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Nevada

Es war bereits das zweite Mal. Das zweite Mal, wo mich Henry hat stehen lassen. Gedemütigt, gekränkt, verletzt und absolut besessen nach seinen Berührungen. Bisher hat es niemand geschafft mich mit bloßen Berührungen zum verstummen zu bringen, mich mit Adrenalin voll zu pumpen, sodass ich nicht weiß, wo oben und unten ist. Nicht weiß, was überhaupt in dem Moment passiert. Außer einer. Ein ignoranter Mistkerl, der mich noch umbringen wird, wenn er so weiter macht. Meine Glieder zittern noch immer, wenn ich an seine Blicke und an seine Berührungen auf mir spüre. Wenn ich an seine Hände denke, die sich nehmen was sie wollen, wenn ich an seinen Ausdruck denke, der sich in mich gebrannt hat, als würde ich niemals wieder was anderes sehen wollen.

„Was?" keifend lege ich meinen Kopf schief und ziehe meine Augen zu schlitzen, als ich die fixierenden Augen auf mir erwidere. Ein spitzes Lächeln ziert seine Lippen, wodurch sich Grübchen an seinen Wangen bilden, die seine blauen Augen zu entschärfen versuchen. Doch die Boshaftigkeit, die Gier und auch die Lust bleibt darin versunken und erwartet nur die nächsten Situationen, um sich vollkommen seinen Gefühlen hinzugeben. Er antwortet nicht auf meine ungeduldige Frage, viel eher beobachtet er mich weiter. Mustert mich. Prägt sich jedes Muttermal, jede Pore und jede Unreinheit ein, die sich auf meiner Haut niedergelegt hat und mich damit von dem Ideal einer Perfekten Frau entfernt.

„Du bist Feige Henry." murmle ich zischend, ehe mein Blick aus dem getönten Fenster gleitet. Die Häuser ziehen an uns vorbei, die ersten Schneeflocken kommen sanft, friedvoll und verstummt am Boden an, nur um die Lauten Geräusche der Autos und der Stimmen entgegen zu nehmen. Nur um die angespannte Atmosphäre der Menschheit entgegen zu heißen. Nur um an dem Auto abzuprallen, dass schier in Flammen aufgeht, wenn ich noch länger den Blicken des Mannes vor mir ausgesetzt bin. Ihm entkommt ein spöttisches Lachen, bevor er ebenfalls sein Blick von mir abwendet und sich über seine Nase streicht, bevor sein Arm locker auf sein Bein fällt.

,,Du spielst." Die Erkenntnis trifft mich schlagartig, wodurch sich seine Augen wieder an mich kleben. Sie bleiben hängen und verharren dort, in der Hoffnung jemals wieder los zu kommen.

„Du spielst, um dich nicht mit wahren Problemen befassen zu müssen. Du spielst, um dich dahinter zu verstecken und um immer eine Ausrede zu haben. Das ist deine Rechtfertigung für dein Verhalten, für deine Verschlossenheit, für all das was du abziehst."

Ich spüre das Unbehagen in mir ansteigen, als sich seine Brauen zusammen ziehen. Ich spüre wie ich ungeduldig auf dem Sitz zum rutschen komme, aber auch wie ich ihm kaum mehr in die Augen blicken kann. Sie erscheinen mir dunkler, kontrollloser und absolut verlorener, wie jemals zuvor. Und allein deswegen, bin ich mir bewusst, dass ich Recht habe.

All seine Worte, die er mir zu Beginn gesagt hat. All das Verstecken der Menschheit ist Möglich, weil wir es können, spiegelt sich in diesem Zug wieder. Er weiß was er tut, er weiß es ganz genau. Er legt sich eine Maske an, jedoch nicht nur für einen Auftrag, wie er es mir geraten hat, sondern für immer. Er setzt sie nicht ab. Er spielt seine Rolle perfekt. Der böse und unantastbare Junge, der sich vollkommen freiwillig für dieses Leben entschieden hat. Selbst ihn muss irgendwas dazu gebracht haben, einen Deal mit Charles zu machen, nur versucht er das mit seiner Rolle auszublenden. Für ihn gibt es keine Familie, keine Freunde, keine Gründe, wenn man es nicht anspricht.

Ich spüre wie das Auto zum stehen kommt und blicke erneut hoch, nur um festzustellen, dass wir an einer Ampel stehen, die uns zum stoppen gebracht hat. Und im selben Zug, wie die Limousine ein letztes mal wippt, ein letztes mal voran kommt, springt Henry von den Ledersitzen auf und stemmt seine Hände an den Sitz hinter mir. Sein Gesicht ist meinem so nah und so unantastbar zugleich. Ich spüre seinen unkontrollierten Atemzug, spüre wie sein heißer Atem aus seinen Lungen gepresst wird, um erhitzt gegen meine Lippen zu prallen und mich damit benommen blinzeln lässt. Die Nähe die er ausübt, lässt mich erzittern, es lässt das Blut in heißen Wallungen durch mich hindurch fließen, wodurch ich mich zu winden versuche. Doch sein Köper ist an meinem gepresst. Ich spüre sein Herz das gegen meine Brust schlägt, welches nach mehr verlangt, doch niemals mehr nehmen würde. Denn Henrys Rolle würde es niemals erlauben.

„Nevada, ich bin nicht Feige. Ich bin nicht jemand anderes und ich spiele kein Spiel." ich bin nicht sonderlich Überrascht, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Auch nicht das die bebende Gewalt seine Stimmbänder beherrscht. ,,Und warum tust du mir das dann immer an? Warum spielst du mit mir, wenn du dir doch sicher bist, dass du sowas nicht tust?" krächzend ringe ich um meine Stimme, die durch sein betörenden Duft immer weiter sinkt. Ich weiß kaum mehr was ich gesagt habe, was ich noch bis eben gedacht habe, als er seine Hand von dem Sitz löst und mit zitternden Fingern über meinen Hals gleitet. Eine Gänsehaut nimmt ihren Lauf, betäubt meinen Körper und lässt mein Herz aussetzten, sodass ich meine Augen schließe und die Intensiv kleine Berührung spüre. Ich lausche seinem Atem, welcher hörbar tief geht und mir damit aufzeigt, wie sehr er um seine Fassung ringen muss. Und allein dieser Gedanke, lässt meine Beine zusammenpressen. Genau diese Bewegung entlockt ihm ein leichtes stöhnen, da mein Knie seine ausgebeulte Hose streift.

,,Henry, ich-" ich verstumme als sich seine Augen auf mich legen und ich das tiefe blau erkenne, welches einem Sturm gleicht. Es tobt regelrecht und löst ein Verlangen in mir aus, dass kaum mehr mit Worten beschreiben zu ist. Und ich bezweifle, dass selbst Taten diesen Sturm zur Ruhe bringen können.

„Halt endlich deinen Mund." seine Hand gleitet Gewaltvoll von meinem Hals, in mein Haar woran er meinen Kopf nach oben zerrt und seine Lippen auf meine presst. Sein Körper presst mich gegen den Sitz, während ich seinem entgegen komme und versuche so viel Nähe wie nur Möglich zu zulassen. Unsere Lippen haben aufgehört zu tanzen. Dieser Kuss ist ein bloßer Kampf, der Sehnsucht, der Lust und der Gier zu einer anderen Person. Zu den Berührungen einer anderen Person.

Seine Hände krallen sich süchtig in meine Haare, sie zerren daran und lassen meinen Körper immer mehr erhitzen, während ich meine Finger in sein Hemd vergrabe und um mein Bewusstsein kämpfe. Ungebeten tritt seine Zunge in meinen Mund, nimmt ihn in seine Gewalt und lässt meine Zunge an schier unmögliche Dinge glauben. Mein Körper beginnt immer mehr zu zittern, immer mehr nach größerem schreien und immer mehr zu wollen. Ich möchte ihn, mit Leib und Seele. Wenigstens für diesen Augenblick, wenn er danach wieder in seine Rolle, einer gefassten und Kontrollierten Person fällt. Wenn er danach wieder zu einer Person wird, zu die er sich selber gemacht hat.

Doch momentan, klammert er sich wie ein ertrinkender an mich. Er sucht etwas, was wir beide verloren haben in den tiefen Fängen der Unterwelt. Er sucht etwas, woran wir beide aufgehört haben zu glauben. Sicherheit und Bestimmtheit. Wohlwollen. Und all das was er mit mir tut, auch wenn es nur Feuchte und Gierige Küsse sind, die wie teilen, lässt ein Wohlwollendes Gefühl in mir entstehen. Mehr als das.

Ich spüre das Prickeln jeder einzelner Faser in mir pochen. Spüre wie sich mein Herz bei jedem Schlag langsam und gedehnt auseinander zerrt, bevor er durch eine neue Welle an erglühtem Blut zusammenzuckt und Lustvolle Signale durch meinen Körper sendet.

Seine Hände lösen sich immer weiter von meinen Haaren, sie fahren meine nackte Haut hinunter, bis er an dem Spitzenrand des Ausschnittes angekommen ist und unzählige kleine Flüche los lässt. Seine Stimme zittert, doch sie ist rauer denn je, wodurch ich meine Finger in seine Gürtelschnallen schiebe und seinen Unterleib weiter gegen meinen presst. Seine erhitzte Mitte presst sich zwischen meine und ich spüre das nimmersatte Verlangen, wodurch ich meine Lippen von ihm nehme und zu seinen verschleierten Augen und seinen angeschwollen, rot, pochenden Lippen blicke, die sich wie angegossen auf meinen anfühlen.

Ich habe noch nie solch ein großen Sinn in mein Leben gesehen, als seine Lippen zu Küssen und zu spüren.

Und während seine Augen meine fixieren, spüre ich seine warmen Hände, an meinem Oberschenkel entlang streifen. Immer weiter lehnt er sich gegen mich, wodurch an dem Sitz entlang gleite und die Kälte des Leders unter mir spüre. ,,Henry, das kön-" ich verstumme mit einem Aufschrei, als er mit Blitzartigen Bewegungen meinen Slip zur Seite zieht und mit seinen Fingern in mich eindringt. Meine Zähne beißen sich auf meine Hand, während ich all die schwarzen Sterne vor meinem Inneren Auge weg blinzle und mich dem Knoten meines Unterleibes widme, welchen Henry schier anzuspannen versucht.

Mein Kopf klappt in meinen Nacken, ich bäume mich immer weiter auf und spüre seine hinauf gleitende Hand, während seine andere noch immer den Punkt in mir fixiert und mich damit auf eine Ebene des unmöglichen schickt. Mein Atem wird flacher und lauter, er hallt durch den Sitztraum des Autos, während unser Fahrer lediglich von einer dünnen Scheibe von uns abgeschottet ist. Doch es ist mir egal. Mir ist egal, dass ich sich mein Körper immer mehr nach den Berührungen von Henry sehnt. Mir ist egal, welche Konsequenz ich daraus ziehen muss. Mir ist egal, dass meine Welt auf dem Kopf steht. Denn alles woran ich denke, sind seine Hände, die erst der Beginn eines unvergesslichen Aktes der Lust sind.

21.30

Make Me Yours - Keep breathingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt