Arthur wachte davon auf, dass jemand heftig an seiner Tür rüttelte. Verwirrt rollte er sich von seinem Bett herunter.
Er hatte gerade einmal eine halbe Stunde zur Ruhe finden können. Annabelles Aufenthalt hatte ihn stärker wachgerüttelt, als er es für möglich gehalten hatte. Er hatte sich so lebendig und jung gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Seit der Sache mit Do...
Nein, darüber wollte Arthur jetzt nicht nachdenken. Er schüttelte sich kurz, dann versuchte er sein zerknittertes Hemd zu glätten, in dem er geschlafen hatte. Mit hastigen Bewegungen legte er sich Gürtel, Hosenträger und Fliege um, fuhr sich einmal durch die Haare und öffnete die Türe, an die immer noch jemand hektisch klopfte. Es musste mitten in der Nacht sein, wer konnte es also sein?
Für einen kurzen Moment erwartete Arthur, dass Annabelle dahinter stand, schließlich war sie nicht nur einmal in seinem Zimmer aufgetaucht oder hatte seine Hilfe beansprucht. Noch immer hegte er Zweifel, über ihre Motive, über ihre Geschichte. Zeitreisen. Niemals hätte der erwachsene Arthur, jüngster Politiker des Unterhauses, solch einen Schwachsinn geglaubt.
Wohl eher der kleine Junge, dessen Onkel ihm die Geschichten über den Hochstapler-Zauberer erzählte. Dieser Junge hätte Annabelle sofort mit offenen Armen empfangen.
Und das machte ihn so wütend, wütend auf sich selbst, dass er nach der ganzen Geschichte nicht gelernt hatte. Als kleiner, naiver Junge war er vor drei Jahren ausgezogen, um nun eigentlich obdachlos und ohne irgendetwas oder irgendjemanden dazustehen.
Seine Mutter hatte Arthur nie kennengelernt, und das war nie schlimm gewesen. Sein Vater war der liebevollste Mensch gewesen, den es gegeben hatte. Sie waren zu Arthurs alleinstehendem Onkel nach Windsor gezogen. Wie oft hatte Arthur am Fenster gestanden, und Mitglieder der königlichen Familie inmitten der Menschenmenge beobachtet...
Seine glücklichsten Kindheitsmomente hatte er dort verbracht. Bis zu seinem 15. Geburtstag, auf den kurz danach sein Vater verstarb. Durch Eigenverschuldung.
„Soldat ist er gewesen. Dieser Mann, mein Junge, hat so viel Schlimmes gesehen. Manche Leute kommen damit zurecht. Andere versinken in den Bildern und der Schuld."
Das waren die tröstlichsten Worte, die Charles, Arthurs Onkel, ihm jemals entgegengebracht hatte, soweit er sich erinnern konnte. Von da an ging es nur noch bergab, Charles sah in ihm nur den Geist seines verstorbenen Bruders und ließ ihn das spüren. Und der einzige Lichtblick war dieses junge Mädchen gewesen, Dorothy...
Genug. Arthur war hier her gekommen, um zu heilen. Nicht, um sich immer und immer wieder selbst zu belasten. Er fokussierte sich zurück auf das Hier und Jetzt, auf die Person, die vor ihm stand.
Er meinte, das junge Dienstmädchen mit den blonden Haaren zu erkennen, die sich immer offensichtlich darum bemühte, für sein Zimmer zuständig zu sein. Ihm missfiel diese Aufmerksamkeit nicht, doch nach Dorothy hatte er sich geschworen, es auf Hawthorne Manor sein zu lassen, mit der Damenwelt.
„Sir, Sir, es ist wichtig, dass Sie kommen", piepste sie völlig außer Atem.
„Worum geht es?" Überdeutlich gähnte er.
„Sir, der Wagen des Premierministers ist gesichtet worden. Er wird bald da sein. Und Sie sollen ihn empfangen."
„Ich? Was habe ich ihm denn zu sagen?"
„Ich weiß nicht, Sir..."
„Können Sie den anderen ausrichten, dass ich mich zu entschuldigen wünsche?", bat er, nun tatsächlich mit einem aufkommenden Kopfschmerz.
„Das ist nicht möglich", meldete sich eine zweite Stimme.
Müde wandte Arthur seinen Kopf nach rechts, wo er Edward entdeckte. Den Earl.
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Zeitlos - Ein Sommer auf Hawthorne Manor
ParanormalAls Annabelle erfährt, dass sie ihre Sommerferien bei ihrer Großmutter verbringen soll, ist sie nicht gerade begeistert. Elizabeth wohnt nämlich isoliert, umgeben von nichts als weiten Feldern und Natur. Und sie ist, laut Belles Mutter, der Teufel...