Kapitel 26.

789 49 1
                                    

-Levin-
Eine Sache ließ mich nicht los.
Während ich mit Austin durch die Nachbarschaft lief, landeten meine Gedanken immer wieder zu einem Punkt. Das Telefonat. Ich hatte schon die Vermutung gehabt, dass Nicolai durch bestimmte Stresssituationen in Panik verfiel und dadurch die Erinnerungen durchwirbelt wurden. Die Frage war also, was hatte ihn so sehr aufgewühlt? Es musste etwas gewesen sein, dass ihm solche Angst gemacht hatte, dass er nicht einmal nach mir rufen konnte. Etwas, dass sein Bewusstsein ausgenockt hatte, damit er sich beruhigen konnte.
"Das wird schon wieder." hörte ich Austin neben mir murmeln. Ich wusste, dass es nur nett gemeint war, doch ich brauchte sein Mitleid nicht.
"Ich weiß."
Wir schwiegen uns weiter an, bis ich es nicht mehr aussiehlt, also teilte ich ihm meine Vermutung mit.
"Weißt du, mit wem er telefoniert hat?" Ich schüttelte den Kopf. Aber es würde sich zurückverfolgen lassen. Ich musste wissen, mit wem er geredet hatte. Aber vor allem war es wichtig, zu wissen, worüber sie sprachen. War es Noah? Vielleicht hatte er mit ihm gesprochen und Nic hatte sich an ihre gemeinsame Zeit erinnert?
Nein, ich konnte jetzt nicht zulassen, dass die Eifersucht mich fertig machte. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren. Er brauchte mich.
Ich schnappte mir mein Handy und rief Sid an.
"Besorg mir alle Einträge der letzten Telefongespräche von Nicolai's Festnetz- und Mobiltelefon. Ich will wissen, Wer wann von wo hier angerufen hat und wie lange die Gespräche gedauert haben. Ich schicke dir die Nummern gleich. Und beeil dich."
Ich legte auf, ohne auf seine Antwort zu warten und schickte Sid per SMS die Nummern.
"D-Das ist gegen das Gesetz." stotterte Austin und sah mich schockiert an.
"Für mich gilt das Gesetz nicht. Außerdem geht es hier um Nicolai."
"Du verletzt damit seine Privatsphäre." versuchte er weiterhin mir ein schlechtes Gewissen einzureden, doch ich stoppte ihn mittendrin.
"Mich interessiert seine Privatsphäre nicht, wenn es um seine Gesundheit geht."
"Was, wenn das Telefonat überhaupt nichts damit zu tun hat?"
"Hat es."
Austin verdrehte genervt die Augen. Er konnte eine Diskussion gegen mich nicht gewinnen.
"Aber was wäre wenn? Vielleicht war es etwas anderes?"
"Nein, war es nicht. Ich werde herausfinden mit wem er gesprochen hat und auch, worüber sie geredet haben."
"Das ist doch irre! Du kannst doch nicht einfach machen, was du willst."
Ich sah Nic's besten Freund irritiert an.
"Wieso nicht?"
"Weil man sowas nicht macht! Außerdem verstößt du gegen das Gesetz. Du könntest ins Gefängnis kommen."
Ich zuckte nur mit den Schultern und wartete noch auf ein Argument, welches mich wirklich interessieren könnte. Es kam jedoch nichts mehr.
"Ich hab dir doch eben schon gesagt, das Gesetz gilt für mich nicht. Hörst du mir überhaupt zu?" Es nervte mich, dass ich mich wiederholen musste, obwohl es doch auf der Hand lag, was ich meinte.
"Oh man. Ich gebs auf. Man kann mit dir nicht vernünftig reden." stöhnte Austin genervt auf und ließ die Diskussion fallen. Man konnte mit mir nicht vernünftig reden?
"Du bist einfach nur ein Weichei." Nun hatte ich einen Nerv getroffen.
"Ich bin kein Weichei!"
Ja klar, als ob der Typ je etwas verbotenes getan hätte.
"Was hast du denn schon so krasses gemacht?" fragte ich gespielt interessiert, um mich von dem aktuellen Problem abzulenken. Er überlegte kurz. "Ich hatte eine Phase in der ich ein paar Drogen ausprobiert habe." erwiderte er und schien nicht stolz darauf zu sein.
"Aha. Und?"
"Was und?" Wieder ein Schulterzucken meinerseits. Ich wusste, dass es ihn aufregte. "Was ist daran schlimm?" ergänzte ich meine Frage. Er schnaubte. "Tut mir leid, nicht jeder ist so ein Draufgänger, wie du, der alles im Leben hinbekommt, ohne Stress zu kriegen." Hörte ich da etwa Neid aus seiner Stimme?
"Will ich wissen, was du schon alles verbockt hast?"
"Wahrscheinlich nicht." erwiderte ich. "Wenn du deinen Mund dann nicht halten könntest, müsste ich dich töten." ergänzte ich ernst und er lachte nervös.

Schweigen umhüllte uns.

Ich war noch nie gut darin, Freunde zu finden, geschweige denn, normale Konversationen zu führen. Wobei ich der Meinung war, mich verbessert zu haben. Immerhin hatte ich Austin noch keine Waffe ins Gesicht gehalten. Nicolai wäre bestimmt stolz auf mich.

See You Again (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt