Kapitel 16.

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-Levin-

Ich hatte Nic's Nachricht in dem wohl ungünstigsten Moment bekommen und hatte auch nicht wirklich Zeit, ihm zu antworten. Ich befand mich zu dem Zeitpunkt, als seine erste Nachricht eintraf, in Bangkok und steckte in einem Meeting voller Geschäftsmänner. Wieso wir uns ausgerechnet in Bangkok treffen mussten? Das Meeting wurde von der Siam Commercial Bank geleitet, dessen Hauptsitz nun mal in Bangkok war.

Was ich hier zu suchen hatte?

Ich hatte meinem gierigen Onkel die Chance gegeben, sein verkorkstes Verhalten, mir und meinem Vater gegenüber wettzumachen, indem er mir mit den Finanziellen Geschäften half, da es einfach keinen besseren Buchhalter gab, der mir beistehen könnte. Noch dazu waren wir inmitten eines Friedensabkommen mit der Japanischen Mafia.

Es wäre dumm, sein Geld nur an einer Bank anzulegen, weswegen wir durchaus daran interessiert waren, einen Teil in Thailand abzulegen. Laut meinem Berater, vertraute die Yakuza Vichit Suraphongchai, der Hauptgeschäftsführer der Siam Commercial Bank und so konnten wir ein Meeting mit ihnen arrangieren, bei dem sowohl der Kopf der Yakuza, als auch der Chef des Unternehmens anwesend sein würde. Wir wollten mithilfe der Bank ein gewisses Kapital vorlegen, um der Yakuza zu zeigen, dass wir es ernst meinten. Die Mafia war misstrauisch fremden gegenüber, aber anderen Mafia Gruppen begegnete man erst recht mit höchster Vorsicht. Es war jedoch nicht abzustreiten, dass beide Gruppen einen Vorteil aus dem Abkommen ziehen konnten.

Als der Kopf der Yakuza endlich den Raum betrat, erstarb auch das letzte Getuschel im Raum. Mir war durchaus bewusst, dass man mich und meine Leute nicht im Geringsten ernst nahm. Antonio hatte versagt und Cloud hatte unseren Ruf endgültig in den Dreck gezogen. Noch dazu befanden wir uns, wie auf dem Servierteller, im Territorium der Yakuza.

„Watashi wa kodomo to asobu koto ni kyōmi ga arimasen.." brummte der Mann vor mir grimmig und sah den Unternehmer vernichtend an, als hätte er sich einen schlechten Scherz erlaubt. Mein Onkel wollte es grade übersetzen, doch ich deutete ihm, zu schweigen.

Ich bin nicht daran interessiert, mit Kindern zu spielen

Ich behielt ihn im Auge und als er im Begriff war, wieder zu gehen, erhob ich das Wort.

Antonio hat versagt, genauso, wie sein Nachfolger Cloud. Sie waren beide eine Schande für unseresgleichen. Selbst ein Kind, ist besser, als diese beiden Idioten." Erwiderte ich, um ihm zu zeigen, dass ich seine Anspielung durchaus verstanden hatte. „Es ist nicht zu übersehen, dass ihr Probleme habt, so wie wir. Die Politiker wollen sich in unsere Geschäfte einmischen und streite es ruhig ab, wenn du willst, aber selbst die Yakuza kann die Gesellschaft nicht unterdrücken." Säuselte ich im Plauderton und schien plötzlich sein Interesse geweckt zu haben. Zumindest machte er sich die Mühe, mir ins Gesicht zu sehen. „Was weißt du?" fragte er unheilvoll und ich musste die Gänsehaut, die sich langsam aufbauen wollte, unterdrücken. Ich war noch so weit von jemandem, wie ihn, entfernt. Dieser Mann war wahrhaftig ein Mafioso, ein eiskalter Killer. Ich hingegen, war für ihn, wie ein pubertierender Teenager, der in der Nase bohrte. Dennoch durfte ich nicht zulassen, dass meine Nervosität an die Oberfläche trat, sonst hatten wir verloren.

Gerüchte besagen, dass einige eurer Schwarzmärkte in Brand gesetzt und Mitglieder verfolgt und abgeschlachtet wurden. Wertvolle Mitglieder, die wichtige Informationen in sich trugen. Informationen, die weitergeleitet werden sollten." Wie ein arrogantes Flittchen, begutachtete ich gelangweilt meine Fingernägel und ignorierte gekonnt seinen erbosten Blick. Es war so gut wie unmöglich, an diese Informationen ranzukommen. Zumindest, als außenstehender, wie ich. Bevor er uns irgendwelche Anschuldigungen an den Kopf werfen konnte, schob ich den Vertrag unter seine Nase.

See You Again (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt