-Nicolai-
Nach dem Kuss starrten wir uns atemlos an. Er wollte mehr, genauso wie ich. Doch wir beide wussten, dass es noch zu früh dafür war. Es hingen viel zu viele Gefühle in der Luft, um das wir einfach aus Spaß miteinander schlafen konnten. Das mit Noah war eine andere Sache. Mit Noah war es eine körperliche Reaktion in der Hitze des Gefechts. Levin empfand jedoch etwas für mich und ich hatte es schon schwierig genug gemacht, als ich ihn in mein Bett geholt hatte. Es war dennoch schön, dass er bei mir lag. Ich hatte es vermisst, so mit jemanden zusammenzuliegen. Das letzte Jahr war schwer. Jede Berührung schmerzte und schien sich unter meine Haut zu brennen, um neue Narben zu hinterlassen. Es tat weh, Haut an Haut mit einer anderen Person zu sein. Noah's Berührungen schmerzten genauso, wie Amanda's tröstende Umarmungen. Levin's Fingerspitzen, die kleine Kreise über meine Brust zogen, seine Haare, die mich am Nacken kitzelten und seine Lippen, die meine liebkosten, waren wie Balsam für meine Seele. Der Schmerz und die Angst vor der Berührung, wurden vollkommen aus dem Weg geräumt.
Ich wartete, auf das unangenehme Gefühl, welches mich bei allen anderen heimsuchte, doch es kam nicht. Auch nicht, als Levin auf mir eingeschlafen war. Auch nicht, als ich am nächsten Morgen aufwachte und er in meinen Armen lag. Es war noch sehr früh, als ich das erste Mal die Augen aufschlug. Ich blinzelte gegen das Sonnenlicht, welches zwischen den Vorhängen hervorlugte. Ich beobachtete die schlafende Silhouette neben mir und strich ihm vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht.
Als ich das zweite Mal an diesem Morgen wach wurde, nachdem ich noch einmal kurz eingeschlafen war, wurde ich durch ein lautes Poltern hellhörig. Levin schlief immer noch friedlich neben mir und hatte sich wieder an meine Brust gelehnt. Wie ein kleines Kätzchen, schmuste er sein Gesicht an mich und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin.
„Aufstehen, du faule Socke! Rate mal, wo wir heute hingehen werden!" hörte ich plötzlich Amanda's Stimme aus dem Nebenzimmer rufen. Geschockt riss ich die Augen auf. Ich hörte, wie ihre Schritte dem Schlafzimmer näher kamen, bis letztendlich die Tür aufging.
„Zieh dich an, wir werden .. Oh!" Sie blieb abrupt im Türrahmen stehen und starrte erst zu mir und dann zu meinem Besucher. Augenblicklich erröteten ihre Wangen und sie hielt sich kichernd die Hand vor den Mund. „Ups. Ich wusste nicht, dass du Gesellschaft hast." Wieder dieses Mädchenhafte Kichern. Ich verdrehte gespielt genervt die Augen und scheuchte sie aus dem Zimmer. „Ich komme sofort rüber." Murmelte ich leise und beobachtete, wie sie auf dem Absatz kehrt machte. „Was ist los?" flüsterte Levin verwundert, als ich mich aufsetzte. Seine Morgenstimme war rauchig und vibrierte in der Luft. „Amanda ist hier." Brachte ich nachdenklich hervor. Für einen Moment überlegte ich, ob die beiden sich überhaupt kannten. Ein Blick in sein Gesicht reichte jedoch als Antwort. Grimmig krabbelte er aus dem Bett und suchte seine Hose vom Boden auf. Das sollte man nun nicht falsch verstehen. Er hatte mit Boxershorts und T-Shirt bei mir gelegen, während ich nur mit einer knappen Shorts bekleidet war. Auch nicht grade angemessen, wenn man unsere aktuelle Beziehung zueinander betrachtete. Er hatte sich jedoch nicht beschwert.
„Lang nicht geseh'n, Blondie." Levin stapfte selbstsicher ins Wohnzimmer und ich konnte den Schalk in seiner Stimme erkennen. Amanda's Augen weiteten sich, ehe ihr die Kinnlade hinunterklappte. Ungläubig sah sie zwischen uns hin und her. Bevor ich es ihr erklären konnte, drehte sich Levin zu mir um und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Du kannst mich jederzeit anrufen." Flüsterte er leise in mein Ohr und die Vorfreude blitzte in seinen Augen.
„Ich melde mich." Erwiderte ich lächelnd, ehe er sich umdrehte und aus der Tür spazierte. Ich sah ihm noch einen Moment hinterher und seufzte unbewusst auf, als wenn mit ihm, die Geborgenheit verschwand.
DU LIEST GERADE
See You Again (Band 2)
RomanceNachdem Nicolai sich von seinen Verletzungen erholt hat und endlich aus dem Koma erwacht, muss Levin erschütternd feststellen, dass er vergessen wurde. Während Nicolai sein Leben, ohne dem Wissen, seinen Geliebten im Dunkeln stehen zu lassen, weite...