Kapitel 45

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„Belle. Ich hoffe, wir können endlich ungestört miteinander reden."

„Was geht hier vor sich, Mum?", sprudelte es plötzlich aus mir heraus. Mein innerer Drang der Neugier war zu groß geworden, um noch über irgendetwas nachzudenken, was Mum mir Tage vor meiner Ankunft gesagt hatte.

Sie machte etwas unsicher einen Schritt auf mich zu. Ihr Blick wurde ein wenig überrascht, als sie mir über die Wange strich. Ich runzelte die Augenbrauen.

„Mum..."

„Was hat diese Frau mit dir angestellt?", spuckte sie jedes einzelne Wort mit einem hasserfüllten Unterton hervor. Nun war ich diejenige, die überrascht wirkte.

„Was meinst du..."

„Schau dich doch mal an, Belle!", unterbrach sie mich schon zum zweiten Mal. „Deine Wangen sind ganz eingefallen, deine Schultern sehen knochig aus und deine Lippen sind so bleich..." Schock lag in ihren Augen.

„Hä?" Ich war nun noch verwirrter. Was meinte sie?

„Hat man dir genug zu essen gegeben? Ich schwöre dir, wenn sie dich irgendwie vernachlässigt hat, dann nehme ich dich wieder mit. Oh Gott, ich hätte Elizabeth niemals zustimmen sollen..."

„Zu was zustimmen?"

„Na, zu deinem Aufenthalt hier! Dieses Haus ist die Pest und ich... ich hätte dich niemals hierher schicken dürfen."

„Was soll das jetzt wieder heißen? Mum, warum verabscheust du Hawthorne Manor so?"

Für einen Moment sah sie so aus, als wollte sie etwas sagen, dann hielt sie sich jedoch zurück.

„Mum, klär mich bitte auf. Was hast du vorhin mit Max besprochen? Warum hat er geweint?"

„Ich kann dir alles Zuhause erklären. Wir fahren."

„Nein", sagte ich leise.

„Wie war das?", fragte sie mit einer drohend klingenden Stimme.

„Nein!", sagte ich etwas lauter. „Ich kann jetzt nicht gehen, ich muss Max sehen, und Maggie..."

„Maggie!" Meine Mutter lachte abschätzig. „Dass diese Tante hier immer noch angestellt ist... Weißt du, Elizabeth hat sie eingestellt, als ich ihr zum ersten Mal gesagt habe, wie sehr ich dieses Anwesen hasse. Ein Tochterersatz." Sie wirkte verletzt, aber gleichzeitig auch stinkwütend.

„Wenn du dich vielleicht nicht so schlimm verhalten würdest...", murmelte ich, in der Hoffnung, dass sie mich nicht gehört hatte.

Bei meinem Glück war das leider nicht der Fall.

„Was wäre dann, Annabelle?" Sie funkelte mich wütend an.

„...dann hätte Elizabeth niemals einen Tochterersatz gebraucht."

Da war es wieder. Bäm. Das Argument, dass unseren Streit beendete. Es tat mir leid, vor allem als ich sie nicken sah, in trotziger Erkenntnis. Schuldgefühle der nagenden, unangenehmen Art klammerten sich in meinen Gedanken fest und ich fühlte mich schrecklich. Trotzdem musste ich den Showabgang machen, an ihr mit der kalten Schulter vorbeigehen und sich kein einziges Mal umdrehen, während ich sie zurückließ.

Es hatte wahrscheinlich an mir gelegen, an meinem Ausraster. Doch das unvermeidliche Gespräch mit meiner Mutter hatte mich kein Stück weitergebracht, sondern meine Fragen eher noch um drei Nachsätze verlängert.

Ich hätte damit mittlerweile wahrscheinlich ein halbes Tagebuch füllen können, vorausgesetzt ich würde eins führen.

Was hatte sie überhaupt an mir zu beanstanden gehabt? Wieso hatte sie gesagt, ich hätte eingefallene Wangen und knochige Schultern?

Zeitlos - Ein Sommer auf Hawthorne ManorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt