Kapitel 44

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*Paula POV*

Mittlerweile war der Sommer fast vorüber und Corey, Bailey und ich hatten unsere Antworten auf unsere Unibewerbungen bereits erhalten.

Ich hatte, ebenso wie Corey eine Zusage für die Hartford University und zu meiner eigenen Überraschung auch für das Conneticut State College bekommen.

Ich hatte es mir nicht leicht gemacht, was ich letztendlich machen wollte. Ich könnte studieren oder auf dem Hof bleiben.

Es war klar, dass irgendjemand einmal den Hof übernehmen musste, aber die letzte Zeit hatte Flora immer öfter davon gesprochen, was man noch alles aus dem Hof machen könnte, was mir meine Entscheidung auch ein wenig erleichtert hatte.

Die Sicherheit, dass jemand den Hof übernehmen würde ließ mir Platz, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die noch zur Auswahl standen.

Ich hatte mich viel mit allen möglichen Studiengängen beschäftigt und auch wenn ich schon immer mehr zu Fotografie und Design tendiert hatte, hatte ich mich nun für einen Studiengang entschieden, der sowohl Journalismus als auch Dolmetschen beinhaltete.

Also eigentlich konnte ich so mein Spanisch verbessern und erhalten und über Dinge schreiben, die mich interessierten.

Natürlich war klar, dass ich eventuell viel reisen müsste, wenn ich Journalistin werden würde.

Naja, mittlerweile freute ich mich sehr darauf.

Und auch wenn Michael anfangs gemeint hatte, der Abstand würde ihm nichts ausmachen, war er doch mehr als sauer und enttäuscht gewesen, als ich ihm von meinem Berufswunsch erzählt hatte.

Wir hatten uns heftig gestritten. Ich könnte bei dieser wichtigen Entscheidung aber einfach nicht nachgeben. Das war mein Traum. Ich war mir sicher und das wollte ich mir nun nicht mehr verbauen.

Auf jeden Fall hatten wir versucht uns so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Ich hatte viel mit Corey unternommen, da wir ja nun auch eine WG Gründen würden zum studieren und wir hatten Bailey beim Umzug nach New York geholfen, wo sie nun ihr Jurastudium begann.

Und immer wenn ich dann doch mal die Konfrontation mit Michael suchte ging er mir aus dem Weg.
Ich hatte schon seit längerem gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Und ich war mir eigentlich auch relativ sicher, woran es lag.

Schon bevor ich mich für ein College entschieden hatte, war es nicht mehr das selbe. Wir saßen praktisch 24/7 aufeinander und sogar bei der Arbeit auf dem Hof waren wir ständig zusammen.

Anfangs fanden wir das beide schön, aber mit der Zeit kamen immer mehr kleine Dinge auf, an denen wir uns störten und nach meiner Entscheidung kochte das ganze dann über.

Michael kam seither oft sehr spät abends und niemand wusste, wo er war. Doch ich hatte eine Vermutung.
Emma ließ sich seit längerem nicht mehr oft bei uns sehen und wenn sie da war schaute sie mir kaum in die Augen.

Ich musste zugeben, dass mich das ganze verletzte.

Ich meine, wir hatten und auseinandergelebt. Nun hatte ich auch verstanden, was Leute meinen, wenn sie das sagen. Früher konnte ich das nie nachvollziehen.

Aber ich fand die Situation trotzdem furchtbar. Ich meine, wir hatten nichtmal richtig Schluss gemacht.

Aber richtig zusammen waren wir auch nicht mehr. Und das wussten nicht nur er und ich sondern auch meine Familie. Zu meiner Erleichterung hatte mich außer Mom aber noch niemand darauf angesprochen.

Sie meint, ich solle ihn sagen, was ich denke. Würde ich gerne. Nur wann.

Ich erhob mich seufzend von meinem Schreibtisch, wo ich bis eben meine Schulsachen, die den ganzen Sommer nur hier herum gelegen hatten, einsortiert hatte.

Ich wollte mein Zimmer in zwei Wochen nicht in kompletter Unordnung zurücklassen.

Ich lief zum Fenster und öffnete es um die noch milde Herbstluft herein zu lassen.

Ich sah Dad, der mit ein paar Schülern von einem Geländeritt zurück kam und Leonor und Lucas, die lachend und händchenhaltend von der Bushaltestelle über den Kiesweg zum Haus kamen.

Die beiden waren nun endlich ein paar und wirklich sehr süß. So glücklich waren Michael und ich auch einmal gewesen.

Der Gedanke daran machte mich traurig und ich schloss mit einem traurigen Lächeln wieder mein Fenster und verließ mein Zimmer.

Unten in der Küche traf ich auf Mom, die gerade das Abendessen vorbereitete und setzte mich an den Küchenblock .

„Freust du dich auf die Uni?" fragte Mom lächelnd und ich zuckte die Schultern und nickte.

„Hast du mit ihm geredet?" fragte sie daraufhin und ich schüttelte den Kopf und gerade als ich etwas sagen wollte öffnete sich die Haustür und Michael stürmte regelrecht herein.

Er stellte seine Stiefel ab und wollte gerade die Treppe hinauf laufen, als er uns sah.

Einen Moment blickte er mich an, doch als ich traurig den Blick abwandte blickte er lächelnd zu Mom .

„Ähm, ich muss nochmal kurz weg. Die Pferde sind drinnen und gefüttert. Zum Abendessen bin ich wieder da." erklärte er und Mom nickte lächelnd, ehe er die Treppe hinauf lief und sie wieder zu mir sah.

„Wenn du weiterhin so traurig wegen ihm bist wird Liam ihn raus werfen." meinte sie schließlich leise und ich nickte.

„Ich weiß. Aber in zwei Wochen bin ich weg. Dann ist alles gut." ich lächelte gespielt und Mom sah mich misstrauisch an.

„Paula..." fing sie an, doch ich unterbrach sie.

„Es ist alles gut Mom. Ehrlich. Ich geh noch ein bisschen ausreiten." meinte ich, stand auf und drückte Mom einen Kuss auf die Wange ehe ich aufstand, in meine Reitstiefel schlüpfte und das Haus verließ.

Ich führte Mika aus ihrer Box und während ich sie striegelte und aufsattelte hörte ich, wie jemand über den Hof lief und als ich aufsah erblickte ich Michael, der gerade in sein Auto einsteigen wollte und mich nun ebenfalls sah.

Einen Moment blickte er mich fast schon entschuldigend an und schließlich löste er den Blick, stieg ein uns fuhr davon.

Ich sah ihn traurig nach und führte nun Mika aus dem Stall, ehe ich aufstieg und an den Koppeln vorbei in Richtung der Hügel hinter dem Haus ritt.

Eine ganze Weile waren wir unterwegs. Ich genoss es noch einmal richtig mit Mika auszureiten, denn schon bald würde das nicht mehr möglich sein.

Schließlich ging bereits die Sonne unter, doch ich wollte noch nicht heim.
Ich wollte nicht vor Michael daheim sein. Sollte er sich doch mal fragen wo ich bin. Aber wahrscheinlich interessierte ihn das sowieso nicht mehr .

Also ritt ich zum See und band Mika am Zaun fest, ehe ich mich ans Ufer setzte.

Ich fühlte mich leer. Ohne Michael bei mir und mit der Gewissheit, dass sich mein Leben in zwei Wochen ziemlich stark verändern würde.

Aber weinen konnte ich irgendwie auch nicht.

Countryside //L.P. FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt