3. Teil - Damals

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Zu meinem Kummer erkannte ich diesen unsympathischen Mann vor mir stehen. Sein Auftreten schockierte mich. Ich hatte den gestrigen Abend noch nicht einmal verarbeitet und nun stand er erneut vor mir. Wo war nur der Eimer zum Übergeben?

,,Was machst du hier?'', fragte ich fassungslos.

,,Frühstücken, was sonst um die Uhrzeit?''

Ein ironisches Lächeln zierte seine Lippen. Er setzte sich an den Tisch und steckte sich allen Ernstes eine Olive in den Mund.

,,Wie bist du überhaupt hier reingekommen?'', rief ich verstört und blickte zur geschlossenen Haustür.

Er hob stolz einen silbernen Schlüssel in die Luft. Ein kleiner, schwarzer Boxhandschuh wedelte hin und her.

,,Mit meinem Schlüssel?'', erwiderte er gleichgültig. Moment..Er hatte ernsthaft einen Schlüssel zu Idris' Wohnung? Das konnte doch nicht wahr sein..Nicht mal ich besaß einen!

,,Betatsche nicht alles mit deinen Fingern!''

Ich schlug ihm gereizt auf die Hand, als er wieder ohne Gabel ans Essen wollte. Seine blauen Augen sahen mich irritiert an.

,,Beruhige dich mal, Prinzessin.''

Von glühendem Zorn erfasst sah ich verständnislos meinen Freund an, welcher mit den Brötchen in die Küche kam. Seine Augen sahen mich unschuldig an. Sein Blick flehte mich an, nicht auszurasten. Sein Blick.. Er nervte mich. Wie ein ängstliches Reh, welchem man nicht böse sein durfte.

,,Wie ich sehe, seid ihr noch immer auf Kriegsfuß?'', fragte er ruhig und flüchtete nun vor meinem Blick.

,,Ich.kann.ihn.nicht.ausstehen.", sprach ich zischend aus, selbstverständlich laut genug damit es Tarik hören könnte.

,,Denkst du ich mag dich? Aber was soll's, ich muss dich ja nicht nonstop in meiner Nähe ertragen.'', kommentierte diese nervige Stimme hinter mir. Wütend funkelte ich ihn an.

,,Tarik sei still und iss.'', rief Idris ihm mahnend zu.

Ich kannte dieses unsympathische Geschöpf gerade mal zwei, bloße Tage und schon verachtete ich ihn wie niemanden anderen in meinem Leben. Ungeduldig setzte ich mich gegenüber von Tarik hin und nahm erst mal einen Schluck des dampfenden Tees zu mir.

,,Brauchst du noch Zucker?'', fragte Idris zuvorkommend. Ich schüttelte dankend meinen Kopf. Als ich nach vorne blickte, sah mich Tarik provokant an und aß gleichzeitig sein belegtes Brötchen.

,,Diggah, was ist aus dir geworden? Es fehlt nur noch eine pinke Schürze an dir."

Idris ermahnte ihn erneut, mit bösen Blicken, doch dieser Tarik war wie ein fünf jähriges, verzogenes Kind. Ohne sämtliches Gefühl für Grenzen. Er war zudem heute wohl nicht von bester Laune umgeben und versuchte irgendwie alles gegen mich zu hetzten.

,,Lass mich raten. Das Mädchen von gestern hatte keine Lust mit dir in die Kiste zu springen und dein Ego konnte sich davon noch immer nicht erholen."

Provokant sah nun ich in seine blauen Augen. Von der Seite hörte ich Idris' leises Lachen. Tarik dagegen sah mir weniger erfreut in die Augen. Es fühlte sich sau gut an, ihn mit direkten Wörtern still gelegt zu haben.

,,Ach kommt Leute, seid mal netter zu einander.'', rief Idris in die Runde und versuchte, wie auch sonst immer, die ruhige Mitte zu spielen.

,,Sag's der.'', gab Tarik genervt zurück und biss in sein zweites Brötchen.

,,Du hast doch angefangen! Du benimmst dich wie 12 und nicht wie Mitte 20!'', entgegnete ich lauter. Am liebsten würde ich ihm den Kopf abreißen. Und das wortwörtlich.

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