Der Morgen danach #30

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~PoV: Manuel~

Ein Feuerwerk, ein einziges Feuerwerk in meinem ganzen Körper. Doch ich wusste nicht weshalb. Er war der Typ, der mich für mehrere Wochen Tag für Tag gedemütigt hatte. Und soweit ich wusste, war er nicht schwul, geschweige denn, dass ich das von mir selbst behaupten konnte. Doch das war mir an jenem Abend egal, ich wollte es. Ich wollte ihn. Leider löste er sich nach einer gewissen Zeit, die sich gerade mal wie zwei Sekunden angefühlt hatte, wieder. Ein paar Millimeter vor meinen Lippen stoppte er.
Langsam bekam ich mein Augenlicht wieder und sah in seine braunen Augen, die abwechselnd zwischen meinen Lippen und meinen Augen hin und her schwenkten. Es brauchte nicht lange Ehe sich ein verschmitztes Lächeln auf sein verweintes, schmales Gesicht stahl, was ich nur erwidern konnte. "Du scheiß Siff-Frisur.", flüsterte er grinsend gegen meine Lippen, was mich leise auflachen ließ.
"Fick dich." Ohne dass er darauf ein ging legte er seine weichen Lippen erneut auf meine.

Blinzelnd versuchte ich meine Augen zu öffnen, doch die Sonnenstrahlen, die durch das große Fenster links neben mir kamen hinderten mich daran. Moment, links? Von meinem Bett aus war das Fenster normalerweise rechts. Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite, um den Sonnenstrahlen auszuweichen. Müde blinzelte ich ein paar Mal, als ich plötzlich direkt vor mir die Gesichtszüge von Patrick wahrnahm. Erschrocken versuchte ich zu realisieren wer da neben mir lag. Er hatte die Augen noch geschlossen und atmete friedlich.
Hatten wir etwa? Nein, bestimmt nicht. In ein paar Minuten würde ich mich wieder vollständig an die Geschehnisse des gestrigen Abends erinnern können und würde es bewusst ausschließen können, doch nur um mir auf die Sprünge zu helfen, hob ich die Decke ein wenig an. Ich hatte noch mein T-Shirt und meine schwarze Hose von gestern an.
Zum Glück. Ich gab ein erleichtertes Seufzen von mir.
"Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen." Ich erschrak, als ich direkt neben meinem Ohr diese Worte vernahm. Erschrocken und ängstlich zugleich blickte ich zu Patrick, der leicht schmunzelte.
"Scheiße, was haben wir nur gemacht?", nun stahl sich auch ein kleines Lächeln auf meine Lippen. "Das was wir wollten?", entgegnete er und kratzte sich am Hinterkopf. Seine Haare waren komplett verwuschelt und auch er blinzelte, wie ich noch vor ein paar Sekunden, gegen die Sonne an. Ich drehte mich wieder zur Fensterseite, um auf den Wecker zu schauen. 11:24 Uhr. "Ja gut, auf Frühstück können wir verzichten.", meinte ich lachend und zog mich gähnend aus dem Bett. Nachdenklich betrat ich das Bad, zog meine Klamotten aus und stellte mich unter die Dusche. Ich genoss das warme Wasser, das aus dem Duschkopf auf mich nieder brasselte und sich über meinen Körper bis hin zum Abfluss schlängelte. Es war als hätte es all meine Unsicherheit weggewischt. Gähnend rieb ich meinen dürren Körper mit Duschgel ein.
'War das etwa wirklich passiert? Hatte ich ihn geküsst?', dies waren die einzigen Gedanken, die in meinem Kopf herum schwirrten und natürlich die vielen Erinnerungen an gestern Nacht. Wie er mir ohne Vorwarnung näher kam, ich in den Kuss einstimmte und wie wir neben einander einschliefen.
Erinnerungen, die ich nur zu gern wiederholt hätte.
Kurze Zeit später ließ ich auch schon meine Zahnbürste über meine Zähne schruben.
In Gedanken versunken öffnete ich die Badtür, um das Zimmer zu verlassen, doch Patrick fing mich ab, indem ich direkt in ihn rein rannte. "Alter, erschreck' mich nicht so!", fluchte ich. "Sorry." Er grinste mich schief an, was Dank seinen Haaren ziemlich witzig aussah, da diese zu allen Richtungen abstanden.
"Ich wollte dich eigentlich nur darum bitten niemanden von gestern zu erzählen.", sagte er, woraufhin ich nickte. "Danke." Plötzlich bemerkte ich, wie sich das Szenario von gestern wiederholte und er auf mich zu kam.
Er war ein wenig größer als ich, weshalb er seinen Kopf ein paar Millimeter zu mir runter beugen musste, um mich küssen zu können.
Ich spürte seine weichen Lippen auf meinen und wie gestern ging in mir wieder das Feuerwerk, der tausenden Glücksgefühle hoch. Sachte löste er sich von mir und blickte in meine Augen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich braune Augen einmal so atemberaubend finden würde."
"Grün ist auch ganz schön.", gab er schmunzelnd zu, woraufhin sich Grübchen bildeten, die mir zuvor noch nie wirklich aufgefallen waren.
'Ich bereue es nicht.', hörte ich mein Inneres flüstern.
'Überhaupt gar nicht.'

R.E.A.L. -Glpalle ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt