Kapitel 38.

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-Nicolai-

Ich ging in meiner Rolle, als Lev's persönlicher Krankenpfleger auf und hatte meinen Spaß daran, ihn im Bett zu verwöhnen. Natürlich war es anders gemeint, als es klang. Da er, wie ein bockiges Kind, auf die Schmerzmittel verzichtete, lag er die nächsten Tage unter Schmerzen im Bett und bewegte sich keinen Millimeter. Ich versuchte ihn so gut es ging abzulenken, doch ich wusste, dass er jetzt lieber ein ernstes Gespräch mit seinem Onkel führen wollte. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Levin ihn höchstpersönlich ins Gefängnis brachte, wo er für den Rest seines Lebens verbitterte. 

Zu diesem Zeitpunkt war ich so naiv, denn schon bald erkannte ich, dass die Realität ganz anders aussah. 

Ich hatte Lev mit genügend Kissen ausgestattet, damit er im Bett sitzen konnte, ohne dass sein Rücken zu sehr beansprucht wurde. Mit seinem Laptop auf dem Schoß, kümmerte er sich um wichtige Angelegenheiten und bekam gar nicht mit, wie ich mit seinem Essen das Zimmer betrat. 

"Bist du immer noch beschäftigt?" fragte ich neugierig und trabte ans Bett heran, nur um vorsichtig zu ihm zu krabbeln, ohne das Essen zu verschütten. Ohne vom Bildschirm aufzublicken rümpfte er angewidert die Nase. "Ich hasse Suppen." Ich musste mir das Lachen verkneifen. In dieser Hinsicht würde er sich nie ändern. "Du hast selbst gesagt, dass es schmerzt zu Schlucken, also solltest du etwas zu dir nehmen, was leicht zu verzehren ist." Er seufzte resigniert und schien dieses Mal nicht weiter diskutieren zu wollen. Ich beobachtete ihn dabei, wie er mehrere Mails schrieb, die auf den unterschiedlichsten Sprachen verfasst wurden. 

"Welche Sprachen verstehst du eigentlich alles?" fragte ich neugierig, da ich abgesehen von den wenigen Kyrillischen Zeichen, die auf dem Bildschirm angezeigt wurden, nichts verstand. Statt mir zu antworten, hob er jedoch die Hand, die mir signalisieren sollte, dass er grad keine Zeit hatte, mir zu antworten. Erst nachdem er zwei weitere Nachrichten verfasst und abgeschickt hatte, klappte er den Laptop zu und widmete mir seine volle Aufmerksamkeit. 

"Ich verfüge über ausgezeichnete Sprachkenntnisse in  Spanisch, Englisch, Russisch, Japanisch und Portugiesisch . Arabisch kann ich nur teilweise verstehen, aber dafür lesen. Außerdem verfüge ich über das Latinum." Ich sah ihn überrascht an. War es verwerflich, als sein Freund geglaubt zu haben, dass er eher minder gebildet war?  Ich wusste ja, dass Levin nicht dumm war, aber ich hätte nie geglaubt, dass er sich viel aus Bildung machte. Vor allem waren Sprachen, wie Russisch und Japanisch nicht grade simpel, solang man kein Muttersprachler war. 

"Du wirkst etwas zu überrascht." brummte er gespielt beleidigt. "Nein, also ja, aber nicht weil ich dich für blöd gehalten habe oder so." Nun hob er erstaunt die Augenbraue. Bevor ich mich weiter reinreiten konnte, drückte ich ihm den Teller mit der Suppe in die Hand. "Ich finde es äußerst attraktiv, dass dein Wissen so breit gefächert ist." Anschließend drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und bemerkte, wie er die Augen verdrehte. 

"Ich bin am hin und her überlegen, ob ich mich mit der Deutschen Sprache auseinandersetzen soll oder doch lieber erst mit Thai anfange." murmelte er gedankenverloren und löffelte angewidert die Suppe auf. 

"Deutsch?" fragte ich neugierig. Er zuckte nur mit den Schultern. "Wir bekommen bestimmte Waren aus Deutschland geliefert, da wäre es ganz praktisch Sie verstehen zu können. Außerdem hört es sich echt merkwürdig an, wenn Deutsche versuchen Englisch zu sprechen." lachte er leise und hielt mir den leeren Teller entgegen, damit ich ihn auf den Nachttisch abstellen konnte. Das ging schneller als gewöhnlich. 

Ich lächelte, als mir bewusst wurde was ich da Gedacht hatte. "Als gewöhnlich". Es bedeutete, dass mein Kopf sich ein wenig ordnete. Zumindest bekam ich so langsam das Gefühl. Trotzdem wollte ich mit Angela sprechen, sobald wir wieder in Amerika waren. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass wir in Spanien waren. Levin's Heimat. 

See You Again (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt