Ekelalarm auf dem Spielplatz

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„MIMI, AUFSTEHEN!!!"

Neeeeein, ich mag noch nicht. Das Bett ist doch so schön kuschelig und Filou ist so herrlich warm. Wieso muss ich denn jetzt schon wach werden? Ist doch erst... okay, es ist schon 10 Uhr. Aber ich hatte einen schrecklichen Traum. Ich hatte geträumt, wir wären gestern schon nach England umgezogen.
Ich setzte mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen, um mich dann dem Fenster zuzuwenden und einen Blick aufs Meer zu werfen.
OH FUCK! Das war ja gar kein Traum. Wir sind ja gestern wirklich nach England umgezogen. Nein, das darf nicht wahr sein. Hätte ich gewusst, dass dem wirklich so ist, dann wäre ich gar nicht erst aufgewacht.
„MIMI!!!"
„Ja, Mum, ich bin wach", antwortete ich ihr, obwohl ich am liebsten noch im Reich der Träume gewesen wäre.
„Geh ins Bad, zieh Dich an und komm nach unten", rief sie. „Wir wollen bald los, Deine Sachen besorgen."
„Jaah!"
Oi, so einen Stress schon am frühen Morgen. Wir haben doch noch den ganzen Tag Zeit. Läuft uns denn irgendetwas davon? Äh, Moment, lasst mich mal kurz überlegen... NEIN! Was hätten wir denn hier schon großartig zu tun gehabt? Das Haus ist bereits eingerichtet und alles ist an seinem Platz, also blieb nur eines zu tun... LAAAAANGWEILEN!
Ich schwang meine Beine vom Bett, blieb aber erst einmal sitzen, um mich in meinem neuen Zimmer umzuschauen. Es war um einiges kleiner wie mein Zimmer in Frankreich, aber doch gemütlich. Meinem Bett gegenüber waren die Türen eines Wandschranks zu sehen. Wenigstens diesen „Luxus" hatte ich noch. Das Bett war 1,60 Meter breit und hatte eine hohe weiße Rückenlehne, die perfekt zum Lesen geeignet war. Die Farben waren die selben wie zuhause, weiß und aquamarin. Alles in allem gefiel es mir sehr gut, nur der Balkon fehlte. Aber wozu hätte ich auch für neun, halt, acht Tage einen gebraucht?
Ich bekam endlich meinen Hintern hoch und wackelte ins angrenzende Bad hinüber. Ich öffnete die Tür und... wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Das sollte wohl ein Witz sein? Das konnten meinen Eltern nicht ernst meinen! Das war ein schlechter Scherz. Nur ruhig Blut, Mimi, es ist alles cool und Du hast alles im Griff. Ihr fragt euch jetzt sicher, was mich so schockierte. Es war die Größe des Bads. Zuhause in Frankreich hatte ich etwa 20 Quadratmeter für mich alleine gehabt, mit Badewanne UND Dusche. Dieser Raum hier war vielleicht drei Quadratmeter groß. Es gab nur eine Toilette, ein Waschbecken und eine kleine Duschkabine. Und alles war so winzig und eng. Da waren blaue Flecken in der Nacht vorprogrammiert, wenn ich im Halbschlaf hier rein torkeln würde. Ich war eh schon tollpatschig ohne Ende. Na super, ganz toll.
Wieder einmal seufzte ich, zog mich aus und stieg in die Mini-Dusche. Wenigstens gab es heißes Wasser. Immerhin etwas. Siehst Du, Mimi, es gibt auch etwas Positives. Warmes Wasser, WOW! Hätte mich auch sehr verwundert wenn nicht, denn wir lebten ja nicht mehr in der Steinzeit.
Nach dem Abtrocknen und Eincremen ging ich, in ein Handtuch gewickelt, zurück in mein Schlafzimmer und schaute erstmal aus meinem Zimmerfenster, bevor ich mich entschied, was ich anziehen sollte. Regen, was denn auch sonst??? Also hieß das lange Hose, Pulli und wahrscheinlich noch eine Jacke darüber. Ich sehnte mich jetzt schon verzweifelt nach meinen luftigen Sommerkleidern.
In meinem Kleiderschrank stand ich dann vor meinem nächsten Problem. Ich hatte fast keine langen Hosen. In Frankreich hatte ich die fast nie gebraucht. Höchstens mal im Winter. Und mit Pullovern sah es genauso schlecht aus. Hmmm, ich würde dringend mit Mum shoppen gehen müssen, so viel stand fest. Soweit ich wusste, lag Hogwarts nämlich irgendwo im Norden von England und da wird es mit Sicherheit nicht wärmer sein. Hmmm, vielleicht konnte ich meine Mutter ja überzeugen, das heute noch mit mir zu machen. Dann hätte ich schon einen Tag hinter mich gebracht.
Okay, also weiter in Sachen Klamotten suchen. Am Ende entschied ich mich für eine hellblaue Jeans, einen cremefarbenen Long-Sleeve, Lederjacke und meine braunen Stiefel. Dann noch kurz schminken, Haare kämmen und zu einem Pferdeschwanz binden et voilá. Fertig!
„Na komm schon, Junge", meinte ich zu Filou, der immer noch auf dem Bett lag und mich verwundert anschaute. Klar, er kannte mich in so einem Outfit auch nicht. Das war ein Anblick, den man nur sehr selten bekam. „Wenn ich schon aufstehen muss, dann Du auch. Also raus aus den Federn! Oder willst Du etwa nichts zu fressen?"
Da wedelte er mit dem Schwanz (Ach, wenn das doch nur einmal ein Mann für mich machen würde) und kam zu mir. Dann gingen wir gemeinsam nach unten ins Esszimmer, wo schon der große Tisch mit Frühstück gedeckt war. Iiiih, Essen und das schon am frühen Morgen. Mir reichte eine Tasse Kaffee völlig. Ich öffnete die Terrassentür für meinen Hund, damit er ein bisschen im Garten spielen und seine Notdurft verrichten konnte und setzte mich dann hin. Ich angelte mir die Kaffeekanne und schenkte mir ein. Zwei Löffel Zucker und einen Schuss Milch dazu und genießen. AAAH, herrlich.
Da kam meine Mutter aus der Küche ins Esszimmer und stellte einen Korb mit Brötchen auf den Tisch. Dann kam sie zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, Moonpie", sagte sie und setzte sich mir gegenüber hin. „Gut geschlafen?"
„Ja, passt schon", gab ich zurück. „Aber sag mal, Mum, was ist denn mit meinem Badezimmer passiert? Geschrumpft oder wie?"
Es ließ mich einfach nicht los. Der Schock saß noch zu tief.
„Ach, Mimi, das tut mir so leid", gab sie zurück und strich sich etwas Frischkäse auf ihr Brötchen. „ Wir sind einfach noch nicht dazu gekommen, es zu vergrößern. Aber das werden wir tun, sobald Du in der Schule bist versprochen."
„Ich nehm euch beim Wort. Wo ist eigentlich Dad?"
„Der bringt gerade den Leihwagen zurück, müsste aber jeden Augenblick wieder da sein."
Sprach's und schon öffnete sich die Haustür. Vielleicht hatte meine Mum ja hellseherische Fähigkeiten. Wer wusste das schon so genau?
„Bonjour, meine Lieben", rief Dad und betrat nun auch das Esszimmer. „Ach, ist das eine herrliche Luft da draußen, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Es duftet herrlich nach Regen (welch ein Wunder, es schüttete ja auch wie aus Eimern) und es ist so angenehm frisch. Nicht so schwül wie an der Cote d'Azur (Da wäre ich aber jetzt viel lieber). Und wie geht es euch so? Hast Du gut geschlafen, Marie?"
Grrr, musste der mich denn immer so nennen? Wieso sagte er nicht einfach Mimi zu mir, wie alle anderen auch? Ich mochte meinen Namen zwar, aber mein Spitzname war mir einfach lieber. Denn ich bekam dann immer so ein Gefühl, als wäre ich ein böses kleines Mädchen, das irgendetwas angestellt hatte... Aber ich hatte ja noch ein riesiges Schwein gehabt, dass sich Mum bei der Namensfindung durchgesetzt hatte, denn wenn es nach Dad gegangen wäre, würde ich heute Michelle heißen. Ich meine, halloooo? Ging es denn noch bescheuerter und arroganter? Dieser Name ist einfach zu... französisch. Außerdem wurde er immer ausgesprochen, als wie wenn man einen fetten Schnupfen hatte. Hallo, mein Name ist Mischschscheeeelle! Winke, winke!!! Schwul einfach. Nein, danke, da war mir Marie um einiges lieber.
„Passt schon, Papa", gab ich auch ihm zur Antwort.
„Willst Du denn nichts essen", fragte er daraufhin.
„Papa, ich frühstücke seit circa 14 Jahren nicht mehr. Das möchte ich auch jetzt nicht mehr anfangen."
„Aber Du hast heute einen anstrengenden Tag mit Deiner Mutter vor Dir."
„Ich weiß, aber das halte ich schon aus. Wo wir gerade dabei sind. (Sprache wechseln). Mum, können wir heute noch Klamotten shoppen gehen? Ich habe gerade mal drei lange Hosen und vielleicht vier Pullover im Schrank. Von Strickjacken, Cardigans oder ähnlichem brauchen wir gar nicht erst reden."
„Na klar, meinetwegen", war Mums Antwort.
„Ist das denn wirklich notwendig", mischte sich Dad ein. Oje, Männer und Klamotten, keine gute Kombination. „Du hast da oben immerhin einen ganzen Schrank voll mit so Zeug."
ZEUG??? Da haben wir es mal wieder. Männer haben einfach keine Ahnung von Stil und schon gar nicht davon, warum und wie viel wir Frauen brauchen. Für uns ist das ÜBERLEBENSNOTWENDIG!!!
„Das da oben sind Sachen, die ich in Südfrankreich tragen konnte, aber nicht hier. Also, wenn Du nicht möchtest, dass ich mir da oben in der neuen Schule den Arsch abfriere, dann JA, ist es mehr als nur nötig."
„Ist ja schon gut, Marie. Aber bitte gewöhne Dir endlich einen anderen Ton an. Wie oft soll ich Dir das denn noch sagen?"
Oh nein, nicht schon wieder. Wann würde er endlich lernen, dass ich 16 war, meinen eigenen Kopf hatte und nicht mehr sein kleines Butzibaby war? Er trieb mich echt noch in den Wahnsinn.
„Entschuldige, Papa! (Sprache wechseln). Mum, können wir langsam los? Wie kommen wir eigentlich nach London?"
„Ja, ich bin fertig", erwiderte sie. „Wir werden mit Flohpulver reißen."
Halleluja, keine ewig lange Autofahrt.
„Kann Filou auch mit?"
„Ich glaube, das wäre nicht so gut. Lass ihn hier bei Deinem Vater. Er soll ein bisschen die Gegend erkunden, damit er sich auch hier einleben kann. Außerdem würde er sich in den Geschäften doch nur unwohl fühlen."
„Ja, da hast Du recht. Wollen wir dann los?"
„Auf geht's, Moonpie."

Come fly with me loving batWo Geschichten leben. Entdecke jetzt