-Nicolai -
Ich hatte den anderen nichts von meinem Zusammenbruch erzählt. Sie würden sich nur unnötig Sorgen machen und das konnte ich auch ganz gut allein. Seufzend stellte ich den Karton, mit den neuen Blumensamen, auf das Regal, in welches es später einsortiert werden sollte.
„War das alles?" fragte ich Amanda, die eilig zu mir herkam. „Ich glaube eine Kiste war da noch, aber darum kann ich mich selber kümmern. Danke für deine Hilfe, Nic."
„Kein Problem. Ich kann die letzte Kiste auch noch holen, dann haben wir es fertig." Schlug ich vor und ging auch schon ins Lager. Amanda hatte es geschafft den Laden auszubauen und räumte nun einige Dinge um. Natürlich half ich ihr gern dabei, immerhin waren wir Freunde.
„Weißt du, wenn du noch nach einen Job suchst, du kannst meinetwegen erst mal hier arbeiten. So wie früher." Bot sie mir an, doch ich lehnte dankend ab. Es stimmte zwar, dass ich keinen Job hatte und das Krankengeld würde auch nicht länger gezahlt werden, doch ich wollte nicht, dass sie mich aus Mitleid bei sich einstellte. Andererseits.. was sollte ich sonst tun? Ich hatte keine Ahnung. Mein Traum war es, Arzt zu werden. Ich hatte mir nie Gedanken über etwas anderes gemacht. Ich war mir so sicher, dass ich es schaffen würde, doch nun standen meine Chancen mehr als schlecht. Sollte ich Amanda's Angebot doch annehmen? Und dann? Was würde ich dann tun?
„Du musst dich nicht jetzt sofort entscheiden. Denk einfach darüber nach." Ihr sanftes Lächeln zog mich aus meinen Gedanken und brachte mich dazu, es zu erwidern.
Als ich Zuhause ankam war es leer. Kalt. Dunkel... Einsam.
Demotiviert zog ich meine Schuhe aus und setzte mich seufzend auf die Couch. Ich dachte, es würde mich traurig stimmen, dass ich all mein Glück verloren hatte, doch tatsächlich war es so, dass ich um den, mir unbekannten Grund, des vergangenen Glückes, trauerte. Es war das was, welches mich so beschäftigte. Es interessierte mich nicht, wieso es kommen musste, wie es nun war. Ich wollte einfach nur wissen, was mich glücklich gemacht hatte. Und wie ich wieder glücklich werden konnte.
Wobei ich mir zuerst einen Job suchen sollte. Ich wusste nicht, was ich gut konnte und was nicht. Geschweige denn, was meine Hobbys waren. Hatte ich überhaupt Hobbys? Mein Kopf wurde schwer, vom vielen Denken, sodass ich langsam aufstand und aus der Küche ein Aspirin holte. Wie sollte ich mein Leben weiterführen, wenn ich keine einzige Frage beantworten konnte?
Ich fühlte mich verloren und konnte niemanden um Hilfe bitten. Ich wusste, dass ich die Antwort nicht hier finden würde. Die Frage war nur, wo dann?
Erst als ich am nächsten Morgen auf der Couch aufwachte, bemerkte ich, dass ich vor lauter Grübelei eingeschlafen war. Dabei hatte ich befürchtet kein Auge zu zu tun. Es war bereits kurz nach zehn und ich hatte Amanda versprochen, ihr noch ein bisschen im Laden zu helfen. Ich machte mich also blitzschnell fertig und ging, ohne zu frühstücken, aus dem Haus. Das kam selten bei mir vor. Das Frühstück war die wichtigste Mahlzeit des Tages. Doch ich ertrug es nicht, noch länger in dieser Wohnung zu sitzen. Allein und in aller Stille. Es war, als wenn jegliche Farbe aus meinem Leben gewichen war und das ertrug ich nicht. Zumindest nicht, wenn ich allein war.
Ich vermisse ihn.
Ich hielt inne. Stirnrunzelnd versuchte ich zu begreifen, woher dieser Gedanke kam. Wer? Wen vermisste ich? Es war, als wenn dieser Gedanke Intuitiv durch meine Gedanken schoss und mich seitdem nicht mehr los ließ. Ich war verwirrt über mich selbst. Es war, als wenn ich mich selbst nicht mehr kennen würde.
Was, wenn ER wusste, was mir verwehrt wurde? Was wenn Er die Antworten auf meine Fragen hatte? Es war nur ein Hirngespinst, welches mir falsche Hoffnungen eintrichtern wollte, doch was, wenn es eine minimale Chance gab, wieder glücklich zu werden?
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See You Again (Band 2)
Lãng mạnNachdem Nicolai sich von seinen Verletzungen erholt hat und endlich aus dem Koma erwacht, muss Levin erschütternd feststellen, dass er vergessen wurde. Während Nicolai sein Leben, ohne dem Wissen, seinen Geliebten im Dunkeln stehen zu lassen, weite...