Prolog

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Wie bereits im ersten Band angegeben ist diese Reihe nicht beendet. Der dritte Teil fehlt und somit wird der zweite Teil hier offen enden. Da dennoch viele darum gebeten haben die See You Again Bücher wieder online zu stellen, komme ich dem hiermit nach.

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-Levin-

Die ersten Tage waren schlimm. Ich war ein Niemand in seinen Augen. Ein Fremder, der sich im Zimmer geirrt hatte. Ein austauschbarer Mann, mit dem er nichts gemein hatte. Ich wusste nicht mehr, wann es passiert war, aber ich war zerbrochen. Die vielen, kleinen Splitter, meiner Selbst, waren überall zerstreut und ich hatte nicht die Kraft, sie wieder zusammenzusetzen. Es war unmöglich, denn die einzige Person, die dazu in der Lage gewesen wäre, sah mich mit fremden Augen an.

Es war offensichtlich, dass ich ihn verloren hatte und doch wagte ich es, zu hoffen. Auf eine Lösung oder gar ein Wunder. Mein Optimismus war jedoch fehl am Platz. Diesen Umstand bekam ich schmerzlich zu spüren. Immer und immer wieder. Wie viel konnte ein Mensch ertragen? Diese Frage stellte ich mir in der Zeit sehr oft, denn ich war mir ziemlich sicher gewesen, dass es am Boden nur noch aufwärts gehen konnte. Dennoch fiel ich. Immer und immer tiefer. Ein endloses Loch, welches mich mit Haut und Haar verschlang.

Ich war mir ziemlich sicher, dass ich stark genug sei. Stark genug, um Nicolai zu retten. Doch dann traf mich die erschütternde Erkenntnis, dass er nicht gerettet werden wollte. Nicht von mir, denn ich war kein Held. Das war ich nie und würde ich auch niemals sein. Ich wusste nicht, ob es Schicksal oder Karma war, doch vielleicht war es besser so. Ich dachte oft daran, ob er jemand besseres, als mich verdient hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass dem so war. Ich war kein guter Mensch, keine erfreuliche Persönlichkeit und schon gar nicht liebevoll. Doch dies alles hatte Nicolai verdient.

Es hieß, Zeit würde alle Wunden heilen, also wieso taten meine dann noch so weh? Ich war ausgeblutet, bis auf den letzten Tropfen. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass die seidig, rote Flüssigkeit meinen Körper verließ. Stunde um Stunde, Tag für Tag, bis nichts mehr übrig blieb. Ich hatte in den letzten Monaten eine ganz neue Art von Schmerz kennengelernt, dass ich mir inzwischen wünschte, mir würde jemand nur die Nase brechen. Einfach um mich von diesen Qualen abzulenken. Zumindest für einen kurzen Augenblick.

Ich hatte alles, wirklich alles getan um Nic's Erinnerungen zurückzuholen, doch es war völlig umsonst. Ob er sich nicht an mich erinnern konnte oder wollte, war mir völlig gleich, denn es bedeutete beides, dass ich nicht mehr bei ihm sein konnte. Nicht so, wie damals.

Fünf Monate, nach Nicolai's Erwachen, war ich so weit, oder eher gesagt, so tief in den Depressionen versunken, dass ich es mit aller Mühe schaffte, aus New York rauszukommen. Es war völlig gleich, wohin ich ging, denn ich würde überall leiden, das war mir bewusst.


See You Again (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt