9

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Henry

Unruhig reibe ich meine Finger aneinander, um die Kälte von mir zu bringen. Xavier blickt mich mit einer amüsierten Geste an und zieht eine Braue nach oben. „Wird es bald gehen, Prinzessin?"

„Halts Maul. Es ist das erste Mal, dass ich das Versteck verlasse und dort waren meist ein paar Gerade mehr." Meine Laune ist am Boden angekommen. Zwar hält sich meine Paranoide Seite in Grenzen, jedoch werde ich bald noch verrückt. Gwendolyn hat sich nicht mehr bei uns gemeldet. Das ist nun einige Monate her. Sie hat zwar betont, dass es dort keinen Weg zur Außenwelt gibt, jedoch muss ich einfach wissen, ob Nevada bei Timothy ist, wie es Kayla gesagt hatte.

Hätte sie sich nicht umgebracht, hätte ich es getan. Langsam und Schmerzhaft.

„Komm trotzdem runter, das wird alles nach Plan laufen." Der Latino war der erste, der was gegen meinen Plan hatte. Er selbst hatte uns angeboten jedem gleich eine Kugel in den Kopf zu schießen, damit wir nicht erst bei Charles an kriechen müssen, um uns diese einzufangen. Ich schüttle noch immer den Kopf über seinen Ausbruch. Es war vollkommen Übertrieben und kindisch.

„Und wenn nicht, verliere ich jeden." Sein Blick brennt sich brennend bei mir ein. „Habe ich auch und trotzdem lebe ich noch." Sein Mundwinkel zuckt nach oben, doch ich erkenne die Trauer in seinen Augen. Dennoch überlasse ich ihm den Triumph des traurigsten Ereignisses unter uns. „Er geht auf die Bühne und wir haben das Lichthaus für uns. Dann schießen wir auf ihn, schwingen uns aus dem Fenster, in das gegenüberliegende Hochhaus und schwupp die Wupp, stehen uns alle Türen offen!" Zufrieden über die Erklärung klatscht er in die Hände und grinst wie ein kleines Kind. Und doch schüttle ich einfach nur den Kopf. „Ich würde es anders machen, nicht wenn er auf der Bühne steht. Wenn er im Publikum sitzt oder an der Seite steht. Bei den letzten Events, hatte er immer abseits der Bühne gestanden, dann ist der beste Moment."

Ich ziehe das Seil noch ein Stück fester. Es ist eine besondere Schnur, die wir selber Konstruiert hatten. Sie ist dünn genug, um sie mit dem Auge zu übersehen. Aber sie sollte unser Gewicht halten. Hoffen wir zumindest, immerhin haben wir es nicht ausprobiert.

„Und wie kommen die zwei gehassten Menschen auf Charles Liste bitte dort rein?" Überrascht schauen wir über unsere Schulter und blicken zu Edward. Er hat sich seit Kaylas Tod eigentlich kaum aus dem Versteck getraut. Umso überraschter bin ich nun.

„Das Gebäude neben seinem ist höher. Von oben wird es nur von einem Mann bewacht. Er wird bewusstlos geschossen." Seine Augen ziehen sich zu schlitzen. Ihm ist bewusst, dass einige Männer eine Pulsuhr tragen. Wenn sein Herz aufhört zu schlagen, dann weiß jeder das etwas nicht stimmt. Aber er weiß auch, dass dies keine sichere Lösung ist. „Der Typ der das Licht und den Ton steuert, ist auf unserer Seite. Ich habe ihn vor einigen Jahren kennen gelernt und da hat er sich voll betrunken verredet. Seit dem sind wir recht gut befreundet. Xavier kümmert sich um meine Schwester, ich mich um den Schuss und er um die Technik, sodass alles versagt. Das wird ein Kinderspiel."

„Ich glaube eher du verlierst deinen Verstand." Kopfschüttelnd puste ich meine Wangen auf und betrachte ihn weiter mit einem skeptischen Blick.

„Dann hilf uns lieber einen Plan zu schmieden, statt hier rum zu stehen."

Sein Lächeln wird breiter, während sich sein Kopf schelmisch schräg legt. „Xavier sollte deine Schwester nicht mehr aus den Augen lassen. Sowohl auf der Gala, als auch die Zeit davor. Es sind immerhin nur noch wenige Tage." Schmunzelnd schüttle ich meinen Kopf, doch Edward drängt den Latino mit einem Blick zum gehen, wodurch dieser sich wieder an Emma hängt. Von mir aus, dann muss ich mir darum keine Sorgen machen.

„Und nun zu dir. Hast du eine Ahnung wie bescheuert dieser Plan ist? Als ich gehört habe, dass ihr alle anderen von uns verteilt habt, damit Nevada gefunden wird, hätte ich dir am liebsten den Kopf abgerissen!" Er ist sauer. Natürlich.

„Wenn du noch immer wegen deiner verräterischen Schwester trauerst, dann tut es mir leid, aber uns läuft die Zeit davon und das einzige was ich will ist Nevadas Leben! Doch es wird nicht funktionieren, wenn sie mir von Charles immer wieder aus den Fingern gerissen wird!"

„Du willst den Mächtigsten Kopf aller Zeiten umbringen, Henry! Das ist unnatürlich, dabei wirst du als erstes drauf gehen! Und Nevada darf dabei zuschauen, um nur weiter gereicht und verkauft zu werden!" Ich kann nur über sein Verhalten lachen. Meine Gründe sind für ihn vollkommen außer frage. „Wenn du Kayla zurück holen könntest, würdest du es tun? Wenn du nur Charles dafür umbringen müsstest?" Er hält inne. Die Trauer erfasst ihn nun schärfer und doller. „Es ist Irrsinn." Murmelt er noch kopfschüttelnd. „Dein Plan scheitert. Sobald Charles vor allen erschossen wird, wird jeder Notfallplan herausgeholt. Vor zwei Jahren habe ich noch mitbekommen, wie sich das Gebäude abgeriegelt hat. Keiner konnte raus, keiner konnte rein."

Ich beiße mir nachdenklich auf meine Lippe und betrachte ihn für einen Moment. „Wenn wir Charles raus bringen, dann könnte man das Gebäude abriegeln und man hätte nur noch wenige die man zu bekämpfen hätte." Murmle ich leise, was ihn zum nicken bringt. „Ruf diesen Typen an, der für Charles arbeitet. Er muss ihn auf eine Idee bringen."

Ich drehe mich um und schneide das dünne Band wieder durch. Das wird sich wohl erledigt haben. „Ach und Henry." Fragend legt sich meine Stirn in Falten. „Meine Idee wird dir nicht gefallen."

Make Me Yours - Keep breathingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt