Kapitel 30.

620 53 2
                                    

-Levin-

Dröhnende Kopfschmerzen plagten mich, als ich mein Bewusstsein wieder erlangte. Das war echt keine schöne Art, aufzuwachen. Meine Gliedmaßen waren schwer und bewegten sich keinen Millimeter. Ich wusste nicht, ob mir zum Kotzen oder zum Schlafen zumute war. Ich war so furchtbar müde, doch die Übelkeit hielt mich in diesem Halb-wachen Zustand gefangen.

Meine Augen klebten zusammen und orientierungslos versuchte ich herauszuhören, wo ich mich befand.

Der Ort, an dem ich war, ruckelte immer wieder, sodass die Übelkeit mich fast um den Verstand brachte. Es fehlte nicht mehr viel, bis ich mich wahrscheinlich übergeben musste, als ich plötzlich eine warme Hand an meiner Wange spürte.

Obwohl sich mein Körper kalt und hohl anfühlte, drängte ich mich automatisch an diese Wärme, die mir das Gefühl von Schutz bot.

Meine Lippen waren wie zugenäht, als ich mich räuspern wollte. Es kam absolut kein Ton aus meinem Hals, weswegen ich schnell wieder aufgab. Ich musste eine ganze Weile bewusstlos gewesen sein, denn mein Körper fühlte sich so an, als wenn ich ihn seit Ewigkeiten vernachlässigt hätte.

Ich seufzte leise auf, als ich die vertrauten Finger durch meine Haare gleiten spürte.

"Es tut mir leid." wisperte Nicolai in die Stille hinein und ließ meine Augen von ganz allein aufspringen. Grün traf auf Grau. Bei seinem Blick verspürte ich augenblicklich den Drang, ihn zu umarmen. Er wirkte besorgt und reumütig zugleich.

"-ieso?" krächzte ich rau und hustete angestrengt.

Erst jetzt bemerkte ich, dass wir uns in einem der Jets befanden. Nicolai und ich waren allein in der hinteren Kabine. Er saß auf der angenehmen Couch, mit meinem Kopf in seinem Schoß gebettet. Immer wieder huschten seine langen Finger durch mein dunkles Haar. Diese Geste war so simpel und doch verschaffte es mir ein angenehmes Kribbeln und eine Wärme, die meinen gesamten Körper einnahm.

"Hätte ich auf dich gehört.. Wäre ich ohne zu Zögern mit dir gegangen, wärst du nicht angeschossen worden." murmelte er leise und wich meinem Blick aus. Er beugte sich zu dem Mini-kühlschrank, der neben der Ledercouch stand und reichte mir eine Flasche Wasser.

Gierig trank ich die kleine Flasche leer und hatte das Gefühl endlich wieder eine Stimme zu besitzen. Neugierig musterte ich meine Schulter, die sorgfältig verarztet und verbunden war.

"Warst du das?" fragte ich und inspizierte den Verband. Es war ordentlich und ziemlich gut gebunden, das musste man ihm lassen.

"E-Es ist nicht so gut, wie bei einem r-richtigen Arzt."nuschelte Nic beschämt und wagte es immer noch nicht, mich anzusehen.

"Es ist perfekt." erwiderte ich erschöpft und zog sein Gesicht zu mir runter, sodass wir nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren.

"Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist." Bevor er sich von mir distanzieren konnte, hatte ich meine Lippen auf seine gelegt und es war, als wenn ich seit Ewigkeiten wieder atmete.

Ich gab mich meinem Lieblingsmenschen vollkommen hin und legte die Arme um seinen Nacken. Nicolai zitterte überrascht unter meiner Berührung, erwiderte den hauchzarten Kuss jedoch und schloss die Augen. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass er bei mir war, in Sicherheit. Nie in meinem Leben hatte ich solch eine Angst, jemanden zu verlieren. Ich sollte mich zwar nicht allzu sehr freuen, da es noch nicht vorbei war, doch für diesen kurzen Moment, genoss ich es, ihn berühren zu können und zu wissen, dass es ihm gut ging.

Der anfangs knappe Kuss, verwandelte sich in etwas, was ich an Nicolai vermisst hatte. Leidenschaft. Keine rohe Begierde oder geheuchelte Liebe. Es war dieselbe Leidenschaft, wie bei unserem aller ersten Kuss. Es war kein wilder Kuss, nachdem man sich am liebsten die Klamotten vom Leib riss, sondern ein Wir gehören zusammen - Kuss.

See You Again (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt