Kapitel 64

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Alarmiert setzte ich mich auf, die weiche Decke unter mir rutschte beinahe von dem Bett.

„Dorothy hatte genau diese Schultern, die die Frau gehabt hatte. Ihre Haare – wenn ich mir ihre leuchtende Farbe in grau vorstelle – waren genauso glatt und lang. Wie die Frau gelaufen ist, ihre Proportionen passten perfekt auf Dorothy. Ich kam mir vor, als hätte ich in diesem Moment einen Geist gesehen."

„Deswegen muss deine Frau mir auch so bekannt vorgekommen sein", sagte ich und fühlte mich dabei ein wenig hohl. Ich wusste nicht, ob das wirklich des Rätsels Lösung war, aber es schien möglich.

„Ich glaube, dass wir Dorothy gesehen haben", bestätigte Arthur.

„Vermisst du sie?", fragte ich ganz unpassend.

Erstaunt musterte er mich. „Das ist vorbei", erklärte er. „Ich vermisse die Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Aber sie als Person... sie hat mich, aus welchen Gründen auch immer, sitzengelassen. Allein gelassen mit dem Schmerz und meinem zerbrochenen Leben." Seine Stimme war nun wieder ganz fest geworden.

Ich hätte ihn für diese Worte umarmen können.

„Wenn sie es allerdings wirklich war...", warf er ein.

„Dann heißt das, dass sie ebenfalls eine Zeitreisende gewesen ist", vollendete ich den Satz.

„Das ergibt keinen Sinn. Ich hätte es wissen müssen, denn ich habe alles über sie gewusst. Wir beide kennen uns gegenseitig besser als alle anderen uns kennen könnten. Und dass sie das Schicksal von Millionen Menschenleben verändert – das klingt kaum nach der Dorothy, die ich kenne." Seine Stirn war – mal wieder – tief in Falten gelegt.

„Ein Menschenleben kann viel verändern", sagte ich und dachte dabei an den tattrigen James, der am Ende seines Lebens ein niedergeschlagener alter Mann gewesen war, ohne die Energie, die den Jugendlichen in 1940 immer umgeben hatte. Oder an Arthur selbst, dessen Persönlichkeit sehr kompliziert war. Seine Paranoia, die Angst vor Verrat, kam vermutlich von seinen schrecklichen Erfahrungen.

„Wir wissen nicht, was Dorothy in der Zukunft erleben wird. Wir wissen nicht, was Charles in dem ganzen Durcheinander für eine Rolle gespielt hat", stellte ich fest.

Er sah immer noch recht niedergeschlagen aus, vielleicht war seine Verletzlichkeit auch dem Whiskey zuzuschreiben.

„Fassen wir zusammen", sagte er nach einem Hicksen. Das fing ja schon prächtig an, unsere nächste Mission zur Rettung der Welt. „Dorothy hat den Schmuck der Gräfin gestohlen, um Unruhe zu stiften."

„Und sie war beim Sommerball", ergänzte ich. Ihr musste das Paar Augen gehört haben, das sich so verdächtig verhalten hatte.

„Genau", bestätigte Arthur und zeigte auf mich. Ein wenig war ich um ihn besorgt, schließlich konnte ich nicht einschätzen, wie viel der hochprozentigen Flüssigkeit er vor meiner Ankunft schon zu sich genommen hatte. Sie schien langsam zu wirken.

„Dann war sie in der Nacht des 27. hier, um Winston Churchill umzubringen. Genau in der Nacht, in der ich ebenfalls im Haus war."

„Es scheint so, als würde sie dich für all das verantwortlich machen wollen", folgerte Arthur das Offensichtliche und trank direkt noch einen Schluck darauf.

„Das reicht jetzt", sagte ich vorsichtig und nahm ihm die halbleere Flasche aus der Hand. Wie bitteschön wollten wir irgendetwas erreichen, wenn er besoffen war?

Er lächelte verwegen. „'S bringt alles nichts. Wie willst du sie aufhalten?"

Da hatte er natürlich Recht. Bisher war ich so verbissen darauf konzentriert gewesen, die Schuldige ausfindig zu machen, dass ich gar nicht darüber nachgedacht hatte, was wir dann unternehmen sollten.

Zeitlos - Ein Sommer auf Hawthorne ManorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt