-Nicolai-
"Ich hätte echt nicht gedacht, dass du so hoch schreien kannst."
"Halt die Klappe!"zischte Levin mich an und brachte mich zum Lachen. Ich wusste selbst nicht, was mich dazu geritten hatte, mit ihm zu schlafen. So wirklich bereuen konnte ich es jedoch nicht. Es war gut. Wir lagen nun schon seit geraumer Zeit auf der Couch, nachdem wir es so spontan auf dem Boden getrieben hatten. Ich sollte mich bei ihm entschuldigen, da ich so gemein zu ihm war. Ich versuchte auf Amanda's Worte zu vertrauen und ihm eine weitere Chance zu geben. Zumindest versuchte ich ihn nicht mehr aus der Wohnung zu werfen.
Meine Hand fuhr unbewusst über seine Haare, doch er schien keine Einwände zu haben. Stattdessen schloss er die Augen und legte seinen Kopf auf meinem Schoß ab.
"Du bist ein Monster." stöhnte er unter meiner sanften Berührung und ich lachte erneut auf.
"Ich kann mich keinen Millimeter bewegen." ergänzte der sonst so taffe Mann.
"Vielleicht bist du auch einfach zu empfindlich." neckte ich ihn frech und begegnete seinem unzufriedenen Blick. "Das soll wohl ein Witz sein."schnaubend kniff er mir in die Nase, worauf ich ihm in die Hand biss.
"Ist alles okay damit?" fragte ich, als ich die tiefe Wunde betrachtete, die ich ihm heute morgen zugefügt hatte, als er mich ruhigstellen wollte. Ich hatte ihm mit aller Kraft in die Handfläche gebissen, bis es unter dem Druck anfing zu knacken. Levin hatte nichts dazu gesagt und ich war erst bis jetzt sowieso mit anderen Dingen beschäftigt, als mich um ihn zu Sorgen. Der Abdruck war tief und inzwischen in ein dunkles Lila gefärbt. Ich nahm seine Hand in meine und fuhr vorsichtig mit dem Daumen drüber, bis er zusammenzuckte. Also tat es ihm doch ziemlich weh.
"T'schuldigung." murmelte ich und tastete nach, ob irgendetwas gebrochen war. So dunkel, wie die Haut war, musste ich wohl irgendetwas beschädigt haben. Levin musterte mich nachdenklich, ehe er mir seine Hand entzog und das Thema wechseln wollte. "Mach dir keinen Kopf. Ist halb so wild."
Von wegen. Er konnte sagen, was er wollte, seine Hand war alles andere als Okay.
"Du machst dir Sorgen?" fragte er amüsiert, als ich ihn dazu zwang, mich seine Verletzung ansehen zu lassen. "Ich bin Mediziner. Natürlich interessiert es mich." brummte ich und kam zu dem Entschluss, dass ich eine Arterie stark beschädigt haben musste.
"Du solltest damit ins Krankenhaus.Es könnte sich infizieren."
Nun war er es, der lachte. "Ich gehe wegen so etwas nicht ins Krankenhaus." kam es amüsiert,w orauf ich ihn wütend ansah.
"Das ist nichts, was man unterschätzen sollte. Der Biss eines Menschens hat eine höhere Infektionsrate, als der Biss eines Hundes."
"Passt schon." Wie konnte er so sorglos leben? Er tat schon fast so, als wenn nichts auf der Welt ihn umbringen könnte. Jedoch war es nicht meine Aufgabe, auf ihn aufzupassen, weswegen ich die Diskussion, wenn auch ein wenig ungewollte, fallen ließ.
Levin folgte dem Beispiel und schloss entspannt die Augen. Er vertraute mir. Er vertraute mir sogar so sehr, dass er einfach einschlief, ohne sich sorgen zu machen, dass ich ihm etwas tun könnte. Und ich wusste, dass selbst wenn ich diesen Mann abgrundtief hassen würde, ich ihm nie wirklich etwas antun könnte. Der Biss war reine Notwehr gewesen und ich fühlte mich inzwischen mehr als nur schuldig.
Ich wachte am nächsten Morgen mit unglaublichen Rückenschmerzen auf und bemerkte, dass ich im Sitzen, mit Levin's Kopf auf meinem Schoß, eingeschlafen war. Ich kam nicht drumherum, darüber nachzudenken, was es mit Levin auf sich hatte. Ich beobachtete, wie seine Augenlider wild zuckten, während er am träumen war. Ein Albtraum? Er runzelte im Schlaf die Stirn und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin.
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See You Again (Band 2)
RomanceNachdem Nicolai sich von seinen Verletzungen erholt hat und endlich aus dem Koma erwacht, muss Levin erschütternd feststellen, dass er vergessen wurde. Während Nicolai sein Leben, ohne dem Wissen, seinen Geliebten im Dunkeln stehen zu lassen, weite...