-Nicolai-
"So geweckt zu werden hat was." seufzte ich erschöpft und zog mich aus ihm heraus. Ich musste gar nicht auf die Uhr schauen um zu wissen, dass es noch viel zu früh war um aufzustehen. Ich zog Lev wieder eng an mich und fuhr ihm sanft durch die dunklen Haare.
"Was ist los?" fragte ich leise und versuchte in seinem Gesicht eine Antwort zu finden. "Nichts. Was sollte denn sein?" stellte er mir die Gegenfrage und drehte mir den Rücken zu. "Irgendwas beschäftigt dich doch." Ich schmiegte mich von hinten an ihn und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Dabei wanderten meine Lippen sanft über seine Haut und verteilten federleichte Küsse auf der nackten Schulter.
"Ich bin bloß müde." erwiderte er leise und schloss die Augen. Ich beobachtete ihn noch eine Weile bis er eingeschlafen war und auch ich mich der Müdigkeit hingab. Als ich aufwachte lag ich allein im Bett was ziemlich ungewöhnlich war. Ich blieb noch einen kurzen Augenblick im Bett liegen, doch als Lev nicht zurückkam stand ich verwundert auf. Ich suchte die Wohnung nach ihm ab, doch keine Spur. Er hatte nicht einmal eine Nachricht hinterlassen und das löste in mir ein mulmiges Gefühl aus. Ich versuchte den paranoiden Gedanken, dass er mich allein gelassen hatte, zu vergraben und ging duschen. Er würde bald wieder auftauchen, immerhin war es Lev. Womöglich war er wegen seiner Arbeit unterwegs. Das musste es sein.
Ich beschäftigte mich den Tag über mit den Möbeln, die noch aufgebaut werden mussten. Ich saß auf dem Fußboden und schraubte den kleinen Badezimmerschrank zusammen, als ein kleines Plättchen meine Aufmerksamkeit erregte. Auf dem ersten Blick hatte ich es für ein Bauteil gehalten, das mir heruntergefallen war, doch als ich es in der Hand hielt erkannte ich die Tablette. Ich suchte den Boden nach weiteren Tabletten ab und inspizierte den Spiegelschrank über dem Waschbecken, doch ich konnte keine dazugehörige Verpackung finden.
Wieso lag diese Tablette hier herum? Was war das für eine Tablette? Es war nicht zu leugnen, dass sie Lev gehörte, doch er weigerte sich sonst Medikamente zu nehmen. Es musste also ernst sein, wenn er plötzlich Tabletten entgegennahm. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und der Badezimmerschrank wurde plötzlich immer uninteressanter.
Ich wollte eigentlich darauf warten, dass Lev zurückkam und ihn persönlich fragen, doch je später es wurde, desto ungeduldiger wurde ich. Er würde es schon nicht mitkriegen, wenn ich mich ein wenig erkundigte. Bevor ich es mir zweimal überlegen konnte, griff ich zum Handy und rief die Person an, die mir aus dieser Situation helfen konnte.
"Hey Ben. Bist du grade im Krankenhaus? Ich habe etwas gefunden und wollte fragen, ob du es im Labor untersuchen kannst."
"Klar, kann ich machen. Ich bin mit meiner Schicht grad fertig geworden, aber du kannst es vorbei bringen, dann sehe ich es mir schnell an."
"Danke, du bist der Beste!" Mit diesen Worten legte ich schnell auf und stürmte aus der Tür. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre ich zwar schneller beim Krankenhaus gewesen, doch ich zog es vor zu Fuß unterwegs zu sein. Ich nahm die Abkürzung durch das Parkhaus, da ich sonst einmal um das Krankenhaus hätte herum laufen müssen und erstarrte, als ich Lev's Wagen entdeckte. Das war sein Wagen. Definitiv. Wieso war Lev im Krankenhaus? Und wieso war er ohne mich im Krankenhaus? Schnell fing ich mich wieder und ging mit schnellen Schritten zu dem Gebäude, in dem Menschen gerettet wurden. Der Ort, an dem ich hätte arbeiten sollen.
Ich behielt alle Gänge im Auge und wusste nicht genau, ob ich Lev begegnen wollte oder nicht. Er hatte seine Gründe, wieso er mir nichts gesagt hatte und ich rechnete damit, dass er mir eine Lüge auftischen würde, falls wir uns hier über den weg liefen und darauf konnte ich eigentlich ganz gut verzichten. Es war jedoch klar, dass etwas nicht stimmte. Die Tablette und jetzt das Krankenhaus. In mir breitete sich die Angst aus, dass ihm etwas passieren würde. Am liebsten würde ich Dr. Harper dazu zwingen, mir zu sagen was er Lev erzählt hatte, doch ich wusste, dass das nicht möglich war.
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See You Again (Band 2)
RomanceNachdem Nicolai sich von seinen Verletzungen erholt hat und endlich aus dem Koma erwacht, muss Levin erschütternd feststellen, dass er vergessen wurde. Während Nicolai sein Leben, ohne dem Wissen, seinen Geliebten im Dunkeln stehen zu lassen, weite...