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Nevada

5.05.2015, Chicago

Sanft legt sich ein lächeln auf meine Lippen, als ich das Wohnhaus erreicht habe und die Dekadenz bereits von draußen erahne. Die oberen Etagen besitzen eine Fassade aus Glas, während sich die unteren hinter den samt roten Gardinen verbarrikadieren. Meine Finger gleiten an den Saum des Kleides, welches ich ein Stück richte, bevor ich an die Tür trete und die Klingel betätige, ehe ich mich umdrehe und Chicago betrachte. Ich habe nie viel mit dieser Stadt zutun gehabt und nun kenne ich jeden Winkel des Untergrundes, welches diese Stadt dominiert. Alles erscheint seit dem so viel dunkler und finsterer, als das es vorher war.

„Was willst du?" Schmunzelnd blicke ich über meine Schulter, als ich den stark russischen Akzent der Frau wahrnehme. Ihr Körper steckt in einem seidenden Mantel, welcher ihren knapp bedeckten Körper hinunter fließt. Auf ihren Lippen liegt ein hinterlistiges grinsen, welches lediglich eine Schlange besitzen kann.

,,Ich benötige einige Kontakte von Fletscher." der Funken der in ihren Augen entsteht, lässt mich erahnen das sie weiß wie man mit solchen Bedingungen umzugehen hat und doch möchte ich mein Ziel erreichen. ,,Ach ja? Wer soll das sein?" Ihre tiefe Stimme lässt mich kritisch auf ihre zierliche Erscheinung blicken. ,,Jemandes mit dem Namen Remington. Ich brauche ihn für einen Deal, welcher für beide Parteien nur gut ausgehen kann." lächelnd stütze ich meine Arme in meine Brust, während ich mich gegen den Rahmen der Tür lehne. ,,Conny." Die benannte dreht sich herum, als sich eine weitere Frau in die Tür stellt und mich betrachtet.

„Nevada."

Überrascht zucken ihre Brauen nach oben, als sie mich zu erkennen scheint. ,,Gut das meine Persönlichkeit bekannt ist. Ich muss zu Fletscher." Auffordernd richte ich mich wieder auf und trete über die Türschwelle, nur um die kalte Hand der Russin auf meinem Dekolleté zu spüren. ,,Lass sie durch, Liebes." säuselnd dreht sich mein Schlüssel um, wodurch ich die Hand fort schlage und ihr folge. Meine Absätze hallen in der dunklen Halle, welche nichts außer einige gepolsterten Sitzecken besitzen. ,,Erkläre mir das System dieses Hauses." Bittend blicke ich ihr entgegen, als wir den Fahrstuhl erreichen. ,,Es gibt kein System. Wir sind die privaten Damen von Fletscher. Unsere Kunden werden besonders behandelt, sie kommen auf uns zu und nicht wir auf sie. Das anschaffen als Nutte auf der Straße hat keine Würde, doch dieses Leben besitzt alles, was man braucht und noch viel mehr." Galant kreuzt sie ihre Beine, welche in dem Schein der dunklen Lichter brauner erscheinen. ,,Nevada, dir ist bewusst, dass es was kosten wird ihn um einen Namen oder ähnliches zu fragen." Mir wird bewusst das die Namenlose Frau das spielen bevorzugt. Eine schlichte Taktik die ich mir angewöhnt habe. Eine Taktik die wahrscheinlich schon immer in mir schlummerte, dank meines Vaters.

"Ich habe darauf gehofft, dass es mich was kosten wird." Lächelnd wende ich ihr meinen Rücken zu und lasse die Fahrstuhltüren aufspringen, wodurch ich einen Einblick auf das ganz eigene Reich von Fletscher bekomme. Die Goldenen Säulen, passen sich den schwarzen Fliesen an. Die roten Ornamente an den Wänden spiegeln die Sofas wieder, welche in dem Raum stehen. Es ist angepasst, gar perfektioniert und damit hat es jeglichen Charm der Prostitution verloren. Es ist eine ganz eigene Welt, die er erschaffen hat.

"Hier entlang." Pfeifend zeigt sie auf den Weg vor uns, welcher mir aufweist, dass die Stimmen um die Ecke ihren Ursprung haben. Kritisch blicke ich über meine Schulter, als sich zwei Hände an den Kragen meiner Jacke legen und diese von meinem Körper ziehen, bevor ich weiter um die Ecke trete und Fletscher persönlich erkenne.

"Ich finde es ein wenig zu Klischeehaft, Sie umgeben von all den Mädchen zu sehen." Mein Mundwinkel zuckt nach oben, während ich meine Arme vor meiner Brust verschränke und seinen deutlichen Blick auf mir spüre. Ebenso beginnt er zu schmunzeln und scheint sich seine Überlegungen zurecht zu legen. ,,Ich finde es ein wenig Klischeehaft, Sie hier bei mir anzutreffen. Nevada Davis." Lächelnd beginne ich mich aus meiner Starre zu lösen und auf den Schreibtisch zuzugehen, welcher aus massivem Holz bestehen muss. Dicht an den Seiten der Wände, erneut zwei Couches auf denen sich die Frauen räkeln und darauf warte in Aktion zu treten. ,,Dann scheinen wir uns beide nicht zu überraschen." Schnaubend legt er seinen Kugelschreiber beiseite. ,

,Du hast fünf Minuten um mir zu verraten was du möchtest." Alle Höflichkeit ist aus seiner Stimme gewichen. Es scheint nur noch die pure Verständnislosigkeit und Wut zu triumphieren. ,,Das wird länger als fünf Minuten dauern." Stelle ich skeptisch fest, ehe ich mich auf den Sessel vor ihm niederlasse und das kalte Leder um mich spüre, dass meinen Herzschlag abfedert. ,,Sie möchte Remingtons Kontakt haben."

Spöttisch lachend lässt die unbenannte Dame ihre Finger über meine Schulter gleiten, ehe sie sich gegen den Schreibtisch lehnt und mich mit Gift grünen Augen betrachtet. Ihr Spiel scheint begonnen zu haben. ,,Remington? Nevada dir dürfte bewusst sein, dass ich nicht mit dir verhandel." Sein Blick bohrt sich zynisch in mich. ,,Fletscher darf ich sie an eine Sache erinnern? Sie haben einen Schutzvertrag gegenüber ihren Aktivitäten ihres Geschäftes. Zumindest hatten sie einen. Soweit ich mich erinnere kuriert das Gerücht, dass Wilhelm Tod ist und dass sie unter seinem und somit Charles Schutz standen. Doch nun, wo dies nicht mehr der Fall ist, sind sie auf sich selber angewiesen und das ist in dieser Welt nun mal unwahrscheinlich gefährlich." Ich bemerke wie seine Züge weicher werden und wie ihm langsam das Ausmaß meines Deals bewusst wird. ,,Miss Davis, wieso sollte Charles Black sie in diesen Dingen unterstützen?" Mein Lächeln wird breiter, als ich mich aufrichte und der grün-äugigen Hexe entgegen blicke. ,,Weil er mir den Auftrag gab."

Ihre Gesichtszüge entgleiten ihr, als ich meine Worte über meine Lippen brachte. ,,Also nun Nevada. Zusammenfassend benötigen sie Ramingtons Kontakt, wofür ich unter Charles Schutz stehe." Nickend richte ich meine Aufmerksamkeit an Fletscher Brown, welcher gepresst aufsteht und sich sein Jackett öffnet, ehe er seine Hand um das Glas schlingt. ,,Gwen bringe sie zu Remington und vergewissere dich dabei, dass wir den Zuspruch von Charles erhalten."

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