Kapitel 44.

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-Nicolai-
Eins musste man Tristan lassen, er hatte sein Leben vollkommen im Griff. Ich hatte in der Zeit, in der ich bei ihm als Gast war, einige Dinge über ihn herausgefunden, die bemerkenswert waren. Die meisten Leute hatten mit fast dreißig grade damit angefangen sich etwas aufzubauen, doch Tristan stand mit beiden Beinen im Leben und wirkte, wie ein Fels in der Brandung. Er hatte von seinen Großeltern eine kleine Hotelkette geerbt bekommen, doch anstatt sie zu verkaufen hatte er sie vergrößern und auf der ganzen Welt erweitern können. Er hatte seinen Master im Hotelmanagement gemacht, während er zeitgleich sein Studium als Produzent absolvierte. Noch dazu hatte er sich um The Blast gekümmert, als wenn es nichts gewesen wäre. Jetzt hatte er einen Haufen Kohle und seine eigene Familie gegründet. Das war einfach unglaublich. Was hatte ich denn groß vorzuweisen? Ich hatte noch nichts und das bedrückte mich wirklich. Wenn ich Pech hatte, würde ich wegen den ganzen Fehlzeiten meinen Praktikumsplatz verlieren und müsste mir wieder was ganz neues suchen. 

"Kopf hoch. Ich hatte einfach zufällig die richtigen Leute in der Verwandschaft. Außerdem habe ich ein paar Jahre Vorsprung. Mein Ego würde sich gekränkt fühlen, wenn du in deinem Alter mehr erreicht hättest, als ich." munterte er mich auf und wuschelte mir durch die Haare. Das war inzwischen eine Geste, die sich bei allen durchgesetzt hatte. Alles hatte damit angefangen, als wir vor mehreren Tagen zusammen in einer Bar saßen und was trinken wollten. Es war das erste Mal das man nach meinem Ausweis fragte und somit kam es, dass der Barkeeper mir keinen Alkohol geben wollte, da ich noch nicht einundzwanzig war. Anstatt zu gehen, hatten die anderen mich den ganzen Abend ausgelacht und ich war gezwungen an einer Cola zu schlürfen. Seither musste ich mir etliche Sprüche über mein Alter anhören. 

 Beleidigt drehte ich den Kopf weg und schmollte. Nur weil ich jünger als die anderen war, mussten sie mich nicht wie ein Kind behandeln. Immerhin wurde ich dieses Jahr einundzwanzig, da konnte man ja wohl ein wenig ernst genommen werden. Vor allem von seinem festen Freund. Jedoch fand Levin diese Geste ziemlich witzig und zog mich weiter damit auf. 

Als er mich das nächste Mal damit aufzog, ließ ich es mir nicht nehmen, ihn mit beiden Armen an die Wand zu pinnen und bedrohlich anzufunkeln. "Ich frag mich wie es wohl sein muss, von einem Kind dominiert zu werden?" knurrte ich finster, doch Lev grinste nur breit und reckte das Kinn nach oben. "Die Kinder von heute haben so viel Energie. Das ist ziemlich erfrischend."erwiderte er frech und streckte mir die Zunge raus. Es war klar, dass er sich wegen sowas nicht ärgern ließ, doch ich wollte ihm diese Genugtuung nicht überlassen, also brachte ich die einzige Sache zur Sprache, die sein Ego zerstörte. 

"Dann macht es dir ja auch nichts aus, kleiner als ein Kind zu sein?" fragte ich unschuldig und blickte ihn gespielt gelangweilt an. 

"So viel größer bist du überhaupt nicht. Nicht das es mich interessieren würde. Aber so viel größer bist du nicht. Außerdem wachse ich noch und dann wirst du schon sehen, wer auf wen hinabblickt." gab er schnippisch zurück und ich musste mir das Lachen verdrücken. Er war total eingeschnappt, doch es war viel zu süß anzusehen. 

"Du bist doch schon seit einer Weile so klein." Ich benutzte mit Absicht das Wort "Klein", obwohl Levin eine durchschnittliche Größe für sein Alter hatte. Es machte einfach Spaß sich an ihm rächen zu können. 

"Ts! Was weißt du schon, du h-halbe Portion! Es interessiert mich eh nicht." beleidigt entzog er sich meinem Griff und dampfte schmollend ab. 

"Kindskopf." kommentierte Jenna mein Verhalten, doch ich streckte ihr provokant die Zunge entgegen. Sie schüttelte nur lachend den Kopf. "Verdient hat er es ja. Außerdem tut es ihm gut mit jemanden streiten zu können. Darauf steht er." kicherte sie fast teuflisch und verschwand mit einem vielsagenden Grinsen auf dem Gesicht. Manchmal vergaß ich, dass sie mit Lev verwandt war. Manchmal hatte sie etwas an sich das einem die Gänsehaut über den Körper jagte. 

See You Again (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt