Kapitel 75

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„Hör mir bitte zu", flehte ich. „Ich werde dich zu einer Familie bringen, die dich mit offenen Armen empfangen wird. Dein Vater ist bei ihnen", log ich. Noch war gar nichts sicher, ich wusste nicht, ob Arthur bis 1955 überleben würde.

Sie schaute immer noch skeptisch.

„Sie wohnen in einem gigantischen Hotel, ein Landsitz mitten im Nichts. Dort gibt es einen wunderschönen Wald mit einem See, in dem du deine Nachmittage verbringen kannst. Einen herrlichen Garten, in dem du entspannen kannst. Sie werden dir Zeit geben, alles zu verarbeiten. Du wirst eine vorzügliche Bildung bekommen – und das Wichtigste: Liebe. So oder so wird es dich dorthin verschlagen. Doch wenn du erst als Erwachsene nach Hawthorne Manor gelangst, wirst du nicht glücklich werden. Ich kenne dich, du hast mir gesagt, du hast Kunst studiert in London. Trotzdem bist du aufs Land zurückgegangen, weil es dir nicht gereicht hat. Du hast nach etwas gesucht, was dir nur Hawthorne Manor bieten konnte – Abgeschiedenheit und Nähe zugleich."

Ich sah ihre Augen leuchten, nicht mehr ganz so skeptisch.

„Was sollen wir, deiner Meinung nach, tun?", erkundigte sie sich sachlich.

Ich merkte, dass ich sie überzeugt hatte, und mir wurde warm, als ich die Schwere in ihrem Blick entweichen sah.

„Egal, was sie für Geräusche machen", erklärte ich, „die Gestalten auf dem Flur können dir nichts anhaben. Sie können dich weder physikalisch noch mental bedrohen."

Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Wir gehen direkt durch sie hindurch und verschwinden von hier. Ich weiß jetzt, dass ich stärker als sie bin – ich habe sie aus meinem Kopf verdrängt. Draußen wartet ein Auto auf uns, das uns in Sicherheit bringen wird."

Es schien so, als würde sich alles perfekt zurechtrücken. Ich reichte Maggie meine linke Hand. Nach kurzem Zögern legte sie ihre schmale Hand in meine.

Wie in einem Film legten wir einen dramatischen Abgang hin, an den Händen haltend verließen wir ihre Kammer. Sie wollte nichts mitnehmen; ich vermutete, dass sie hier nicht ihre glücklichsten Stunden verbracht hatte. Auf Hawthorne Manor würde alles bereitstehen, oder zumindest würde ich das so einrichten.

Trotz ihrer unmenschlichen Schreie, die nur Maggie und ich zu hören schienen – schließlich waren keine weiteren jungen Mädchen aufgewacht – bewegten wir uns aufrecht an ihnen vorbei. Sie waren wie erstarrt, wie Gestalten aus einem dreidimensionalen Fotoalbum.

Charles' Gesicht war versteinert. Louis' Gesicht strömte eine verlogene Träne herab.

Maggies Hand drückte meine noch stärker. Die Schreie in unseren Köpfen spitzten sich weiter zu, obwohl keiner der anwesenden Zeitlosen seinen Mund geöffnet hatte. Meine Ohren dröhnten, trotzdem konnte ich hören, dass die einzigen wahren Geräusche unsere Füße auf dem Boden waren.

Wir hatten schon etwa die Hälfte von ihnen passiert, als das Ungünstigste geschah, was passieren konnte.

Hinter der nächsten Abbiegung des Flurs tauchte eine Gestalt auf, die ich nicht hier gehofft hatte, zu treffen.

„James?", schrie ich entsetzt auf, als alle Zeitlosen sich zu ihm umwandten.

Er schaute mich verdutzt an, dann zu den Frauen.

„Ich wollte- wollte nachsehen, was so lang..." Er kam nicht dazu, zu Ende zu sprechen, bevor zwei Zeitlose ihn packten. Einer davon war die Frau, die Louis besetzt hatte. Sie packten ihn am Kragen, nahmen ihn in den Schwitzkasten.

„Töte das Mädchen!", rief Jerome. „Töte sie jetzt, oder dein Großvater stirbt. Du mit ihm, deine Mutter, dein Bruder... Töte Maggie, oder deine ganze Familie wird aufhören, zu existieren."

Zeitlos - Ein Sommer auf Hawthorne ManorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt