Kapitel 28

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„Was war das gerade?", erkundigte sich Max, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Ich- ich weiß es nicht", sagte ich ehrlich. Elizabeth hatte sich gerade extrem verdächtig gemacht. Sie wusste von der Person. Das war die einzige, sinnvolle Erklärung. Und irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. Ich würde es herausfinden, dessen war ich mir sicher. Ich musste einfach wissen, was Elizabeth mit diesem ganzen Rätsel und den Zeitreisen zu tun hatte.

„Okay..." Max wirkte verwirrt. Dann fing er jedoch an, zu grinsen.

„Wollen wir dann, mah-Lady?" Es klang einfach lächerlich, aus seinem Mund, als er mir seinen Arm anbot, doch das Déjà-Vu, das ich gerade erlebte, machte es deutlich witziger.

Ein Grinsen legte sich auch auf meine Lippen, als ich Max Arm ergriff und mich nach draußen geleiten ließ. Vielleicht hatte ich ja doch halbwegs einen Verbündeten, in diesem Schloss, das nur so vor Mysterien wimmelte. Egal, wie schräg Max manchmal drauf war, er war mir irgendwie ans Herz gewachsen und kein allzu schlechter Ersatz für meine Freunde aus dem Schwimmteam, mit denen ich den Sommer hätte verbringen sollen.

Die Ländereien erstrahlten vor uns in einem stürmischen Glanz. Der Wind pustete über uns bauschige Wattewolken über den azurblauen Himmel und die Sonne wärmte meine Glieder. Meine schwarzen Locken wirbelten unkontrolliert um mich herum und ich konnte kaum sehen.

Ich entwand mich Max' Arm und versuchte, meine Haarpracht mit dem Haargummi an meinem Handgelenk zu bändigen.

Es war ein befreiendes Gefühl, hier draußen, sodass ich fast sogar das drückende Gefühl in meinem Kopf vergaß, das sich dort gestern Nacht eingenistet hatte.

Wir stapften durch das Gras, das noch vom Raureif feucht war, und steuerten auf den Park zu, den ich schon am Tag meiner Ankunft erblickt hatte. Nun wirkte es fremd auf mich, ohne die Hecke, die ich gestern dort noch gesehen hatte, so nackt und ungeschützt.

Als wir näher kamen, sah ich, dass der Garten an Pracht verloren hatte.

Während die Obstbäume, gestern noch so jung und zart, knorrig und riesig geworden waren, befand sich links und rechts des Kiesweges eine bunte Wiese, verwildert, das Gras kniehoch.

Ich war enttäuscht. Mir fehlten die ordentlichen Zeichnungen, der saftige Rasen, das Plätschern der Gießkanne und das geschäftige Murmeln, das weit her vom Haus kam.

„Diesen Teil des Gartens habe ich Mutter Natur belassen", sagte Max. Seine Augen leuchteten, als er über die rissige Rinde eines Baumes, der mit giftgrünen Äpfeln vollgehängt war, strich.

Die wilden Blumen neigten sich im Einklang mit dem bräunlichen Gras in den kräftigen Böen.

„Hier gibt es einfach nicht genug Schutz vor dem Wind", erklärte er. „Die meisten Zierblumen hätte ich hier nicht halten können. Und die Schatten der alten Bäume sind einfach zu groß."

Ich zog ein langes Gesicht. Jetzt wäre ich viel lieber zurück bei Arthur und der kleinen Lizzie. Damals, als die Gärten und das Haus noch einen ganz anderen Charme versprüht hatten. Als noch Diebe unterwegs waren, die nur darauf warteten, geschnappt zu werden. Rätsel, die gelöst werden wollten.

„Aber es gibt auch noch einen Teil, der nur mir allein gehört." Max lächelte geheimnisvoll. Er schien mein Missfallen nicht bemerkt zu haben.

Ich folgte ihm und wir schritten durch den schattigen, dunklen Tunnel aus Baumkronen.

An ihrem Ende erblickte ich ein helles, strahlendes Licht. Was mochte wohl dort sein?

Bald kamen wir dort an und meine Frage beantwortete sich selbst.

Zeitlos - Ein Sommer auf Hawthorne ManorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt