-Levin-
"Ich habe den Code zwar noch nicht entschlüsselt, aber Miguel hat etwas anderes gefunden und das wird dir nicht gefallen." Hörte ich Sid am anderen Ende der Leitung sagen.
"Ich schick es dir rüber." ergänzte er und wenige Sekunden später reagierte mein Handy.
Es war eine zusammengefasste Übersicht des Bankkontos, welches ich in Bangkok angelegt hatte.
Ich zog scharf die Luft ein, als ich es sah. Es fehlten genau Drei Millionen. Die Summe, die auf Nicolai ausgesetzt wurde.
"Francisco, dieser elende Hurensohn." knurrte ich voller Hass und gab Robin bescheid, dass wir uns demnächst wieder auf den Weg machten. Ich konnte nicht glauben, dass er so dumm war und sich gegen mich stellte. Andererseits, er war Antonio's dämlicher Bruder, natürlich glaubte er, sich alles erlauben zu können.
Ivan sah mich irritiert an und auch Sid klang verwirrt, als er nachfragte, was los sei.
"Mein Onkel, er steckt dahinter. Er ist der einzige, der so viel Geld verschwinden lassen kann ohne dass es sofort auffällt. Er hat Zeit geschindet."
Ich würde ihn umbringen und das meinte ich bitterernst. Ich würde ihn die schlimmsten Qualen erleiden lassen und quälend langsam dem Tod überreichen. Nie in meinem Leben hatte ich solch eine Wut in mir getragen. Er hatte Nicolai verletzt. Er hatte ihm angst gemacht und nur wegen ihm war er in Gefahr. Das war unverzeilich.
"Solltest du dich nicht noch ein wenig ausruhen?" fragte Ivan ein wenig besorgt. Ich wusste selbst, dass ich beschissen aussah. Erst die Schussverletzung, dann der Stress. Ich hatte nicht viel geschlafen, geschweige denn gegessen. Wann hatte ich zuletzt gegessen? Ich wusste es nicht. "Ich werde nicht eher ruhen, bis die ganze Scheiße vorbei ist." knurrte ich zurück.
"Sorg dafür, dass Francisco nicht vom Fleck kommt. Er müsste im moment in Ibiza sein. Kannst du die Leitung lahm legen?" Fragte ich Sid, der unsicher murmelte. "Es wird schwer, aber ich probiere es."
Ivan klappte den Laptop zu und sah mich ernst an. "Du weißt, dass es riskant ist? Es gibt einige Leute, die auf Francisco's Seite stehen, immerhin ist er Antonio's Bruder." Ja das wusste ich. Die älteren Mitglieder hatten sich hinter Francisco gehäuft und hofften noch immer darauf, dass er an die Macht kam. Sie waren der festen Überzeugung, dass ich sie in den Ruin trieb und jemand mit mehr Erfahrung das Sagen haben sollte.
Mein Blick huschte nervös auf die Uhr. "Es bleiben noch genau Vierundzwanzig Stunden." murmelte ich vor mich hin und lief angespannt hin und her. Was sollte ich tun? Allein zu Francisco gehen? Das war zu riskant. Ich wusste nicht, wer auf meiner Seite stand und wer sich für meinen Onkel einsetzte. Verdammt! Ich konnte meinen eigenen Leuten nicht trauen. Sollte ich zurück zu Nicolai? Ich musste mich entscheiden.
"Egal wofür du dich entscheiden wirst, wir werden dir beistehen." sagte Ivan ernst und sah mir zustimmend in die Augen. Er war ein wichtiger Vertreter der russischen Mafia. Womöglich hatte ich eine Chance, wenn ich mich auf ihn verließ.
"Nicolai ist wie ein kleiner Bruder für mich. Ich kenne ihn schon, seit er ein kleines Kind war. Ich würde alles tun, damit er in Sicherheit ist." Ich starrte den hochgewachsenen Mann vor mir an und wusste, dass ich ihm vertrauen konnte. Für einen Augenblick stellte ich mir die Frage, ob er nicht Nicolai's leiblicher Bruder war, auch wenn er dies schon einmal abgestritten hatte. Sie waren sich einfach so ähnlich. Sowohl ihr Aussehen, als auch ihr Sinn für Gerechtigkeit und Moral wirkten vertraut. Jedoch sprach ich meine Gedanken nicht laut aus.
Ich schüttelte meinen Kopf frei und schlug den neuen Plan vor. Während ich Sid auf Lautsprecher gestellt hatte, versammelten sich die restlichen Anwesenden im Wohnzimmer.
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See You Again (Band 2)
RomanceNachdem Nicolai sich von seinen Verletzungen erholt hat und endlich aus dem Koma erwacht, muss Levin erschütternd feststellen, dass er vergessen wurde. Während Nicolai sein Leben, ohne dem Wissen, seinen Geliebten im Dunkeln stehen zu lassen, weite...